Mittwoch, 4. Oktober: Treffen zur Zukunft der geschlossenen VHS um 19 Uhr im Stadthallen-Restaurant Caruso
Unsere zentral gelegene Mülheimer VHS ist lange noch nicht endgültig gesichert, wenn auch der 2. Versuch zum Glück erneut gescheitert war. Um das Grundstück in allerbester Lage vermarkten zu können, sollte erst die Volkshochschule dezentral auf die Stadtteile verteilt und/oder durch Kooperation mit Essen und Oberhausen ersetzt werden. Obwohl es von beidem nicht einmal genauere Vorstellungen gibt, wurde mit dem VHS-Grundstück bereits die Bewerbung für die Sparkassen-Akademie ausgearbeitet und angeboten. Nachdem die Akademie nach Dortmund kommt und dann auch die Kaufhofvariante gescheitert ist, sollten eigentlich weitere Vermarktungspläne für die VHS endgültig ad acta gelegt und alle Energie darauf verwandt werden, den enormen Bedeutungszuwachs der VHS, deren Gebäude auf MBI-Antrag hin vom Landeskonservator unter Denkmalschutz gestellt wurde, nun auch wegen der großen Notwendigkeit von Integration der Flüchtlinge bewältigen zu können. Die neuerliche, überfallartige Schließung aus Brandschutzgründen heraus, was nach 40 Jahren jetzt angeblich erst aufgefallen ist, erstaunt durchaus. In Wirklichkeit aber ist man nur noch sprachlos, zumindest erst einmal.
Hier Auszüge aus dem NRZ-Artikel vom 19.9.17, nachzulesen hier
Brandschutz
Stadt muss VHS kurzfristig schließen
Martin Knospe vom Immobilienservice (IS) und Axel Booss (Bauordnungsamt) erläuterten die Mängel. Wegen massiver Brandschutzmängel bleibt der fast 40 Jahre alte Bau geschlossen. Wie und wo der Unterricht für 5500 Kursteilnehmer weitergeht, wird geprüft.
Ob in der Volkshochschule an der Bergstraße jemals wieder Kurse abgehalten werden, kann bezweifelt werden. Bei Kontrollen der Lüftungsanlage waren massive Brandschutzmängel aufgefallen, so dass die Stadt gestern die Bildungseinrichtung umgehend geschlossen hat. Die 20 Mitarbeiter wurden nach Hause geschickt und hatten 90 Minuten Zeit, um persönliche Dinge mitzunehmen. Sechs von ihnen werden ab heute einen provisorischen Arbeitsplatz im Rathaus beziehen und mit Mitarbeitern der Schulverwaltung Szenarien entwickeln, wie und wo der Unterricht weiter geführt werden kann.
„Hier geht es um den Schutz der Menschen“
Es geht um 500 Kurse und 5500 Kursteilnehmer. „Priorität haben für uns die Kurse, in denen Zeugnisse oder andere Zertifikate erworben oder Angebote, die mit Mitteln Dritter finanziert werden“, erläuterte Bildungsdezernent Ulrich Ernst. Dazu zählen auch Integrationskurse für Flüchtlinge. Es könne auch sein, dass einzelne Kurse nicht zu Ende geführt werden können. Parallel dazu müssen Szenarien entwickelt werden, was mit dem Gebäude geschehen kann. Dabei stellt sich auch die Frage der Wirtschaftlichkeit. „Zahlen kann ich heute noch nicht nennen“, machte Kämmerer Frank Mendack gestern vor Ort deutlich. Er sprach von einer nüchternen Betrachtung, die auch Alternativen berücksichtigen müsse, also auch einen Neubau an anderer Stelle.
Er geht von einer deutlichen finanziellen Belastung aus, schon alleine wegen der Anmietung neuer Räume für Mitarbeiter und Kursteilnehmer. Mendack betonte, dass es zwischen allen Beteiligten von Bauordnung, Feuerwehr, Immobilienservice und dem Verwaltungsvorstand Konsens sei, dass eine sofortige Schließung unabwendbar ist. „Hier geht es um den Schutz der Menschen. Sie müssen sicher arbeiten und lernen können.“
Ist Pfusch am Bau der Grund?
Dass es Mängel auch beim Brandschutz gab, ist seit Jahren bekannt. Wie gravierend sie sind, wurde erst bei den jüngsten Untersuchungen deutlich. Zuletzt war die Verwaltung von 16 Millionen Euro ausgegangen, um das 1979 errichtete Gebäude baulich auf den aktuellen Stand zu bringen. In dieser Rechnung waren die nun entdeckten Mängel nicht enthalten.
Am vergangenen Freitag hatte man zur Kontrolle eine Zwischendecke entfernt und feststellen müssen, dass Kabel, Rohre und das Lüftungsgehäuse beim Übergang in Nachbarräume nicht ordnungsgemäß verlegt waren. „Leitungen müssen abgeschottet verlegt werden, um einen Kamineffekt zu verhindern“, erklärt Axel Booss, Leiter der Bauaufsicht. Das seien Vorschriften, die bereits 1979 gegolten haben. Pfusch am Bau also?
Das Feuer könnte sich leicht ausbreiten
Zwischen den Leitungen klaffen große Lücken oder wurde einfacher PU-Schaum verwendet, so dass das Feuer hier leicht ausbreiten könnte. Zudem sei man auf halogenhaltige Kabel gestoßen, die sich beim Düsseldorfer Flughafenbrand 1996 als besonders tückisch erwiesen hatten und seitdem verboten sind. Die beim Schmoren der Kabel frei werdenden Gifte führen zu Verätzungen der Atemwege.
Besonders gravierend aus Feuerwehrsicht ist es, dass die Rettungswege nicht rauchgasfrei gehalten und so zu tödlichen Fallen werden können. Kabelschächte führen auch neben dem Treppenhaus vom Keller- ins Dachgeschoss, ohne deutlich davon abgeschottet zu sein. Außerdem seien die Kabelbündel viel zu groß. Öffnungen in den Wänden treten nicht nur punktuell auf. „Die VHS ist löchrig wie ein Schweizer Käse“, so Booss.
„Die Gefahr ist sehr real“
„Die Gefahr ist nicht nur theoretisch, sondern sehr real“, betont Sven Werner, stellvertretender Leiter der Feuerwehr. „Rauch breitet sich in einer irrsinnigen Geschwindigkeit aus und drängt nach oben. Kohlenmonoxid riecht man nicht.“ Nicht minder tückisch seien Verbrennungsrückstände in den Rauchgasen, die erneut entflammen, sobald sie sich wieder mit Sauerstoff vermischen. Werner erinnert an den Hochhausbrand kürzlich in London. Dort habe ein kleiner technischer Defekt dazu geführt, dass die Fassade in kürzester Zeit lichterloh brannte.
Die Verwaltung möchte kontinuierlich über den Fortgang berichten.