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Zum 1.April: Der ganz große Ruhrbania-Durchbruch!

Pünktlich zum 1. April 2010 im Jahr der Kulthauptstadt Ruhr
auch als pdf-Datei (221 KB) 1.April2010

Wessels Kondor im Sturzflug und die Stadt Mülheim übernimmt Anteile der für Ruhrbania systemischen Firma! Mühlenfeld: „Der ganz große Durchbruch!“

Sensation an der Ruhr: Gestern noch scheinbar am Boden und heute bereits der ganz große Durchbruch?! Ruhrbania kurz vor der Vollendung und Frau OB Mühlenfeld begeistert!

März 2010 tief im Westen und mitten in der Kulturhauptstadt, eingekeilt zwischen den Hungerleider-Städten Duisburg, Oberhausen und Essen das idyllische, reiche Mülheim. Auch die kleine Großstadt a.d.Ruhr mit -bania ist auf einmal in schweren Nöten: Der Kämmerer hat sich verzockt, ein Nothaushalt scheint kaum noch zu vermeiden und die bis Ende Feb. streng geheim gehandelte „Giftliste 2010“ für ein Haushaltssicherungskonzept entpuppt sich mehr und mehr als konzeptfreies Verunsicherungspaket.

Einfach keine/r aus der Ruhr-(mit Bania)-Stadt will mitspielen bei Bonans Streichkonzert. Böse Worte und Anspielungen machen die Runde wie „Bonan von Münchhausen“ oder „Trümmerfrauen wollen uns beklauen“ oder „Helga, die Abbruchdezernentin ohne Fristenregelung“ oder gar „Daggi, verpiss Dich, keiner …“. B.B., der böse Bilo, hing gar Transparente auf, auf denen Frau OB der Verstand und ihrem Gefolge, in personae der Planungsdezernentin und des Tiefbauamtsleiters, jeglicher Plan abgesprochen wird. Auf seinem Auto ist auch noch zu lesen „Wir legen die Stadt in Schutt und Asche und liegen den Bürgern auf der Tasche“ und daneben die Bilder von Mühlenfeld, Bonan und Wiechering. Ähnliches hatte eine aufmüpfige Bürgerin beim Haushaltsforum in Broich der obersten Frau der Stadt sogar ins Gesicht gesagt, als sie behauptete, die Stadt läge in Trümmern, „nur weil irgendjemand eine Fiesion gehabt hätte“. Schlimm schlimm, soviel Majestätsbeleidigung und das, nachdem die Mölmsche first lady im Februar auch noch vom OLG eine verheerende Klatsche im „Karikaturenstreit auf Mölmsch“ erhalten hatte, sie sich deshalb nicht mehr wegen jedem Furz beleidigt fühlen darf und damit auch mit Strafanzeigen gegen unfolgsame Untertanen zumindest vorerst etwas geizen muss.


Was aber war nur geschehen, dass selbst die folgsamsten Bürger und glühendsten Verehrer von Ruhrbania ihrer Leidfigur Dagmar nicht mehr folgen wollten?

Die trägt schließlich die Fiesion mit Ruhrbania seit ihrer Wahl als After-Baganz in 2003 wie eine Monstranz vor sich her und jede/r wichtige Mülheimer/in, selbst diejenigen, die von kleinen Subventiönchen der Stadt überwintern, folgten ihr bisher andächtig und beteten litaneimäßig immer wieder das hohe Loblied auf das sog. strategische „Zukunfts“projekt Ruhrbania, das angeblich alle Innenstadtprobleme löst und junge Familien sowie Touristen in Scharen in das überalterte Mülheim lockt.

Ja selbst Bewohnerinnen des „größten Schiffs am Hafen“ im alten Stadtbad murrten aus ihrem „Palais am Kai“, neben dem noch unfertigen Wasserwanderrastplatz, und beschworen den Untergang städtischer Kultur, just im Jahr der Kulturhauptstadt. Selbst die sog. „Wirtschaft“ zerriss verschmitzt, sogar halb verschnitzmeiert, das gesamte Haushaltskonzept wie eine Feder im Wind. Da vertraten sie ganz ungeniert selbst MBI-Positionen, obwohl sie noch im Aug. den MBI jeglichen Zugang zu ihrer Wahlveranstaltung verweigert hatten! Auch bei der peinlichsten und dilettantischste Geschichte des letzten Jahres, dem monatelangen Affentanz um den Ruhrbania-Standort für eine Fachhochschule mit Ostblockcharme zwischen Eisenbahn- und Nordbrücke, stand der Unternehmerverband in Nibelungentreue bis zuletzt an Daggis Seite, selbst gegen andere Unternehmer und selbst, als der FH-Banania-Traum bereits wie eine Seifenblase geplatzt war.

Noch im August war Dagmar, die I., zum zweiten Mal und mit Glanz und Glorie wiedergewählt worden mit sagenhaften 43,1% bei sensationeller Wahlbeteiligung von 51,9%. Anders als in Dortmund mit dem abgängigen RWE-Aufsichtsratskollegen verübelte ihr in Mülheim auch niemand, dass sie die Menschen vor den Wahlen mit den eh nur verwirrenden Zahlen über Haushaltslöcher o.ä. verschonte. Viel spaßiger war da die Dauerdiskussion um Kübelbäume und andere Attrappen auf der Schloßstraße. Der veraltete Kaufhof, den Daggi schon lange lieber abgerissen sah, hatte endlich sein Ende angekündigt und fast sofort, jedenfalls noch ganz kurz vor den Wahlen, präsentierte Daggi das Ruhrbanium anstelle. Kurz davor konnte sie auch für Baufeld 1 die gesicherte Zukunft verkünden: Kein nicht benötigtes Hotel mehr, dafür ein tolles Ärztehaus und hopplahopp, war die Gesamtfiesion Ruhrbania perfekt: Vorne Edelwohnungen in „Kais Palais“, dahinter Ruhrbanium statt Kaufhof, der Super-Wanderwasserrastplatz, das Ärztehaus dahinter, dann schmucke Wohnungen, Kneipen und Boutiken und ab der Eisenbahnbrücke die Fachhochschule. Wenn das nicht die strahlendste aller Zukunften ist, was dann?

Dafür lohnte es sich immer, den Rathauneubau, den Stadtbadanbau, demnächst noch Bücherei, AOK, Gesundheitshaus und das ex-Arbeitsamt genau wie die Ruhrstr. aus dem Verkehr zu ziehen und abzureißen und das Gartendenkmal musste ohnehin von den Fixern befreit werden, was ohne das Abholzen der Bäume nicht möglich gewesen wäre, gell!

Kurzum: Im August war Mülheims und Daggis Welt noch voll in Ordnung, und zwar derart voll, dass es kaum auffiel, dass just die MBI als die notorischen Ruhrbanania-Kritiker bei den Wahlen erneut kräftig zugelegt hatten und danach Vertreter selbst in die erlauchtesten Aufsichtsräte schickten wie die zum Flughafen, zur Ruhrbania-Projektentwicklungsge-sellschaft oder zur WirtschaftsförderungsGmbH von M&B.

Doch danach prasselten die Hiobsbotschaften dann auf die „Mutter von Banania“ fast täglich herein:

  • Die Totalpleite mit der Ruhrbania-FH, welche nun an die Duisburger Straße kommt
  • Kaufhof mal abreißen, mal nicht abreißen, Ruhrbaniumpläne verschieben, verändern usw.. Keiner weiß nix Genaueres, außer der Kaufhof schließt definitiv im Mai und der Miteigentümer der Immobilie, Bodo Scheibel, ist gestorben.
  • Ärztehaus kommt im Dez., dann der Bauantrag erst Ende Mai, dann mit Generalunternehmer, dann ohne, dann als medizinisches Versorgungs-zentrum, dann nicht mehr usw. wie oben: Keiner weiß nix Genaueres.
  • Das Vergabeverfahren für Baufeld 2, wegen der FH-Träume vor über
    einem Jahr ausgesetzt, verzögert sich weiter, weil alle warten, was denn mit Baufeld 1 wird.
  • Die meisten der Luxuswohnungen im Stadtbadanbau, die mit den exquisiten Nordbalkonen, bleiben einfach leer, nun schon seit über 1 Jahr
  • Der Ankauf des ex-Arbeitsamtes von Hoffmeister kostete die Stadt bereits 1,7 Mio., wofür die AOK daneben sicher nicht zu haben sein wird. Was aber soll in diesen Baufeldern überhaupt noch kommen, wenn bereits Baufeld 1 derart stockt und damit Baufeld 2 ebenfalls? Da macht auch der  begonnene Umbau des Brückenkopfes für 15 Mio. vorerst keinen Sinn. Der Unmut in der Bevölkerung über diese Geldverschwendung ist riesig.


Ruhrbania vorgestern,    gestern,    heute und               morgen

Zusätzlich dann gestern noch das hartnäckige Gerücht, der Ruhrbania-„Partner“ Kondor Wessels sei in einer Art Geiers Sturzflug verfangen und wolle nicht mehr so richtig. Genaueres aber wusste keine/r. Und dann heute morgen, 1. April 8.17 Uhr, diese auf den ersten Blick verwirrende Meldung aus dem Mölmschen Rathaus, richtiger natürlich aus einer der 1001 ausgelagerten Rathausersatzstellen:

„Condor Wessels zieht sich aus dem Ruhrbania-Projekt zurück. Probleme des Konzerns in den Niederlanden, nicht bei Ruhrbania, deshalb übernimmt die Stadt Konzern-Anteile!

Nach intensiver Beratung durch führende, deutsche Beraterbüros und in Absprache mit führenden Vertretern des Düsseldorfer Wirtschaftsministeriums sowie der WestLB und der NRW-Bank hat die Stadt Mülheim sich in einer nächtlichen Krisensitzung dazu entschlossen, die deutschen Anteile der Firma ganz zu übernehmen. Die Finanzierung durch die Landesbanken ist gesichert, noch vor Karfreitag sind alle Verträge unter Dach und Fach.
„Das ist der ganz große Wurf,“ so Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld, „zumindest der deutsche Teil der Firma mit ihren vielen Unterfirmen ist für die Zukunft unserer Stadt, also für Ruhrbania, fundamental wichtig, also  systemisch. Nach Übereinstimmung mit Landes- und Bundesministerien war damit die zwingende Notwendigkeit von Bürgschaften oder/und Übernahme der Firma gegeben. Weil wie bei Opel nicht sicherzustellen gewesen wäre, dass Bürgschaften nicht auch nach „Holland in Not“ umgeleitet hätten werden können, blieb uns nur die Alternative der freundlichen Übernahme. Damit ist das monatelange Gehampel um Baubeginn, Konventionalstrafen, Generalunternehmer oder Ärztfinderei beendet. Bereits nächste Woche, sofort nach den Ostertagen wird Baufeld 1 bebaut. Ein großer Tag für Mülheim, die Zukunft beginnt heute!“
Und Kämmerer Bonan ergänzt: „Das sensationelle Geschäft ist einzigartig, und Mülheim schon wieder Vorreiter für andere notleidende Kommunen. Dadurch, dass wir den systemischen Aspekt des Kondors mehr als deutlich machen konnten, stimmten alle Aufsichtsbehörden jedem Kredit zu. Das rettet nicht nur die Ruhrbania-relevanten Teile des Konzerns, es versetzt uns auch in die Lage, unser Kassenkreditvolumen zu verringern, denn wir brauchen ja in Zukunft kein weiteres Geld, um den Investor bei Laune zu halten oder um immer neue Propaganda-Offensiven zu starten. Das Geld ist da und wir können viel schneller abreißen, aufkaufen und vor allem Ruhrbania auch bauen! Das machen dann unsere jetzt übernommenen Firmen und wir können selbst die Ausschreibungen weglassen. Durch das viele frische Geld der Landesbanken können wir dieses Jahr auch ganz auf Giftlisten, Haushaltssicherung oder ähnliche Papiertiger  verzichten.“

Frau Mühlenfeld betont weiterhin: „Durch diese Übernahme von Geschäftsanteilen wird die Stadt nicht nur in die Lage versetzt, selbständig Ruhrbania vollenden zu können. Wir können auch aufstiegswillige Verwaltungsmitarbeiter an verantwortlichen Stellen in den nun uns gehörenden Tochterfirmen plazieren. Das wird unseren Personaletat deutlich entlasten und wir können weitere, dringend notwendige Stellen schaffen. Nachdem im Rahmen des Städtebündnisses „Raus aus den Schulden“, deren Sprecherin ich bekanntlich bin, kein zusätzliches Geld von Land oder Bund zu bekommen war, haben wir kurz entschlossen die Gelegenheit beim Schopfe gepackt, um Geld auf die gleiche Weise zu erhalten, wie das bei HypoReal, Commerzbank, Opel oder den Griechen auch meist funktionierte.
Das größte Geschäft der Stadtgeschichte ist damit unter Dach und Fach. Der Rat wird in einem Dringlichkeitsbeschluss, unterschrieben vom SPD-Fraktionsvorsitzenden, Herrn Wiechering, und von mir, das ganze nächste Woche beschließen, dem der Rest des Rates dann am 27. Mai folgen wird. Ich bin sehr stolz, diesen ganz großen Wurf so entschlossen und kurzfristig gelandet haben zu können. Ich danke Gott für dieses Himmelsgeschenk. Ruhrbania, Glückauf!

gez. Diebels, alt, Pressesprecher

Verduzt, verwirrt, fassungslos, aber auch euphorisch die ersten Reaktionen:
Lison jubiliert, die SPD will bereits beantragen, diesen Tag in Mülheim zum Feiertag zu machen. CDU, FDP und Grüne schweigen noch mit Blick auf die Landtagswahlen. Die MBI ganz lapidar: „Wer`s glaubt, wird selig! Bei Ruhrbania ist schon so Vieles  weggesandert!“ Und Frau Sommer freut sich: „ Hauptsache, das Museum bleibt!“ Doch warten wir es ab, was sich aus der sensationellen Wendung  noch alles entwickelt.

Hans Albers, 1. April 2010 

P.S.: Bisher nur ein Gerücht ist, dass ex-OB Baganz als Staatssekretär der Vertreter des Wirtschaftsministeriums bei den Verhandlungen gewesen sei, genauso wie eine gewisse Frau Dr. Jasper und die BPG von Herrn Kraushaar als Berater beteiligt gewesen wären und man höre und staune: Auch Vorstandsmitglied Ernst Gerlach von der NRW-Bank soll als ex-Mülheimer Oberstadtdirektor mitgewirkt haben! Gefehlt haben sollen aber sowohl der RWE- wie der ADAC-Chef.