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Wohnlotsen statt Betonpolitik

Artikel in der Frankfurter Sonntagszeitung vom 20.06.2010 unter „Immobilien“, Titel: „Wohnlotsen am Wattenmeer“. Berichtet wird über ein Projekt in der Stadt Cuxhaven, die unter Überalterung, Einwohnerschwund und in deren Folgen unter wachsenden Leerständen von Wohnungen und Häusern leidet; eine Entwicklung, wie sie hier bei uns im Ruhrgebiet auch sichtbar wird. Cuxhaven versucht nun intelligenterweise das Problem nicht dadurch zu lösen, dass entgegen diesem Trend immer weitere Grün- und Waldflächen zur Bebauung (für wen eigentlich?) freigegeben werden, sondern besinnt sich auf  das, was vorhanden ist, den Bestand. Die Stadt startet das Projekt „Cuxhavener Wohnlotsen“ zur Aktivierung von  Bestandsimmobilien im Rahmen eines von Berlin finanzierten Forschungsprogramms des Bundesbauministeriums mit dem Namen „ExWoSt“ (Experimenteller Wohnungs- und Städtebau). Das bisherige Ergebnis des Forschungsprogramms bestätigt eindeutig, dass keine neuen Bauplätze geschaffen werden sollen und dürfen. Der ganze FAZ-Artikel als pdf-Datei (58 KB). Dazu der folgende

MBI-Antrag für den Ausschuss für Wirtschaft und Stadtentwicklung am 5.7.10

Betr.: Beteiligung am Forschungsprogramms des Bundesbauministeriums mit dem Namen „ExWoSt“ (Experimenteller Wohnungs- und Städtebau)

Die gesamte Fragestellung des FAZ-Artikels „Wohnlotsen am Wattenmeer“ ist auch für unsere Stadt von großer Bedeutung, nicht zuletzt, weil  Mühlheim auf der Ebene der kreisfreien Städte und Kreise Nordrhein-Westfalens mit 45,4 Jahren in 2009 das höchste Durchschnittsalter aufwies, vgl. IT.NRW.

Die Verwaltung möge zu folgenden Fragen Stellung beziehen:

  • Ist das Programm „ExWoSt“ der Stadt bekannt? Wenn nein, warum nicht? Wenn ja, gibt es Überlegungen, sich daran zu beteiligen?

Stellungnahme der Verwaltung:
Ja, das Forschungsprogramm Experimenteller Wohnungs- und Städtebau (ExWoSt) ist bekannt.
Es wurden auch schon Projekte in Mülheim gefördert. So wurde im Rahmen des Forschungsfeldes „Jugendliche im Stadtquartier“ das Modellvorhaben „Eichbaum Countdown“, in Mülheim unter dem Begriff „Eichbaum-Oper“ bekannt, gefördert. Im Forschungsfeld Integration und Stadtpolitik läuft zur Zeit der Antrag für einen Aktionsplan zur strukturierten und konkreten Umsetzung des Gutachtens „Sozialräumliche Integration in Mülheim an der Ruhr“. Hier geht es um die Erarbeitung einer Handlungsstrategie.

  • Wie beurteilt die Verwaltung die Cuxhavener Vorgehensweise? Welche Aspekte sind auch für Mülheim von Relevanz?

Stellungnahme der Verwaltung:
Das Cuxhavener Projekt ist bundesweit bekannt und die Erkenntnisse und Ergebnisse werden verfolgt. Die völlig andere räumliche Lage, die Strukturdaten und Problemlagen unterscheiden sich aber deutlich von denen hier im Ballungsraum und von denen in Mülheim an der Ruhr. Ähnliche Fragestellungen werden zur Zeit auf der Grundlage des 2009 veröffentlichten 1. Regionalen Wohnungsmarkberichtes in der von der Stadtregion 2030 schon 2007 gegründeten AG Regionale Wohnungsmarktbeobachtung diskutiert. Der AG gehören MitarbeiterInnen unterschiedlicher Fachbereiche der Verwaltungen der elf kreisfreien Ruhrgebietsstädte an. Eingebunden sind Mitarbeiter der Bereiche Stadtplanung, Stadtentwicklung, Wohnbauförderung und Soziales.
Die Thematik ist grundsätzlich auch in Mülheim sowohl in der Verwaltung als auch bei den Wohnungsbaugesellschaften in der Diskussion. Dies zeigen Projekte wie die Bestandsanierung des SWB in Kooperation mit der medl in Saarn, die im vorletzten Ausschuss für Umwelt und Energie von Herrn Vocke und Herrn Bachmann vorgestellt wurde. Auch der Abriss der Wohnblöcke mit Einfachwohnungen an der ehemaligen Sellerbeckstraße zugunsten von Reihenhäusern und damit einer geringeren Wohndichte zeigt dies.
Bestandssanierung und Rückbau sind auch wesentliche Bestandteile des Projektes InnovationCity an dem sich die Stadt Mülheim – wie bekannt – beteiligt.

MBI-Antrag:
Falls das Forschungsprogramm „ExWoSt“ bisher nicht bekannt ist, möge der Ausschuss beschließen, die Verwaltung zu beauftragen, sich kundig zu machen und in der nächsten Sitzung über Ziele und Ergebnisse des Programms zu berichten einschließlich der Frage, ob und wie eine Stadt wie Mülheim sich daran beteiligen könnte.

Begründung:
Da scheinen in Cuxhaven richtig vorausdenkende Menschen am Werk zu sein, ganz im Gegenteil zu den Mülheimer Fantasten in Verwaltung und Politik.
Das Durchschnittsalter in Nordrhein-Westfalen lag laut IT.NRW im Jahr 2009 bei 42,8 Jahren. Auf Ebene der kreisfreien Städte und Kreise Nordrhein-Westfalens wies die kreisfreie Stadt Mühlheim an der Ruhr mit 45,4 Jahren das höchste Durchschnittsalter auf. Mit etwas Abstand folgte der Ennepe-Ruhr-Kreis mit einem Durchschnittsalter von 44,5 Jahren. Mit der Begründung, junge Familien ansiedeln zu wollen, wird seit Jahren in unserer schrumpfenden Stadt eine Orgie von B-Plänen aufgelegt, die alle ökologischen, städtebaulichen, finanziellen und architektonischen Rücksichten brutal ignoriert. Aktuell ist das bei Ruhrbania, der Berger- und der Tilsiter Str. so, aber auch am Hanten-, Löns- und Blötterweg und an der Hochfelder Str. Fünterweg und Mariannenweg wurden gerade erst im Kuhhandel und gegen jede Vernunft durchgewunken. Ex-Rugenberger-Gelände, Markscheider Hof, Klotzdelle, Wrangelstr., Augustastr., Oemberg, August-Thyssenstr., Mergelstr., Kuhlenstr. uswuswuswusf sind nur einige Beispiele aus den letzten Jahren.  Eine Serie der ökologischen Verschlechterung und der zusätzlichen Wohnungen meist ohne zugehörige Infrastruktur.
Dabei wäre es viel wichtiger gewesen, auf der Saarner Kuppe und dem Kasernengelände zukunftsfähige Stadtquartiere zu ermöglichen, die nicht nur aufs Auto angewiesen sind. Das ist bekanntlich gerade bei älteren Menschen immer wichtiger. All das ist in Mülheim noch nicht Stand der Erkenntnis. Sie halten nicht inne, obwohl just beim Prestigeprojekt Ruhrbania erste massive Vermarktungsprobleme erkennbar sind. Das sind aber nur Vorboten. Die Pestel-Studie für das Düsseldorfer Wohnungsbauministerium hat für 2013 den Umkippzeitpunkt berechnet, wenn der Überhang auch bei Ein- und Zwei-Familienhäuschen kommt. Viele NRW-Städte haben ihre Neubauprogramme heruntergefahren. Ganz anders Mülheim mit der höchsten Neubaurate landesweit. Hier hofft man anscheinend, die Nachbarstädte aussaugen zu können, indem man ihnen die jungen Familien weglotst, denen man die wertvollsten Stellen der Stadt anbietet. Diese Milchmädchenrechnung kann und wird nicht gutgehen. Doch vielleicht zwingt die Realität auch in Mülheim die Planer in Richtung Cuxhaven! Hoffentlich wird bis dahin die Zerstörung etwa an der Tilsiter oder der Bergerstr. nicht durchgezogen!

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  • 3.10.12: WAZ+NRZ: „Kampf um besseres Klima – Seit Jahren kämpft eine Bürgerinitiative in Holthausen gegen die Bebauung der freien Flächen auf dem Feld Oppspring/Tilsiter Straße. Die Initiative bekommt jetzt neue Rückendeckung durch ein weiteres Gutachten, das Wissenschaftler der Universität Bochum, Abteilung Geographie/Klimatologie, erstellt haben.“ hier
  • Die zerstörerische Mölmsche Bauwut ist Harakiri! hier
  • Den zerstörerischen Beb.plan „Mendener/Bergerstr.” beenden! hier
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  • “Ruhrbania, Ruhrbanium, Ruhrbaniae, Ruhrbanio, Ruhrbaniorum …. anno 2009“: Die Ruhrbania-Ruhrpromenade – ein  Leuchtturmprojekt als Scherbenhaufen und finanzielles Debakel
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