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Aug. 08: Wolfgang Clement (W.C.), Mr. Hartzweiler II himself: No more W.C. in der SPD?

Zur Erinnerung die Satire
"Tollhaus NRW"? Hat “Commander Peer“ den Verstand verloren? Der verwirrte Landesvater und die Folgen einer Schwebetour in China: Müssen Steinbrück, Clement und Schröder nun in Quarantäne!? als (118 KB) von Juni 2003 und die zum Volkstrauertag 2005: Vorsicht Satire "Tollhaus Deutschland"? Pandemie wie nie? Schwänzten Steinbrück, Clement und Schröder die Quarantäne? als (186 KB). Mehr zum ex-Superstar Clement im W.C.-Pressearchiv

 

Michael Kasimir, Beethovenstr. 18, 45478 Mülheim/Ruhr
Lothar Reinhard, Karlsruher Str. 12, 45478 Mülheim/Ruhr

Mülheim, den 6. August 2002

An die Staatsanwaltschaft Düsseldorf
Fritz-Roeber-Str. 2
40213 Düsseldorf

Strafanzeige wegen des Verdachts der Veruntreuung öffentlicher Gelder nach § 266 StGB bei der Vergabe von Planungsaufträgen für den Metrorapid NRW
(zugehörige Presseerklärung)

Sehr geehrte Damen und Herren,

wir haben uns als Bürgerinitiative zusammengeschlossen, um den Metrorapid zu verhindern, weil wir weder verkehrspolitisch, noch in einem anderen Zusammenhang einen Sinn in diesem Großprojekt auf dieser Trasse erkennen können. Aus diesem Grund haben wir uns in den letzten Monaten intensiv mit den Planungen und der Machbarkeitsstudie auseinandergesetzt. An vielen Punkten, beginnend bei der Bedarfsprognose, mussten wir erkennen, dass die Machbarkeitsstudie nicht seriös ist, dass hier anscheinend ein Prestigeobjekt gegen jeglichen verkehrlichen Sachverstand und zum Schaden des Landes NRW und seiner Bürger/innen durchgesetzt werden soll.

In der Zwischenzeit sind nach und nach verschiedene Fachleute, renommierte Institute, Verbände und Instanzen zu einem ähnlichen Ergebnis gelangt.
U.a. hat der
Bundesrechnungshof (BRH) in seiner Stellungnahme von Anfang Juni den Metrorapid NRW als "nicht realisierungswürdig" klassifiziert [7]. Die Einschätzungen zur Machbarkeitsstudie von Mitgliedern im unabhängigen (aber nicht zu Rate gezogenen!) wissenschaftlichen Beirat des Bundesverkehrsministeriums (u.a. Prof. Hans-Jürgen Ewers, Technische Universität Berlin, Prof. Gerd Aberle, Universität Gießen in Monitor, Feb. 2002) und der Transnet Gewerkschaft [8] weisen in die gleiche Richtung.

Auch die nach dem Landesplanungsgesetz NRW zuständigen Regionalräte Düsseldorf, Arnsberg und Münster sowie mehrere Städte, darunter nicht gerade unbedeutende wie Düsseldorf und Essen, haben inzwischen rechtsverbindlich gegen das Großprojekt votiert. Mit an 100 % grenzender Wahrscheinlichkeit ist klar, dass der Metrorapid nicht kommen kann, da sich nahezu alle seriösen Instanzen und Fachleute inzwischen gegen den Metrorapid ausgesprochen haben.

 

Vor dem Hintergrund, dass außerdem Minister Steinbrück inzwischen in Düsseldorf eine Haushaltssperre verkünden musste, ist es nicht nachvollziehbar, dass für die Detailplanung der Metrorapid-Strecke vom Verkehrsministerium NRW (MWMEV) Gesamtaufträge in Höhe von 150 Mio Euro für die Planung der Metrorapid-Strecke an Planungsbüros vergeben werden sollen, die mit aller Voraussicht nur für den Papierkorb sind [4]. Ein erstes Planungsauftrag in Höhe von 25 Mio Euro wurde hierzu in der letzten Woche an drei Ingenieurbüros vergeben [6]. Im Übrigen ist ungeklärt, ob überhaupt Haushaltsmittel in dieser Höhe  im Landeshaushalt dafür ausgewiesen sind! Nicht zu vergessen dabei auch, dass im Koalitionspapier der Rot-Grünen Landesregierung NRW festgeschrieben ist, dass keine zusätzlichen Landesgelder für den Trans-/Metrorapid ausgegeben werden sollen.

Nach der vernichtenden Stellungnahme des BRH [7] kann zudem die Ausgabe dieser 150 Mio EURO für die Fortsetzung der Planungsarbeiten jedenfalls nicht zielgerichtet und somit auch nicht gerechtfertigt sein. In dem Zusammenhang ist auch von Bedeutung, dass notwendige Beschlüsse des Haushaltgesetzgebers auf Bundesebene zur Finanzierung des Gesamtprojektes Metrorapid bisher ebensowenig vorliegen wie rechtsverbindliche Zusagen!

Besonders verdächtig sind die Beschwerden dreier Planungsingenieurbüros (Spiekermann/ DB Consult/ Schüßler Plan GmbH) an die Vergabekammer. Hier muss von einer nicht korrekten Auftragsvergabe ausgegegangen werden. Umso befremdlicher, dass alle 3 Beschwerden nach kurzer Zeit zurückgezogen wurden. Das erweckt stark den Verdacht auf nicht erlaubte Absprachen und auch Versprechungen, vor allem wenn man sich anschaut, um wen es sich bei den Büros handelt.

Doch selbst unabhängig davon, dass das Vergabeverfahren mehrfach in der Kritik und in Beschwerdeverfahren war - die wie gesagt alle auf unübliche und unerklärliche Weise zurückgezogen wurden - und unabhängig davon, dass bei der Vergabe der Ingenieurleistungen zur Metrorapid-Planung es offenbar Unregelmäßigkeiten im NRW-Wirtschaftsministerium gegeben hat [1, 2, 3], erscheint es vor dem Hintergrund von Haushaltssperre, BRH-Stellungnahme, Regionalräte-Votum und den bevorstehenden Bundestagswahlen im September 2002 mehr als unverantwortlich, weitere Landesgelder zu diesem Zeitpunkt für das Metrorapidprojekt auszugeben.

In diesem Zusammenhang wäre es geboten, zumindest erst die Bundestagswahl im September 2002 abzuwarten (auch die Bundeszuschüsse für den Metrorapid sind noch nicht wirklich geklärt und auch nicht verbindlich im Bundeshaushalt eingestellt!), um eine mögliche, alleine aus sachlichen Erwägungen überflüssige Ausgabe von Steuergeldern zu vermeiden. Aus diesem Grunde können wir die Ausgabe weiterer Planungsgelder zu diesem Zeitpunkt nur als Veruntreuung von öffentlichen Mitteln ansehen, die zudem in der derzeitigen Gesamtsituation des krisengeschüttelten Landes NRW besonders schwerwiegend und folgenreich ist.

Bereits in der Vergangenheit gab es immense Ausgaben des Schwanholdministeriums (MWMEV NRW) in Form von Millionen Steuergeldern für Werbefeldzüge im Stil von Waschmittelreklame für den Metrorapid bereits im Vorfeld der Machbarkeitsstudie, die ja eigentlich die Machbarkeit überhaupt erst feststellen sollte, so dass die riesigen und geldträchtigen Werbefeldzüge im Vorfeld nur als manipulativ und damit als Geldverschwendung anzusehen sind. Dabei sind auch enorme Ausgaben der landeseigenen "Projekt Ruhr GmbH" zur reinen Vorab-Werbung mit zu berücksichtigen!

Gegen das Votum der Regionalräte Düsseldorf, Arnsberg und Münster zur Änderung der Gebietsentwicklungspläne, der Kommunen entlang der geplanten Trasse, aller Umwelt- und Verkehrsverbände und dutzender betroffener Grundstückseigentümer, kündigte die Landesregierung an, selbst ein so groß dimensioniertes Projekt notfalls auch "auf dem Klageweg durchzuziehen".

Um das Projekt "durchzupauken" soll Staatssekretär Adamowitsch einzelnen Kommunen sogar mit dem Entzug von Fördermitteln gedroht haben, falls sie ihre Zustimmung verweigern [5]. Dies erscheint nicht nur uns verfassungsrechtlich bedenklich. Es käme einer erpresserischen Anmaßung gleich, was auch einer Landesregierung in unserem demokratischen Rechtstaat nicht zustünde.

Aus all den Gründen, Indizien, Bedenklichkeiten heraus und wegen der unerlaubten und bedenklichen Drohgebärden der Staatskanzlei möchten wir Sie auffordern und bitten, Ihrer Prüfungsfunktion in diesem Fall schnell im Interesse aller Bürger und Steuerzahler des Landes NRW nachzukommen, bevor weitere Landesgelder ausgegeben werden für ein Projekt mit ungewisser Zukunft.

Wir zeigen Ihnen als Staatsanwaltschaft deshalb hiermit den Straftatbestand gemäß § 266 StGB - Veruntreuung öffentlicher Gelder - an und fordern Sie auf wegen des Verdachts der Veruntreuung zu ermitteln.

Wir bitten Sie in dem Zusammenhang außerdem um eine nachträgliche Überprüfung der Werbegelder incl. derjenigen der landeseigenen "Projekt Ruhr GmbH" für den Metrorapid im Vorfeld der Machbarkeitsstudie sowohl bzgl. Höhe, Sinnhaftigkeit und Zulässigkeit, als auch bzgl. der notwendigen parlamentarischen Zustimmung. Ebenso sollten Sie in die Ermittlungen mit einbeziehen, dass die Machbarkeitsstudie, die u.a. von den o.g. Büros Spiekermann und Vössing erarbeitet wurden, sich als völlig unseriös herausgestellt hat nicht zuletzt aufgrund von nicht lauteren Vorgaben. Deshalb besteht auch dabei der Verdacht der Veruntreuung öffentlicher Gelder, nur um ein nicht machbares, “nicht realisierungswürdiges” Projekt durchzupauken. Hier liegt der Verdacht der Vortäuschung falscher Tatsachen auf der Hand, was auch noch mit Steuergeldern bezahlt wurde.

Wir bitten Sie ferner, soweit es in den Befugnissen Ihrer Behörde steht, dringendst zu prüfen, inwieweit Sie als Staatsanwaltschaft nach möglichst schneller Überprüfung des Anfangsverdachts mit dazu beitragen können, die Verschwendung weiterer Gelder für das "nicht realisierungswürdige" Projekt, wie es der BRH klassifizierte [7], zu vermeiden.

Mit freundlichen Grüßen und der Bitte um baldige Antwort

für die BI ContraRapid Mülheim: M. Kasimir                    +                            L. Reinhard

Quellen

[1] Metrorapid: Vergabe in der Kritik, Rheinische Post vom 25.06.2002 (s.u.)

[2] Bahn-Tochter zieht Einspruch zurück, Süddeutsche Zeitung, 06.07.2002 (s.u.)

[3] Beim Metrorapid rangiert die Landesregierung zurück, Süddeutsche Zeitung, 09.07.2002 (s.u.)

[4] Keine Verzögerung der Metrorapid-Planung, Süddeutsche Zeitung, 19.07.2002 (s.u.)

[5] Land will sich über Regionalräte hinwegsetzen, Süddeutsche Zeitung, 25.07.2002 (s.u.)

[6] Land vergibt Aufträge zu Metrorapid-Planung, Süddeutsche Zeitung, 27.07.2002 (s.u.)

[7] Bericht des Bundesrechnungshof (BRH) an den Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages nach § 88 Abs. 2 BHO über die Machbarkeitsstudie für Magnetschnellbahntrassen in Bayern und NRW vom 4. Juni 2002 - als Kopie beigefügt Kapitel 0: Zusammenfassung; bei Bedarf können wir auch den gesamten Bericht als Kopie nachreichen

[8] UN-MACHBARKEITSPAPIER von TRANSNET zu Magnetschnellbahnstrecken in Bayern und NRW  vom Februar 2002 - als Kopie beigefügt                                                                                         

[1] Metrorapid: Vergabe in der Kritik

Vorwurf: Wirtschaftsminister hat bei Planungs-Vergabe unsauber gearbeitet

Quelle: Rheinische Post vom 25.Jun.2002

Von UDO RÖSSEL

DÜSSELDORF. Bei der Vergabe der Ingenieurleistungen zur Metrorapid-Planung (Gesamtvolumen: 15 Millionen Euro) hat es offenbar Unregelmäßigkeiten im NRW-Wirtschaftsministerium gegeben. Das jedenfalls wirft die Bietergemeinschaft DE Consult/Schüßler Plan GmbH, die keinen Zuschlag erhielt, den Verantwortlichen vor. So wären zwei der Gewinner, das Düsseldorfer Ingenieurbüro H. Vössing und die Firma Krebs und Kiefer, auch Mitglieder der Planungsgemeinschaft Metrorapid, die die Machbarkeitsstudie für die Magnetschwebebahn erarbeitet hat. Diese im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums erarbeitete Studie bildete die Grundlage für die späteren Planungsleistungen. Das allein hätte nach den Kriterien der Vergabekammer schon für einen Ausschluss der beiden Bieter gereicht.

Für DB Consult/Schüßler kam es aber noch dicker. Denn ihr lag die gesamte Machbarkeitsstudie noch nicht einmal rechtzeitig vor, sondern nur in einer gekürzten Version. Die hätte sich lediglich auf eine "überblicksmäßige Darstellung" beschränkt. DE Consult/Schüßler Plan hätte lediglich einen Einsichtstermin "für den 13. Februar 2002 von 9 bis 16 Uhr erteilt" bekommen, ohne die Möglichkeit, Kopien zu machen. Die vollständige Fassung hätten sie erst am 5. März erhalten, obwohl diese bereits seit dem 18. Januar eingereicht worden sei, also den anderen Büros spätestens zum Jahreswechsel vorgelegen hätten.

Weitere Formmängel sehen die Kläger darin, dass die Ministerialen bei der zweieinhalbstündigen Präsentation nichts protokolliert hätten. Die Darstellung hätte aber maßgeblich die Auftragsvergabe beeinflusst.

Noch ist offen, wie das Nachprüfungsverfahren ausgeht. Auf jeden Fall wird die Planung des Metrorapids weiter verzögert. Offenbar will die Deutsche Bahn daraus nun Kapital schlagen. Sie bot Wirtschaftsminister Ernst Schwanhold inzwischen an, den Nachprüfungsantrag zurückzuziehen, wenn die Bahn-Tochter DE Consult durch Unteraufträge an dem Projekt beteiligt würde.

[2] Bahn-Tochter zieht Einspruch zurück

Planung für Metrorapid damit ohne Verzögerung möglich

Quelle. Süddeutsche Zeitung vom 6.Jul.2002

Düsseldorf - Die Ingenieurbüros DE Consult und Schüßler Plan GmbH haben ihren Antrag zurückgezogen, die Auftragsvergabe beim Metrorapid-Projekt zu prüfen. Eigentlich war für Freitag bei der Bezirksregierung Düsseldorf eine mündliche Verhandlung des Falls angesetzt gewesen. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung verzichtete die Bahn-Tochter DE

Consult und ihr Partnerbüro jedoch auf eine weitere Untersuchung des Verfahrens. Eine Verzögerung ist damit nicht mehr zu erwarten.

Die beiden Ingenieurbüros waren bei der Ausschreibung der etwa 150 Millionen Euro teueren Metrorapid-Planung durch das Düsseldorfer Verkehrsministerium nicht zum Zuge gekommen.

Vor der Vergabekammer der Bezirksregierung hatten sie einen "wettbewerbsverzerrenden Wissensvorsprung" der favorisierten Bewerber bemängelt. Zugleich hatte die Deutsche Bahn Verkehrsminister Ernst Schwanhold (SPD) vor einem langwierigen Rechtsstreit gewarnt, der die Fertigstellung der Metrorapid-Strecke bis zum Jahr 2006 unmöglich machen würde. Als Ausweg hatten sie vorgeschlagen, die unterlegenen Konkurrenten durch Unteraufträge an dem Projekt zu beteiligen. Das Verkehrsministerium hatte hingegen betont, dass das Verfahren vorab von Fachanwälten geprüft worden und damit schwer angreifbar sei.

Nach Informationen der SZ sollen die beiden Ingenieurbüros ihren Antrag zurückgezogen haben, weil ihre Anwälte den Prüfungsantrag als aussichtslos einstuften. Weder DE Consult noch Schüßler Plan wollten den Vorgang am Freitag kommentieren.

[3] Beim Metrorapid rangiert die Landesregierung zurück

Quelle: Süddeutsche Zeitung vom 9.Jul.2002

von Roland Preuß

Die Töne sind leiser geworden, die Worte vorsichtiger. Es klingt, als ob Wolfgang Clement selbst nicht mehr so recht daran glaubt, dass er in vier Jahren mit breitem Grinsen aus dem frisch vollendeten Metrorapid steigt und damit alle Lügen straft, die den Glauben an seinen Terminplan verloren hatten. Niemals habe er versprochen, dass die Magnetbahn bis zur Fußball-WM durchs Ruhrgebiet schweben werde, sagte Clement kürzlich dem WDR. "Aber ich habe versprochen, dass es mein Ziel ist, dass der Metrorapid 2006 fahren soll."

Anlass zu derartigen Formulierungskünsten gibt es reichlich: Mit ungeklärten technischen Fragen im Nacken und ohne privaten Investor an der Seite, will sich der Ministerpräsident nicht mehr gerne auf den

Termin 2006 festnageln lassen. Auch Verkehrsstaatssekretär Jörg Hennerkes ist vorsichtiger geworden: "Wir können ziemlich schnell aus dem Zeitplan herauskommen."

Die größten Probleme bereitet die Deutsche Bahn. Nach außen hin wahrt Bahn- Chef Hartmut Mehdorn gerne den Schein. Das Unternehmen sei bereit, den Metrorapid zu betreiben und "stehe voll zum Projekt", sagte Mehdorn. Es empfiehlt sich nicht, das allzu wörtlich zu nehmen. Denn hinter der Kulisse aus freundlichen Worten prügelt die Bahn-Spitze immer noch gerne auf Clements Lieblingsprojekt ein.

Vor zwei Wochen ging die Bahn-Tochter DE Consult juristisch gegen die Ausschreibung des Wirtschaftsministeriums zur Metrorapid-Planung vor. Sie soll mit zeitraubenden Klagen gegen das Vergabeverfahren gedroht haben, falls sie nicht an dem Projekt beteiligt werde. Dass DE Consult ihren Einspruch am vergangenen Freitag zurückzog, hat in der Landesregierung allerdings nur für vorübergehende Erleichterung gesorgt. Ohne die Bahn ist der Schwebezug nicht zu bauen, denn die Trasse soll zu über 90 Prozent auf deren Gelände liegen. Die Bahn-Spitze ist von dem Vorhaben jedoch noch längst nicht überzeugt. In einem internen Bericht an den Aufsichtsrat schrieb der Vorstand nach Informationen aus Bahn-Kreisen vor wenigen Tagen von "erheblichen Risiken bei Investitionskosten, Betriebskosten, Erlösen und Terminplänen."

Etwas andere Formulierungen wählten Land und Bahn im jüngst geschlossenen Projektvertrag für den Bau der Strecke. "Der Metrorapid kann zur Fußball-WM 2006 in Betrieb genommen werden", heißt es da, die Parteien würden "künftig loyal zusammen arbeiten." Eine Kündigung soll dennoch jederzeit möglich sein. Sollte es soweit kommen, dürfte es mit den leisen Tönen vorbei sein. ähnlich wie bei der gescheiterten Strecke zwischen Hamburg und Berlin böte sich die Bahn als Sündenbock geradezu an.

[4] Keine Verzögerung der Metrorapid-Planung

Quelle: Süddeutsche Zeitung vom 19.Jul.2002

Düsseldorf - Die Aufträge für die Planung der Metrorapid-Strecke sollen in der kommenden Woche vergeben werden. Nach Informationen der SZ hat das Düsseldorfer Ingenieurbüro Spiekermann seinen Nachprüfungsantrag gegen die Ausschreibung des Wirtschaftsministeriums zurückgezogen. Das Unternehmen war an der Erstellung der Machbarkeitsstudie zum Metrorapid beteiligt und hatte sich vergebens um die Planung der Magnetbahn-Strecke beworben. Vergangene Woche hatte es bei der Bezirksregierung Düsseldorf Einspruch gegen die anstehende Vergabe der etwa 150 Millionen Euro schweren Planungsleistungen eingelegt. In der Landesregierung hatte man damit gerechnet, dass sich das Projekt, das bis zum Jahr 2006 fertiggestellt sein soll, verzögern könnte, weil das Verfahren bis zum Abschluss der Prüfung geruht hätte. Mit dem Rückzug von Spiekermann verbleiben nun keine Hindernisse mehr. Wie die SZ erfuhr, soll jeweils ein Drittel der Planungsleistung in der kommenden Woche an drei Ingenieurbüros vergeben werden.

Spiekermann ist bereits das dritte Ingenieurbüro, dass rechtlich gegen die Ausschreibung vorgehen wollte. Vor vier Wochen hatte bereits die Bahn-Tochter DE Consult zusammen mit ihrem Partner Schüßler Plan GmbH versucht, durch einen Nachprüfungsantrag doch noch an dem Projekt beteiligt zu werden, hatte seinen Einspruch aber später ebenfalls zurückgezogen.

rpr

[5] Land will sich über Regionalräte hinwegsetzen

CDU wirft Staatskanzlei bei Metrorapid-Planung "undemokratisches Verhalten" vor

Quelle: Süddeutsche Zeitung vom 25.Jul.2002

Von Achim Pollmeier

Düsseldorf - Im Streit um die Änderung der Gebietsentwicklungspläne für die Metrorapid-Trasse hat die

Landesregierung die Regionalräte in Münster, Düsseldorf und Arnsberg aufgefordert, ihre ablehnende Haltung bis Mitte September zurück zu nehmen. Andernfalls will man die Bezirksregierungen anweisen, die notwendigen Änderungen auch ohne die Einwilligung der Regionalräte vorzunehmen, sagte der Chef der Staatskanzlei, Georg Wilhelm Adamowitsch, am Mittwoch.

Er bestätigte damit Berichte der Süddeutschen Zeitung über die Strategie der Landesregierung nach dem ablehnenden Votum der Regionalräte. Diese hätten ihren Entscheidungen "völlig sachfremde Argumente" zu Grunde gelegt, so Adamowitsch, der den Regionalräten daher eine "parteipolitische Konditionierung" vorwarf: "Sie haben nicht zu befinden, ob der Metrorapid sinnvoll ist, sondern lediglich, ob einer Umwidmung von bestehenden Bahntrassen für die Schwebebahn regionalplanerisch etwas entgegen steht." Weil die Räte sich dazu aber "gar nicht geäußert" hätten, nutze die Staatskanzlei nun notfalls ihre Kompetenz als oberste Planungsbehörde des Landes, um "Entscheidungen von landesplanerischer Bedeutung umzusetzen".

Der Einschätzung des Verwaltungsrechtlers Bernhard Stüer, eine Klage der Regionalräte gegen ein solches Vorgehen könnte die Planungen verzögern, widersprach Adamowitsch: "Das hätte keine aufschiebende Wirkung und wäre auch inhaltlich kaum zu begründen."

Der CDU-Verkehrsexperte Heinz Hardt kritisierte diese Strategie als "undemokratisches Verhalten". Die Regionalräte hätten die Pläne sehr wohl aus planerischen Gründen abgelehnt. Zum Beispiel, weil sie

negative Auswirkungen auf die städtische Verkehrsinfrastruktur und den bestehenden Nahverkehr befürchteten. Um das Projekt "durchzupauken" habe Staatssekretär Adamowitsch einzelnen Kommunen sogar mit dem Entzug von Fördermitteln gedroht, falls sie ihre Zustimmung verweigern.

[6] Land vergibt Aufträge zu Metrorapid-Planung

Quelle: Süddeutsche Zeitung vom 27.Jul.2002

Düsseldorf - Das nordrhein-westfälische Verkehrsministerium hat am Freitag die ersten Aufträge für die Planung der Metrorapid-Strecke vergeben. Drei Ingenieurbüros wurden damit beauftragt, bis zum kommenden Frühjahr Pläne und Unterlagen für das Planfeststellungsverfahren anzufertigen. Zu den Aufgaben der Ingenieure gehören die Detailplanung von Trasse und Brücken sowie von Umbaumaßnahmen am vorhandenen Eisenbahnnetz. Das Auftragsvolumen betrage rund 25 Millionen Euro, teilte das Ministerium mit. Die drei Ingenieurbüros Vössing (Düsseldorf), Krebs und Kiefer/Drecker (Darmstadt/Bottrop) sowie Zerna, Köppner & Partner/BPI-Consult (Bochum/Köln) sind als Sieger aus der europaweiten Ausschreibung der Aufträge hervorgegangen. Vössing sowie Krebs und Kiefer waren bereits an der Erstellung der Machbarkeitsstudie für den Metrorapid beteiligt. Die Vergabe der Aufträge war möglich geworden, nachdem drei Ingenieurbüros ihre Einsprüche gegen die Ausschreibung zurück gezogen hatten. (Süddeutsche Zeitung vom 27.Jul.2002)