Wählergemeinschaft Fraktion Programm Geschichte Kontakt
Gremientermine aktuelle Termine Sprechstunden
Bundesweit Initiativen und Verbände MH-Parteien Medien Treffpunkte
Pressemeldungen Bildmaterial
 

Was wird aus dem Komplex „Stammhaus Monning“?

WAZ 12.4.24: „Die Monning: einst Keimzelle eines Mülheimer Vergnügungsviertels. MBI-Anfrage enthüllt: Das Ende ist eingeläutet, Abrissbagger sollen anrollen“

MBI-Anfrage Planungsausschuss der Stadt Mülheim am 9.4.24

Fragen zum bedenklichen Bebauungsvorhaben an der Monning in Speldorf

Eine der bekanntesten Mülheimer Örtlichkeiten ist das äußerst geschichtsträchtige gesamte Umfeld vom sog. Stammhaus Monning mit jahrhundertealten wechselnden Funktionen und großer Bedeutung für die Bevölkerung weit über Mülheims Grenzen hinaus. Mehr dazu auch in der städtischen Kurzcharakteristik des Denkmals Nr. 626 „Stammhaus Monning“ im Anhang weiter unten.

Die historischen Gebäude des Komplexes „Monning“, Duisburger Str. 490 und Monningstraße 59 in Speldorf, wurden verkauft und sollen nun bis auf das denkmalgeschützte Fachwerkhaus abgerissen und durch Wohnbebauung ersetzt werden.

Die Verwaltung möge zu folgenden Fragen Stellung beziehen:

  • Was genau ist auf dem Gesamtgelände an dieser geschichtsträchtigen und äußerst sensiblen Lage geplant ?
  • Wie stellt sich die Stadt den grundsätzlichen Umgebungsschutz sowohl für das Fachwerkhaus Monning als auch den nahen Wald vor, wenn eine größere Bebauung erfolgen sollte?

Soweit bisher bekannt ist, soll alles, was am Fachwerkhaus angebaut ist, Ri. Monningstraße abgerissen werden. Angeblich soll in das historische Gebäude ein Schnellimbiss.

Begründunng
Das denkmalgeschützte Fachwerkhaus an der Duisburger Straße war in früheren Zeiten u.a. ein „Tanzhaus“ an der Duisburg-Mülheimer Stadtgrenze, danach durch diverse Restaurants belebt, zuletzt eine Trattoria. Zu dem gesamten Komplex gehören aber auch die historischen Anbauten, die zum Teil schon vor 1905 an das Fachwerkhaus als Tanzsaal angebaut worden waren. Die Anbauten wurden leider nicht ebenfalls 1990 unter Denkmalschutz gestellt.

Die Denkmalrechtliche Erlaubnis aus den 1990er Jahren war bedenklich bis falsch. Wieso wurde einzig das Fachwerkhaus unter Schutz gestellt, dass seit 100 Jahren Anbauten hatte? Es gibt für Denkmäler auch einen Umgebungsschutz! Der historische Komplex „Monning“ zwischen Speldorf und Duissern besteht aber nicht nur aus dem alten Fachwerkhaus. Die historischen Anbauten sind u.E. gleichermaßen erhaltenswert. Bei der Unterschutzstellung des Fachwerkhauses im Jahr 1990 wurde der bauliche Gesamtraum „Monning“ leider nicht in die Betrachtung einbezogen. Eine größere Bebauung auf der anderen Seite der Monning und damit am Wald wäre zudem ein weiterer Eingriff in die Natur, der zu vermeiden sein müsste, auch weil es sich hier um ein wichtiges Naherholungsgebiet handelt.

Die Anbauten sind die letzten Anbauten der ehemaligen Tanzsäle. Trotz später erfolgter Veränderungen ist aber die Grundarchitektur noch erkennbar.

Anhang
Auszüge aus „Stammhaus Monning“, in der Mülheimer Denkmalliste die laufende Nummer: 626, nachzulesen unter https://www1.muelheim-ruhr.de/node/274977

„Bei dem „Stammhaus Monning“ in Mülheim-Speldorf handelt es sich um das 1789 von Johann Monning und Anna Raffelberg erneuerte Wohnstallhaus des Hofes Monning, der urkundlich bereits Ende des 13. Jh. als Gutshof des Klosters Düssern erwähnt wird. Seit etwa 1830 im Besitz der Familie Teloh aus Duisburg, ist Mitte des 19. Jh. ein Teil des Geländes abgetrennt und darauf der heutige Kammanhof errichtet worden. Weitere Verkleinerungen des Hofes stehen im Zusammenhang mit der Abgabe von Gelände für die Neuanlage der Duisburger Straße zwischen Broich und Duisburg ab 1834, die direkt an der Traufseite des Hauses vorbeiführt. War vielleicht durch die Verkleinerung des Hofes seine Ertragslage stark gemindert, so wird eher das ständig wachsende Verkehrsaufkommen auf der neuen, gut befestigten und kürzeren Straße nach Duisburg dazu geführt haben, daß in der 2. Hälfte des 20. Jh. auch im Hause Monning, direkt an der Stadtgrenze gelegen, eine Gastwirtschaft eingerichtet wurde, nachdem entlang der neuen Straße sehr früh schon Wirtschaften entstanden waren – 1837 die Wirtschaft Kolckmann an der Grenze von Broich und Speldorf. Die Errichtung eines neuen Wohnhauses im Anschluß an die Scheune kurz vor 1900 deutet auf eine Trennung in der Bewirtschaftung von Hof und Gastwirtschaft hin, war das Stammhaus Monning doch zu diesem Zeitpunkt – bedingt durch seine Lage am Duisburger (und Broich-Speldorfer) Stadtwald – ein beliebtes Ziel von Ausflüglern und Naherholungssuchenden. Gerade in den letzten Jahren des vorigen Jh. war das Interesse für die Erhaltung und Sicherung des Waldes, verbunden mit der Idee der Wald- und Gartenstadt – als allgemeine Zeitströmung – besonders auch in Mülheim stark gewachsen und führte 1903 zur Gründung der Broich-Speldorfer Wald- und Gartenstadt Aktiengesellschaft. Auf deren 1907 erstellten Plan eines Wegenetzes durch das betroffene Gebiet ist der Gasthof als nördlichster Orientierungspunkt des Areals eingetragen. Die Errichtung des neuen Wohnhauses kurz vor 1900 wird vielleicht auch mit der Veräußerung des Hofes zusammenhängen: das Gelände wurde an die Stadtverwaltung Mülheim, die Gebäude an die Stadtverwaltung Duisburg verkauft. 1913 wurde die Landwirtschaft auf dem ehemaligen Monninghof endgültig eingestellt. In der nördlich im rechten Winkel zum Hause stehenden Scheune war vermutlich bereits um 1900 ein Tanzsaal eingebaut und die Scheune mit einer Backsteinfassade versehen worden. In dem Saal ist 1946 behelfsmäßig ein Kino eingerichtet worden, seit 1951 ist er wieder als Tanzsaal genutzt worden. Das ehemalige Wohnstallhaus des Hofes Monning ist ein langgestreckter, 1-geschossiger, traufseitig erschlossener Fachwerkbau von 3:4 Achsen mit Satteldach, laut Spruchbalken über der Eingangstür 1789 von Johann Monning und Anna Raffelberg „renoviert“, d. h. erneuert. Das Fachwerkgerüst des Ständerbaues mit durchlaufenden Querriegeln, liegenden Gefachen, gegenläufigen Schrägstreben um die Eckständer und um den Eingangsbereich ist bis heute erhalten und ablesbar. Lediglich die Schwellen des Rähm sind – bedingt wohl durch Verkehr und mehrfache Anhebung der Straßenoberfläche – in Mauerwerk ersetzt. Die an der östlichen Traufseite vor dem Fenster eingefügte Schrägstrebe läßt vermuten, daß das Haus in späterer Zeit um ein Gebinde erweitert worden ist. Beide Giebel sind als Ziergiebel ausgebildet, auf der Westseite mit sich kreuzenden Schräghölzern, an der Ostseite mit gegenläufigen Schräghölzern im Giebeldreieck. Hier sind die ursprüngliche schmale Fensteröffnung und die ehemalige Ladeluke erhalten. Aus der Erbauungszeit stammt auch die Gestaltung des Eingangsbereiches mit breiter Türöffnung zwischen 2 Ständern, Oberlicht, Spruchbalken und geteilter Eichentür. Die relativ großen Fenster dürften in späterer Zeit, während des endgültigen Ausbaus zur Gastwirtschaft (wohl um 1900) ihre heutige Form erhalten haben, wie es am Westgiebel noch ablesbar ist. Nachträgliche Veränderungen im Fachwerkgefüge haben jedoch nicht stattgefunden, was ein Vergleich mit alten Ansichten (Postkarten) bestätigt. Bei dem Umbau des Hauses zur Gastwirtschaft sind im Innern zwar räumliche Veränderungen vorgenommen worden, ohne jedoch die Grundstruktur des Fachwerkgerüstes zu verändern. Daher ist das ehemalige räumliche Gefüge des Wohnstallhauses und auch der Haustyp des mitteldeutschen Querdielenhauses noch erkennbar und ablesbar: durch den seitlich gelegenen Eingang gelangte man in die quer durchgehende Dee-le, die als Küche diente – die Kaminzüge sind bis heute an der ursprünglichen Stelle erhalten. Links davon lagen die (unterkellerten) Wohnräume (Kammer und Stube) – heute Gastraum, rechts die Stallungen, während der Dachboden als Speicherraum diente (Ladeluke). Der Eingangsbereich mit Spruchbalken und Oberlicht ergänzt das Bild dieses für das Mülheimer Stadtgebiet ehemals üblichen Haustyps. Spätere An- und Erweiterungsbauten und „Verschönerungsmaßnahmen“ beeinträchtigen das Erscheinungsbild des Hauses, nicht aber die erhaltene originale Bausubstanz und die Ablesbarkeit, d. h. Zeugniswert des Hauses. Das „Stammhaus Monning“ veranschaulicht also auch heute noch den auf Mülheimer Stadtgebiet beheimateten, an der Südgrenze des Verbreiterungsgebietes des niederdeutschen Hallenhauses gelegenen, Typ des mitteldeutschen Querdielenhauses, heute in einigen wenigen Beispielen erhalten. Das noch durchwegs erhaltene Fachwerkgefüge zeigt die in der Tradition des frühen 18. Jh. erreichte Entwicklung des Fachwerkbaues, der an der Wende zum 19. Jh. andere Wege gehen wird. Das Haus hat somit sowohl baugeschichtlich, als auch hauskundlich einen hohen Zeugniswert. Als Nachfolgebau eines bereits im 13. Jh. erwähnten Hofes kommt ihm darüber hinaus nicht allein eine geschichtliche, sondern vor allem eine siedlungsgeschichtliche Bedeutung zu, besonders für das Grenzgebiet zwischen Duisburg und Mülheim und den überlieferten Grenzstreitigkeiten zwischen den beiden Städten. Die Geschichte und Baugeschichte des Hofes im Verlauf des 19. Jh., die Teilung, die Einrichtung des Gasthofes, die Aufgabe der Landwirtschaft, vermittelt wiederum ein Stück Wirtschafts- und Verkehrsgeschichte Mülheims im 19. und frühen 20. Jh. Die Gaststätte selbst ist schließlich neben der übernommenen frühen Einrichtung vor allem von ortsge-schichtlicher Bedeutung, gilt sie doch als Keimzelle des um die Jahrhundertwende hier entstandenen Mülheimer „Vergnügungsviertels“. Das „Stammhaus Monning“ erfüllt somit die Voraussetzungen des § 2 Abs. 2 DSchG NW. Es ist bedeutend für die Geschichte des Menschen, für die Arbeits- und Produktionsverhältnisse. Seine Erhaltung liegt aus wissenschaftlichen, besonders baugeschichtlichen, hauskundlichen, siedlungsgeschichtlichen, ortsgeschichtlichen und volkskundlichen Gründen im öffentlichen Interesse.“