Wählergemeinschaft Fraktion Programm Geschichte Kontakt
Gremientermine aktuelle Termine Sprechstunden
Bundesweit Initiativen und Verbände MH-Parteien Medien Treffpunkte
Pressemeldungen Bildmaterial
 

Unwetterkatastrophe Vorbote einer entfesselten Klimakrise? Oder eher Ausdruck einer ignoranten Baupolitik?

L. Reinhard, Mülheim/Ruhr, August 2021

Gedanken zur „Hochwasserkatastrophe historischen Ausmaßes“ (Zitat Laschet)

Vorab: Ich stamme von der Mosel, wo bekanntlich alle paar Jahre Hochwasser ist. Das ist jedes Mal alles andere als schön, ganz im Gegenteil. Es ist bekannt, dass seit Jahrzehnten auch dort die Hochwasserereignisse zunahmen, weil nicht mehr vorwiegend im Frühjahr bei Schneeschmelze in den Bergen. Das liegt auch daran, dass die Zuflüsse begradigt, kanalisiert und in den Auen und in Ufernähe mehr bebaut wurden. Ein verheerendes Hochwasser ganz anderer Ausmaße als im Juli gab es an Mosel und Rhein z.B. Ende Dez. 1993. Doch immer wieder wurde seit Jahrhunderten das Moseltal überschwemmt, wie andere Flusstäler auch. In Bernkastel sind an einem immer wieder überschwemmten Haus die Hochwasserstände seit mindestens 500 Jahren markiert und mit dem Jahr versehen. Die mit großem Abstand schlimmste Flut gab es danach 1784, also vor der Industrialisierung, was auch zeigt, dass der sog. menschengemachte Klimawandel durch die CO2-Emmissionen fossiler Brennstoffe nicht alles begründen kann.

Die enormen Starkregen Mitte Juli diesen Jahres haben katasztophale Verwüstungen hinterlassen, vor allem im Ahrtal und entlang von Erft, Rur, Maas usw.. Schnell wurde von Jahrhundertflut, Hochwasserkatastrophe historischen Ausmaßes usw. gesprochen. Schrecklich, dass derart viele Menschen gestorben sind, weil sie und die örtlichen Behörden von den Regenmassen relativ unvorbereitet überrascht wurden. Am Schlimmsten fand ich persönlich, dass 12 Insassen eines Behindertenheims in Sinzig bei Ahrweiler jämmerlich umgekommen sind. Sicherlich wird man sich nicht nur dort Gedanken machen müssen, wie vor allen die Hilflosesten, neudeutsch Vulnerabelsten, in Katastrophenfällen ggfs.am ehesten evakuiert werden können, aber auch wie man vor allem frühzeitig ermitteln kann, wo sich Gefährdete noch befinden, nicht zuletzt auch ältere Mitmenschen, die nicht über eine Warnapp o.ä. erreichbar sind.

So verheerend das Ausmaß der Zerstörungen für die Betroffenen auch ist, der riesige Anmarsch von vielen Tausenden professioneller Hilfskräften aus ganz Deutschland in weniger als 2 Tagen (alleine in NRW mehr als 23.000 Einsatzkräfte von Feuerwehr und Hilfsorganisationen wie dem Technischen Hilfswerk (THW), dazu 700 Beamte der Landespolizei und Kräfte der Bundespolizei sowie Einsatzkräfte aus Hessen, Niedersachsen und Hamburg sowie 900 Soldaten vor Ort) war beeindruckend. Ähnlich toll die sehr große Welle an Hilfen und Hilfsangeboten durch Privatleute aus dem gesamten Bundesgebiet. Glück war auch, dass die fast tropischen Regenergüsse sich nicht noch Tage fortsetzten und überall erst einmal fast Sommerwetter einsetzte. Dennoch gehen die Schäden in die Milliarden, von den vielen Toten ganz abgesehen.

Die Unwetterkatastrophe als Rettungsanker für die Grünen bei den Bundestagswahlen am 26. Sept. ?

Sofort mit den Starkregen setzte aber auch der Kampf um die Deutungshoheit über die Ereignisse ein, kein Wunder, denn in ca. 2 Monaten ist Bundestagswahl. In fast allen Medien scheint der Konsens fast übereinstimmend groß und das klingt ungefähr so: „Da seht ihr, die Klimakatastrophe ist mitten unter uns und jetzt muss dringend Tempo gemacht werden mit Klimaschutzmaßnahmen und Klimaneutralität usw.“

Das Umweltinstitut München z.B. schrieb 1 Tag nach den verheerenden Starkregen:

„Wollen wir das schlimmste Klimachaos abwenden, so braucht es jetzt einen radikalen Wandel im Energie-, Verkehrs- und Gebäudesektor. Dafür, wie das gelingen kann, haben die Parteien unterschiedliche Konzepte vorgelegt. Wir Wählerinnen und Wähler sind bei der Bundestagswahl im September aufgefordert, darüber abzustimmen, welche Ideen überzeugen. Die aktuellen Vorboten einer entfesselten Klimakrise zeigen, was auf dem Spiel steht………………………“ Doch wohlgemerkt: E-Autos, Wärmepumpen, Nullenergiehäuser o.ä., Wind- und Fahrräder schützen nichts und niemanden bei derartigen Starkregen.

Die Redaktion „klimareporter.de“ brachte es sofort nach den Starkregenfluten auf den Punkt:
Wahlkampf 2021: Die Katastrophe kann das richtige Thema setzen
Klimakrise muss das Topthema werden:
Erstens darum, den Klimaschutz mit einem Turbo zu versehen. Deutschland muss seiner globalen Verantwortung gerecht werden und seinen Beitrag dazu leisten, dass die Klimakrise noch halbwegs beherrschbar bleibt. Das bedeutet ein globales Erwärmungslimit von 1,5 Grad. In einer Drei-Grad-Welt, auf die der Globus derzeit zusteuert, wäre das nicht mehr drin…………….. Neuer Auftrieb für die Grünen?
Die Unwetterkatastrophe könnte das politische Feld vor der Bundestagswahl tief umpflügen und den Grünen neuen Auftrieb geben, die zuletzt wegen Kandidatin Baerbocks eigener Fehler und einer unfairen Anti-Kampagne auf dem absteigenden Ast waren…….“

Fast alle sog. Qualitätsmedien sagen das ähnlich, nur sind sie zumeist vorsichtiger geworden, ihre Präferenz für die Grünen offen zu artikulieren. Sie verstecken sich lieber hinter FridaysforFuture-Kids, die bevorzugt system-change fordern ohne zu wissen, wohin sie wollen. Auch die Wetterfröschinnen der meisten TV-Sender erklärten alles ähnlich und begründen die Starkregen z.T. auch noch mit zweifelhaften Modellen zur Wirkungsweise der Jetstreams, die mir, der einige Semester Klimatologie studierte, dann doch ein wenig die Galle überreizte. Doch egal: Jedenfalls ist die Klimapolitik mit der Unwetterkatastrophe wieder Thema Nr. 1, während der Hochwasserschutz immer mehr nur nachgeordnet wird, in Mülheim, Duisburg (dort will die Stadt festhalten am Projekt von 300 Wohnungen in den Auen von Beekerswerth anstelle der Rheinklinik) und nach und nach fast überall in deutschen Landen. Die angeblich einzig wahre Ursache ist ja gefunden, die „menschengemachte Klimaveränderung“. Nur dadurch konnten die hochgejubelten Grünen, die mit der offensichtlichen Unprofessionalität ihrer Kanzlerkandidatin ein jähen Absturz erlebten, endlich wieder in der erkennbaren Gunst der Medien und ihrer unzähligen Meinungsforscher und –macher wieder deutlich an Boden gewinnen. Und womöglich wirkt die dauernde Heraufbeschwörung von Apokalypsen jeglicher Art sich auch auf das gewünschte Wahlverhalten vieler Bürger aus.

Hier ein paar Gedanken, um die zu sehr politisierten vielen Beiträge zu Hochwasserschutz ein wenig zu versachlichen:

  1. So zerstörerisch die Starkregen vor allem im Westen Deutschlands sowie in Belgien, Luxemburg, Südniederlande, dann auch noch in Sachsen, Bayern und dem Salzkammergut auch waren, das war dennoch keine Jahrhundertflut wie etwa 1953 in den Niederlanden und Flandern oder 1962 in Hamburg oder 2002 in Ostdeutschland, Tschechien und Österreich. Es war auch keine Jahrhundertflut, weil die Starkregen im Endeffekt glücklicherweise nicht auch noch den Rhein zum massiven Hochwasser gebracht haben, mal abgesehen davon, dass unser Jahrhundert noch relativ jung ist.
  2. Im Vergleich zu anderen geradezu wirklich apokalyptischen Überschwemmungen wie z.B. im März 2019 in Mozambik, Malawi und Ost-Zimbabwe sind die kürzlichen Überschwemmungen bei uns in Mitteleuropa relativ viel harmloser verlaufen, von dem verheerenden Tsunami an Weihnachten 2004 im Indischen Ozean oder dem fürchterlichen Tsunami in Japan 2011 ganz zu schweigen.
  3. Es ist eindimensional und falsch, alle Naturkatastrophen möglichst nur mit einer einzigen Ursache zu erklären, nämlich dem „menschengemachten Klimawandel“ und dabei vornehmlich „das böse CO2“ verantwortlich zu machen. Das ist im Übrigen auch wenig ökologisch gedacht, wonach es immer auf das Zusammenspiel verschiedener Faktoren ankommt. Vor allem aber lenkt es von allem ab, was als dringend erforderliche Maßnahmen etwa beim vorbeugenden Hochwasserschutz nicht direkt unter sog. Klimaneutralität oder dem 1,5 Grad-Ziel des Pariser Abkommens angestrebt wird. Mit Elektromobilität, CO2-Steuer, dem Verbot aller fossilen Energieträger, unterirdischer Verklappung von CO2 usw. wird man bekanntlich aber keine Schäden durch Flutkatastrophen in Küstengebieten, Starkregen im Inland, Hurrycans, Zyklonen, Taifunen und Tsunamis o.ä. verhindern.
  4. Es ist lange bekannt, dass u.a. die Begradigung von Flüssen und Bächen die Hochwassergefahren vergrößert haben. Auch dass die stetig und in den letzten Jahren durch den Bauboom noch gesteigerte Zunahme der Bodenversiegelung Überflutungen begünstigt, ist ebenso  nicht gerade eine neue Erkenntnis. Dass man in Ufernähe und noch weniger in weitere Retentionsflächen wie Auen und genauso wenig an bestimmten Hängen zu Überflutungsflächen und –gebieten zusätzlich bauen sollte, steht in fast allen Landes- und Bundesgesetzen. Dennoch wird immer wieder eine Ausnahme nach der anderen gemacht, schließlich sind Wasserlagen höchst attraktiv. In NRW gibt es z.B. bereits seit 1995 die Vorschrift, dass bei Neubauten i.d. Regel gewährleistet sein sollte, dass das Regenwasser versickert und nicht in das Kanalsystem führt. Doch nicht nur in Mülheim ist das die absolute Ausnahme. Auch die Entsiegelungsprogramme noch aus Zeiten vor der grünen Regierungsbeteiligung in NRW sind schon lange eingeschläfert worden. Uswusf….
  5. Das eigentlich renommierte Umweltinstitut München fordert als Lehre aus den kürzlichen Starkregen mit ihren verheerenden Folgen „als Vorboten einer entfesselten Klimakrise“ nicht zufällig nur „einen radikalen Wandel im Energie-, Verkehrs- und Gebäudesektor“, nicht aber in den anderen Feldern von Umweltschutz, welche im Bereich des Hochwasserschutzes bekanntermaßen nicht zuletzt vornehmlich mit Versiegelungsgrad und Bebauung der Überflutungsflächen zusammenhängen Die vom Umweltinstitut ziemlich eindeutig empfohlen Grünen plakatieren u.a.: „Klima und Wirtschaft ohne Krise – Briefwahl jetzt!“. Genau das verspricht alles und nichts. Hauptsache, gewählt werden. Die Realität kommt später bzw. irgendwann. Greenpeace plakatierte ein paar Tage nach der Unwetterkatastrophe großflächig als Projektion auf den Riesenkühlturm am Kraftwerk in Neurath/Erft 31 Köpfe von Politikern mit dem Spruch „Wir haben Klimaschutz verhindert“. 28 sind von CDU und CSU, nur 3 von der SPD. Das ist gelinde gesagt, sehr plumpe Werbung zur Wahl der Grünen.
    Nur nebenbei: Selbst wenn morgen alle Öl-, Kohle- und Gaskraftwerke abgeschaltet würden, kein Auto oder LKW mit Verbrennungsmotor mehr fahren würde, wären weder Indien, Bangladesh usw. nicht in naher, noch in ferner Zukunft vor Monsumüberflutungen geschützt,die Karibik nicht sicher vor verheerenden Orkanen und auch bei uns gäbe es immer mal wieder Starkregen mit den zugehörigen Zerstörungen, Bergrutschen, Muhrenabgängen u.ä., weil nämlich der Großteil der Menschen sich in den letzten Jahrhunderten an Küsten und Flüssen angesiedelt hat und gleichzeitig Fließgewässer begradigt, Sümpfe trocken gelegt, Uferbereiche im großen Maße bebaut und versiegelt hat und sich viele der allergrößten Städte und Megametropolen an den Küsten befinden.
Dieses Bild hat ein leeres Alt-Attribut. Der Dateiname ist Agenda21.jpg
  • Bereits die Rio-Konferenz 1992 stellte in der Agenda 21 die Nachhaltigkeit als Hauptziel für globale gedeihlichere Entwicklung auf. In der Schlusserklärung, die von über 180 Staaten ratifiziert wurde, also von fast allen, war das Klimathema nur eines von Vielen neben u.a.. Resourcenschonung, Überfischung der Meere, Müllprobleme, einsetzende Kriege um das fundamentale Wasser, rasant zunehmende globale Entwaldung, in der Folge ebenso rasant fortschreitende Bodenerosion sowie Wüstenbildung, atemberaubendes Artensterben u.v.v.m., nicht zuletzt auch die Beschränkung des explosiven Bevölkerungswachstums, was in der gesamten Klimadiskussion einfach außen vor gelassen wird.

Auf Rio 1992 folgten leider aber 2 bis bald 3 Jahrzehnte eines immer ungezügelteren Kasino- und Turbokapitalismus, neben den Ländern der EU, USA, Kanada nicht zuletzt auch die BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika), aber auch die Ölscheichtümer Arabiens sowie die sog. Tigerstaaten in Asien! Und fast alle inkl. der Grünen spielten mit, außer den Milliarden abgekoppelter Menschen weltweit, versteht sich. Daher steuert das inzwischen permanente Krisenmanagement ganze Teile der Welt in eine fundamentale Zivilisationskrise. Das wie ein Pulverfass im Juli explodierende Südafrika ist wohl eher ein Vorgeschmack auf weitere humanitäre Erschütterungen mit größerem Zerstörungspotenzial als viele Naturkatastrophen. In Deutschland pervertierte die Diskussion u.a. von der Agenda 21 aus Rio 1992 zur Agenda 2010 der Schröder/Fischer-Regierung oder gar zu Stuttgart 21 u.ä., alles auch und nicht zuletzt bei Regierungsbeteiligung der Grünen.

Mit den Grünen in einer neuen Bundesregierung wird sich aber wenig bessern, weil mit der Hauptfokussierung nur auf Klima eine wesentliche Erkenntnis von Rio 92 mehr oder weniger ignoriert wird. Die Kernforderung nach Nachhaltigkeit, d.h. Klima-, Resourcen-, Arten-, Trinkwasser-, Hochwasserschutz u.v.m. funktioniert nämlich nur mit mehr Beteiligung und Einbeziehung der Mehrheit der Bevölkerung. Die Politik von Grünen, der EU mit ihrem „Green Deal“ usw. ist dagegen auch für unsere wohlhabenderen Länder elitär und wird bei uns die Spaltung der Bevölkerung massiv vergrößern. In den Ländern der sog. 3. Welt aber wird sie zusätzlich die Abhängigkeit und Unterentwicklung regelrecht zementieren, aber dieses Mal vornehmlich zu Gunsten von China und bestimmten Oligarchen anderer BRICS-Staaten oder den Ölmilliardären Arabiens und das wird zwangsläufig die vorherrschende Kleptokratie in unzähligen Ländern schlimmer machen als je zuvor.

Unabhängig davon stehen die Grünen neben Klimapolitik für weitgehend freizügige Einwanderungspolitik sowie cancel culture in allen Facetten. Das mag zwar z.Zt. en vogue sein, auch weil viele Medien das propagieren. Dennoch steht es im krassen Widerspruch zu ihren ökologischen Credos für Länder wie Deutschland. Die weiter unkontrollierte Zuwanderung wie bisher überfordert nicht nur die deutschen Sozialsysteme, weil eben nicht nur Fachkräfte kommen, sie verstärkt u.a. auch den Bauboom wegen des anhaltenden Wohnungsmangels und damit die Verletzbarkeit gegenüber zunehmenden Wetterextremen. Die von den Grünen geforderte Klimapolitik mit Deutschland als Vorreiter ist ferner mit großen Teilen der Zuwanderer noch schwerer zu machen als mit den „schon länger hier Lebenden“. Unabhängig von diesen und anderen fundamentalen Widersprüchen der grünen Politik, die ja auch von SPD und Linken vertreten wird, würden diese den bereits weit fortgeschrittenen Bedeutungsverlust der westlichen Vormachtstellung sowie die Nichtbeachtung der hochgepriesenen „europäischen Werte“ weltweit massiv beschleunigen. China, Russland und etliche andere Despoten wie in der Türkei, Iran, Venezuela, Nordkorea usw. reiben sich bereits die Hände.

Fazit:
Der Erde als solcher ist es im Übrigen sch…. egal, wieviele Menschen auf ihr leben oder welches Klima herrscht und wie hoch der Meeresspiegel ist! Genauswenig interessiert sie sich für die Menschen, den Artenschutz oder die Menschenrechte, wenn sie mit Wetterkapriolen, Vulkanausbrüchen, Tsunamis oder Hurricans viele umkommen läßt und Infrastrukturen zerstört. Da müssen die Menschen sich schon selber schützen und dabei wird es wichtig sein, die reale Multikausalität der Katastrophenereignissen im Blick zu haben.