"Der 12.99.99 wird in Ruhrgebietsrathäusern zur Nacht der langen Gesichter!"
Das Ruhrgebiet ist zumindest politisch eine der bzw. vielleicht sogar die Kernlandschaft
Deutschlands. Es kündigen sich bebenartig Wellen der Veränderung an, die auch außerhalb von größter Bedeutung sein werden. Die Hoffnungslosigkeit und Enttäuschung über den Schröder-Kurs, über die
jämmerliche Umfallerpolitik der Grünen ("die Umfallstation Nr.1") haben eingefleischte Schalke- oder BVB-Fans genauso im Regen stehen lassen wie engagierte Unternehmer oder Verwaltungsmenschen, die
seit Jahren die weltweit einmalige Leistung des Strukturwandels dieser geschundenen Region massiv vorantreiben. Die jahrzehntelange SPD-Herrschaft in den Rathäusern des Ruhrgebiets wackelt an allen Ecken.
"Der Pott kocht" erhält so eine neue Bedeutung! Der 12.9.99 wird die "Nacht der langen Gesichter" bescheren. Mülheim/Ruhr, mit 170.000Einwohnern zwar Großstadt, aber im Reigen der
Ruhrgebietsstädte kleiner und vermeintlich verschlafen, war schon immer Vorreiter: hier begann der Kohleabbau(Stinnes), hier war auch zuerst das große Zechensterben/ von hier kamen überproportional viele
Kohle- und Stahlbarone wie Stinnes, Kirdorf oder Thyssen, von hier kommen bzw. wohnen heute viele neuere Magnaten ob von Aldi, Tengelmann oder Metro uswusf./ in den 20iger Jahren war hier das Zentrum des
Ruhraufstandes, 1932 brachte Hilmar Schacht hier die Großindustriellen bei Kirdorf mit Hitler zusammen uswusf.. Bis heute ist unsere Stadt auf vielen Ebenen personell überrepräsentiert, u.a. mit
Hombach(nun im Kosovo) und Müller im Bundeskabinett, Frau Steffens als Landessprecherin der Grünen, aber auch mit einigen gebürtigen Mülheimer/innen wie Griefhahn, Matthäus-Maier usw. Die Liste könnte
beliebig verlängert werden mit Professoren, Nobelpreisträgern, Gewerkschaftsbossen usw. Obwohl oder vielleicht weil "Atomstadt"(früher AKW-Produktion, heute Castoren) waren Mülheimer seit der
Gründung der Grünen immer in Landes- oder Bundesvorständen oder in der grünen Landtags- oder Bundestagsfraktion (Knabe, Mann etc.) Mülheim war 1994 bei der letzten Kommunalwahl die erste
Ruhrgebietsgroßstadt, in der das rote Rathaus fiel. Schwarz-Grün kam, hat aber jämmerlich versagt, was vor allem den hiesigen Grünen anzulasten ist. Die alte Tante SPD dachte, es käme alles wieder wie
früher. Doch dann kippte das Landesverfassungsgericht am 6. Juli die 5%-Hürde. Wir, Menschen aus verschiedenen Mülheimer Bürgerinitiativen, entschlossen uns daraufhin, als Wählerliste anzutreten. Die
Hürden dafür sind in NRW recht hoch und unfair, vor allem bzgl. der Unterschriftensammelei nach Wohnsitzen, willkürlich festgesetzten Wahlbezirken etc.. Wir haben die Hürde gemeistert, wichtiger aber war
es, die Stimmung mitzubekommen, die bei nicht wenigen herrscht, eine explosive Mischung zwischen Resignation und totaler Wut gegen alle Parteien, daneben aber auch ein sehr deutlicher Zuspruch, dass wir uns
zur Wahl stellen. Wir denken, die Wahl wird in Mülheim genauso spannend wie in diversen anderen Ruhrgebietsstädten.
Lothar Reinhard |