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Erfinderische Wasserköpfe

Die Verwaltung der Stadt Mülheim wurde seit Jahren aufgebläht, insbesondere in den höheren Ebenen. Mehr dazu hier. Hatte früher ein Dezernent eine Sekretärin und höchstens mal 1 Referenten,  so sind dies heute gleich mehrere hochbezahlte Stellen, die dann unter „Verwaltungsführung/Verwaltungssteuerung“ geführt werden. Je Dezernat sind hier inzwischen bis zu 6 Beschäftigte tätig, im Dez. I der OB unter Garantie noch mehr. (aus dem Stellenplan dazu: Dez. II 3 Beamte/2 Tarifbeschäftigte/ Dez. III 4 Beamte/1 Tarifbeschäftigte/ Dez. IV 4 Beamte/ 2 Tarifbeschäftigte/ Dez. V „nur“ 2 Tarifbeschäftigte/ Dez. VI 2 Beamte/3 Tarifbeschäftigte, Dez. I keine Angaben erkennbar)

Und das alles, nachdem im letzten Jahrzehnt etliche Bereiche aus den Dezernaten und Ämtern ausgegliedert bzw. privatisiert wurden (Eigenbetriebe IS, Kultur, MSS, Betriebe, daneben MEG, M&B, MST, MVG, JSG, SEM, Sozialholding, BHM, RPG usw.).

Die Stadt hat also eine Fülle wichtiger, hochbezahlter Stellen, die ganz viel Koordinierungsbedarf haben, auch wenn das in der Wirklichkeit mitunter nicht danach aussieht. Man bedenke z.B., wieviele hochrangige Leute beim Mini-Problemchen Wochenmarkt involviert waren, von Dezernentin, MST-Chefin, Ordnungsamt, City-Manager bis hin zur OB selber. Ergebnis? Fast in die Hose „koordiniert“, was gerade noch von der Politik und auch nur in einem 2. Anlauf korrigiert werden konnte! Mehr hier

Neben dem übermäßigen Koordinierungsbedarf haben aufgeblähte „overheads“ (früher sagte man Wasserköpfe) noch eine zweite typische Folgeerscheinung: Diese wichtigen Leute glauben des öfteren, ihre Existenzberechtigung nachweisen zu müssen. Deshalb zaubern sie auch immer neue Projekte aus dem Hut, wofür Bündnisse, Büros, Agenturen gegründet und mit städt. Leuten bestückt werden, und Gutachter bestellt, Symposien veranstaltet und Hochglanzbroschüren erstellt werden. Hört sich alles immer toll an, muss aber häufig nicht wirklich sein, in einer überschuldeten Kommune mitunter oft sehr bedenklich.

Jüngstes kleines Beispiel: Der Restaurant-Check auf Familienfreundlichkeit. Es gibt zwar für das Ruhrgebiet jede Menge Gourmet-Führer, Michelin-Kochkunst-Atlanten, Pommesbudenbücher, Kiosk-Bewerter u.ä. in ziemlicher Fülle, doch die zentrale Frage des Kindertellers ist halt ein weißer Fleck. Da muss die Stadt Mülheim logischerweise einspringen. Wozu z.B. gibt es das „Bündnis für Familien“, wenn nicht genau dafür? Mehr im WAZ-Artikel unten.

Die wirkliche Frage ist auch nicht, ob Frau Dr. Roos noch Referentin der OB oder bereits zusätzliche Referentin des Dezernenten Ernst ist und wenn ja, wer sie bei der OB ersetzen durfte.
Die Kernfrage ist nämlich, wie man bestimmte Strukturen, die sich verselbständigt haben, wieder zurückschrauben kann auf das notwendige Maß. Das würde der Stadt jährlich Millionen sparen, alleine an Personalkosten, von etlichen sich quasi selbst erzeugenden Folgekosten ganz zu schweigen.

Was uns allen aber verloren ginge, wären bestimmte satirereife Kampagnen. Vielleicht kann ja vorher noch eine/r aus der „Verwaltungssteuerung“ im Dezernat Sander endlich die überfällige Untersuchung in Auftrag geben, inwieweit die richtigen Mauerfarben etwa an Hafenbecken erotisierend und damit aggressionshemmend wirken, damit die Vandalismusschäden minimiert und die Gebärfreudigkeit erhöht werden können. Das muss logischerweise mit dem Dezernat Ernst und der Sozialagentur, aber auch dem IS, dem Ordnungsamt, dem Eigenbetrieb Kultur, der MST und selbst der Kämmererei koordiniert werden. Die Schirmherrschaft für den Vortrag des Gutachterbüros „Stonehenge“ in der Stadthalle mit dem Titel „Über das verborgene Liebesleben der Steine und seine geheimen Auswirkungen auf die soziale Stadt“ übernimmt selbstverständlich Frau OB, die auch sogleich das Bündnis für Familien, die Gesellschaft Soziale Stadt, die Gleichstellungsbeauftagte, das Klimabüro und den Ruhrbania-Koordinator mit einbinden kann, um die Arbeit des neu zu schaffenden Büros für „Wechselwirkungen von Stein und Mensch“ aktiv zu unterstützen.

  • MBI-Faltblatt 5/10: „Mülheim/Ruhr 2010: Zwischen Ruhrbanistan und Absurdistan, am Übergang zum Peloponnes? Misswirtschaft und Haushaltstrickserei griechischen Ausmaßes bei der Stadt Mülheim? Weiter wie gehabt trotz Trümmerbania und bereits gescheiterten Etats?“ als pdf-Datei (219 KB)

Restaurant-Check : Besser essen
WAZ-Mülheim, 20.05.2010, Annette Lehmann

Wo können Erwachsene mit Kindern essen gehen? So, dass alle nicht nur satt werden, sondern sich auch wohlfühlen? Ein neues Internetangebot soll den Überblick erleichtern. Mitwirkung ist dabei sehr erwünscht.

Auf der Web-Plattform www.familie-in-muelheim.de erscheinen künftig Checklisten zu Cafés und Restaurants in der Stadt. Zugleich werden Leute gesucht, die diese Datenbank füttern. Familien sind aufgerufen, ihr Lieblingslokal zu beschreiben. Gastronomen können ihr eigenes Angebot vorstellen. So oder so: In jedem Fall soll jemand checken, ob die Angaben tatsächlich zutreffen.

Dies erledigt Dr. Claudia Roos, Referentin der Oberbürgermeisterin, bei der die Fäden des Vorhabens zusammenlaufen. Die ersten beiden Checklisten hat sie selbst geschrieben und ins Netz gestellt: „Ricks Café“ und „Nudelland“. Gibt es dort Mini-Menüs, Parkplätze für Kinderwagen, Hochstühle, Malsachen, Wickelmöglichkeit, eine Spielecke etc. pp.? Mit denselben Kriterien sollen ab sofort möglichst viele Mülheimer Lokale beschrieben werden. Als „Quelle“ ist bei beiden Beispielen schlicht „Familie“ vermerkt, was zutrifft, da Claudia Roos einen dreijährigen Sohn hat. Ihr Blick für Leih-Buntstifte, WC-Sitze in Kindergröße oder verständnisvolles Servicepersonal ist also geschärft.

Am 15. Mai, dem „Internationalen Tag der Familie“, wurde die Aktion offiziell gestartet. Ihren Ursprung hat sie im Vorjahr. 2009 standen beim Familientag die städtischen Museen im Vordergrund. Und Heinz-Hermann Ernst, Geschäftsführer des Mülheimer Bündnisses für Familie, schrieb im Vorfeld örtliche Gastronomen an: ob sie Erwachsenen mit Kindern etwa beim Preis entgegenkommen könnten. Die Resonanz war denkbar schwach.

„Also bin ich Klinken putzen gegangen“, erklärt Ernst. Und die Oberbürgermeisterin als Schirmherrin des Bündnisses habe den Auftrag erhalten, gemeinsam mit der Dehoga etwas zu unternehmen. Dehoga: der Interessenverband des Gastgewerbes, zu dessen Mülheimer Kreisverband derzeit 135 Gastronomie- und Hotelbetriebe gehören.

Ihnen allen soll die Checkliste zur Familienfreundlichkeit per Mail zugehen, sagt der Vorsitzende Jörg Thon. Er hofft auf lebhafte Mitwirkung: „Natürlich macht jeder Betrieb etwas für Kinder“, so ist seine Sicht. Das sollte man öffentlich machen. Wenn neue Angebote dazukommen, wie Wickeltische in den Toilettenräumen, umso besser. „Der Konkurrenzgedanke wird für Veränderungen sorgen“, meint Thon. Und so werde auch der von ihm betriebene „Ratskeller“, dessen Wiedereröffnung für Oktober geplant ist, künftig eine Gelegenheit zum Windelwechseln bieten. Aus eigener Erfahrung weiß Thon auch: „Es ist wichtig, das Personal zu schulen. Dass beispielsweise Kinder einen Platz bekommen, von dem aus sie viel sehen, und als erste ihr Essen auf dem Tisch haben.“

Stichwort Essen: Hier fragen Claudia Roos wie auch Heinz-Hermann Ernst, warum auf „Kindertellern“ eigentlich immer Fischstäbchen liegen müssen oder Spaghetti mit Sauce? „Warum gibt es nicht das gleiche Essen wie für die Eltern? Kleinere Portionen zum halben Preis?“ Jörg Thon hat hierauf eine ganz eigene Antwort: „In vielen Familien wird schon auf gesunde Ernährung geachtet. Da sind die Kinder froh, wenn sie mal Würstchen mit Pommes essen dürfen.“