LoPa-Desaster fff.: So verliert auch der Rechtsstaat an Glaubwürdigkeit!
Es war zu befürchten, dass der loveparade-Prozess ein Schlag ins Wasser werden würde, waren doch von Anbeginn an alle wirklich Verantwortlichen für die vorhersehbare Tragödie außen vor gelassen worden. Nur auf Druck der Öffentlichkeit eröffnete die Generalstaatsanwaltschaft dann doch noch einen Prozess letztes Jahr, nachdem StA Duisburg und Landgericht bereits alles nach jahrelangen „Ermittlungen“ wegen irgendeinem Gutachten niedergeschlagen hatten. Nun soll also auch das sehr aufwendige und teure Verfahren ganz eingestellt werden, bis auf die 3 lopavent-Mitarbeiter, die auf Freispruch spekulieren, auch weil sie hoffen, dass die Verjährung vor Urteilsspruch einsetzt.
Und die Nebenkläger der Geschädigten bleiben womöglich auf ihren Anwaltskosten sitzen. Über neuneinhalb Jahre nach dem Tod von 21 Menschen und der Traumatisierung von vielen Hunderten oder gar Tausenden hofft man anscheinend auf die Vergesslichkeit der Menschen ob des Riesenskandals. Dabei hat der Rechtsstaat sich als untauglich oder unwillig gezeigt, wenn es sich wie bei der LoPa-Katastrophe um schwerwiegendstes Versagen und offensichtlich grob fahrlässige Gefährdung von tausenden Menschenleben durch wesentliche, wissentlich grob fahrlässig handelnde Entscheidungsträger in Land, Stadt und Veranstalter handelt.
Es ist doch kein Geheimnis, dass alle wichtigen Leute 2010 die loveparade als den absoluten Höhepunkt des Kulturhaupt-stadtjahres wollten und forcierten, koste es was es wolle. Das Ruhrgebiet sollte weltweit glänzen und spätestens mit der LoPa nach der Fußball-WM ein neues Sommermärchen von Deutschland und seiner Problemregion in die Geschichte eingehen! Dafür wurde gelogen und verbogen, was das Zeug hielt. Von 2 Millionen LoPa-Besuchern wurde geschwafelt, dabei waren die 300.000 realen Menschen schon hunderttausende zuviel, wie die bitterböse Realität ergab. Was aber vollends unverzeihlich war und bleibt, ist die extrem grobe Fahrlässigkeit, mit der viele Menschenleben absehbar in Gefahr gebracht wurden. Jeder Laie hätte sofort sagen können, dass der Tunnel bei hunderttausenden Menschen zur bösen Falle werden musste. Verantwortliche in Polizei oder Stadtverwaltung, die das sagten, wurden kurzerhand kaltgestellt. Viele Verantwortliche kannten die Örtlichkeit und hofften anscheinend auf göttliche Fügung, die alles schon richten würde. Nicht nur der Duisburger OB, die Dezernenten, die Duisburger Polizei, die Staatsanwaltschaft, die selbst nur wenig entfernt sitzt, der Kulturjahrchef Pleitgen, selbst gebürtiger Duisburger, einige Mitglieder aus der damaligen Rüttgers-Landesregierung wie der Staatssekretär Dr. Baganz (Mülheimer ex-OB, im Bild rechts zwischen ex-OB Sauerland und Minister Pinkwarth)) usw. mussten als Ortskundige ihren Verstand ausgeschaltet haben bei dem Versuch, das absehbare und unvermeidliche Desaster zu ignorieren. Gutachter Schreckenberger hatte ja auch grünes Licht gegeben, halt auftragsgemäß, wie Gutachten das so häufig tun. Auch das kann und darf nicht als Entschuldigung gelten!
Nein, die LoPa-Tragödie war nicht irgendeine Fahrlässigkeit und kein nur übliches Versagen der Politik. Sie war auch ein ganz schwerer Rückschlag für das Ruhrgebiet.
- Zur Erinnerung von Aug. 2010: „Duisburg, Mülheim, Düsseldorf und Drumherum: Ein tödlicher Hauch von Bananenrepublik?“
Am Rande: Dass Veranstalter Schaller keine loveparades mehr macht, ist bekannter als seine weiteren Aktivitäten als geschäftsführender Gesellschafter von McFit, die u.a. in Oberhausen das größte Fitnesscenter Europas errichtet haben. Letztes Jahr zog er sich aus dem operativen Geschäft von McFit zurück, ist also „nur“ noch Gesellschafter.
05.02.2019: Spiegel online: „Prozesstag ohne Gewinner“, nachzulesen hier
„Es ist 9.51 Uhr, der Staatsanwalt spricht gerade erst seit ein paar Minuten, als Rechtsanwalt Rainer Dietz zum Handy greift. „Die Staatsanwaltschaft stimmt der Einstellung zu. Überraschung!“, schreibt er aus dem Gerichtssaal in Düsseldorf an seinen Mandanten Klaus-Peter Mogendorf, der im Massengedränge bei der Duisburger Loveparade am 24. Juli 2010 seinen 21 Jahre alten Sohn Eike verloren hat.
Das Wort „Überraschung“ ist freilich ironisch gemeint: Dass die Staatsanwaltschaft die Einstellung des Verfahrens gegen die zehn Angeklagten im Loveparade-Prozess bejahen würde, hatten die meisten Prozessbeteiligten erwartet. Das ändert jedoch nichts an der Wucht dieser Entscheidung für die Hinterbliebenen.
Klaus-Peter Mogendorf antwortet seinem Anwalt prompt: „Mich wundert hier nichts mehr. Was sind das für Menschen?“, schreibt er zurück. „Auch wenn ich es erwartet habe, haut es mich um.“ Tietz spricht später von einem „Schlag ins Gesicht“ für die Opfer und Hinterbliebenen.
Oberstaatsanwalt Uwe Mühlhoff verteidigte die Entscheidung. ………………….“