Innenstadt MH – der letzte macht das Licht aus?
Zitat NRZ vom 30.8.10: : „Von dieser Entscheidung sollte ein Weckruf durch die Stadt gehen.“ Wolfgang von der Linden zur Schließung des Möbelhauses nach 170 Jahren.
Nur: Im unteren Teil der Schlossstr., im leeren Kaufhof-Koloss, in den leeren Schlecker, Woolworth, Agnoli, Caruso, H&M, Molitor, Maredo, ex-C&A (danach MST), Betten Hardt uswuswuswusf…. Auf der gesamten Leineweberstr. vom Eingang zur Innenstadt an der Schlossbrücke bis zum Kaiserplatz, im leeren Rest-Rathaus, im nahezu unverkäuflichen Neubau des Stadtbadanbaus, im unfertigen Hafenbecken oder daneben in den Trümmern der Ruhrbania-Baufelder 1 oder 2:
Wer um Himmels Willen kann den überfälligen Weckruf in der Ruhrbania-Geisterstadt überhaupt noch hören? Die Stadtverwaltung in den 1001 überall im Stadtgebiet angemieteten Ersatzräumen stellt sich seit Jahren bereits auf taub!
Die Mülheimer Innenstadt erinnert zusehends an Städte in der untergegangenen DDR, in deren Endphase. Doch auch Honecker baute sein Prestigeprojekt in Ost-Berlin, während der Rest der Republik vergammelte. Wie sagte Gorbatschow dazu: „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben …“
Der Niedergang und die Ignoranz treiben einem die Tränen in die Augen!
WAZ-Mülheim, 29.08.2010, DerWesten
Einzelhandel : Mülheimer Möbelhaus schließt nach 170 Jahren
Mülheim. Das 170 Jahre alte Traditions-Möbelhaus Von der Linden an der Leineweberstraße schließt. Behinderungen durch Baustellen und schlechtes Verkehrskonzept sind nach Meinung der Inhaber Schuld.
Und noch ein Traditionshaus in der Mülheimer Innenstadt geht: nach 170 Jahren schließt das Möbelhaus Von der Linden, das seit zehn Jahren von Gudrun von der Linden in der sechsten Generation geführt wird. Der Räumungsverkauf beginnt bereits in dieser Woche. Als Firmengründer Hermann, der sich mit 26 Jahren als Schreinermeister selbstständig gemacht hatte, 1846 am Stammsitz an der Schloßbrücke in drei Schaufenstern „wohnfertige Möbel“ ausstellte, galt das als Sensation. Denn bis dahin war es in Mülheim noch üblich, dass Möbel bei einem Schreinermeister in Auftrag gegeben wurden. Aus den drei Schaufenstern ist inzwischen eine lange Front und einer Verkaufsfläche von 1700 Quadratmetern geworden.
Doch eine Sensation ist das Möbelhaus vis-à-vis dem alten Stadtbad und der Ruhrpromenade schon lange nicht mehr. Die Möbelbranche hat sich grundlegend verändert: Mitnahmemöbel sind gefragt, der Preis zählt und keiner scheut die eigene Montage.
„Von dieser Entscheidung sollte ein Weckruf durch die Stadt gehen“
Neben dieser Marktentwicklung gibt es noch einen anderen Punkt, den die Unternehmerin in einem Schreiben an die Redaktion in den Mittelpunkt rückt: Die Verödung der Innenstadt. Angefangen habe es mit dem Umbau der Verkehrsführung rund um den Kaufhof. „Wir haben jetzt seit drei Jahren massivste Behinderungen durch viele Baustellen in der Innenstadt von der Gleisverlegung bis zur Kanalerneuerung“, klagt sie. Sie habe gehofft, dass danach alles in neuem Glanz erstrahle und dies einige Kunden, die sich inzwischen anders orientiert hätten, wieder zurückbringe.
Doch diese Erwartung habe sich nicht bestätigt. Im Gegenteil. „Mit der Fertigstellung des neuen Verkehrskonzeptes ist die Innenstadt noch schlechter und mit noch höherem Zeitaufwand erreichbar als je zuvor“, kritisiert sie. Für die Fachgeschäfte sei aber eine gute Erreichbarkeit überlebenswichtig. Ihr Onkel und Vermieter Wolfgang von der Linden hält es für einen Irrwitz, dass die Hauptachse, die Leineweberstraße, nur in einer Richtung befahrbar sei. „Das gibt es in keiner anderen Stadt“, sagt er und hofft. „Von dieser Entscheidung sollte ein Weckruf durch die Stadt gehen.“ Dass seine Nichte das Handtuch wirft, kam für ihn überraschend. Noch im Juli habe man in das Haus investiert. Noch ist er zuversichtlich für die bis zu 2000 Quadratmeter Verkaufsfläche einen Mieter zu finden. Eine Teilung der Flächen in dem verschachtelten Gebäude sei denkbar. Es müsse nicht unbedingt ein Möbelhändler sein, aber der Kollegenkreis sei groß.
Mehr zur schweren Mülheimer Innenstadtkrise
- 2009: Schwere Innenstadtkrise in Mülheim! hier
- Meldungen und Berichte zur schweren Krise der Mülheimer Innenstadt, chronologisch von März 2009 bis Sept. 2010 als pdf-Datei (264 KB) „Innenstadtkrise“
- 23.2.11: NRhZ Nr. 290: “Über das Innenleben der Heimatstadt von Ministerpräsidentin Hannelore Kraft. Wie Mülheim an die Wand gefahren wurde“, auch als pdf-Datei (124 KB)
- Nov. 10: “Der Mülheimer Marktverband und die Firma Erdin – Die Firma Erdin und der Marktverband – DIE UNENDLICHE GESCHICHTE –” Stellungnahme des Marktverbandes zu den unfairen Behauptungen und Vorwürfen in den Medien, als pdf-Datei (36 KB). Dazu auch:
Wochenmarkt fff.: MH peinlich! hier - 10.3.10: Erst Sinn Leffers, Cafe Overbeck, Agnoli, Peppino und, und, und…. Dann schloss Woolworth im Herbst. Der Kaufhof macht z.Zt. Total-Ausverkauf, bevor er bald endgültig in Mülheim dicht macht. Viele Geschäftslokale, Büroräume usw. der Innenstadt stehen leer oder wechseln häufig die Mieter, ob auf der Schloss-, der Wall-, der Friedrich-Ebert-, der Bach-, der Kaiser- oder der […] Innenstadtkrise ff.: Kaufhof, Betten Hardt, Maredo …. der letzte macht das Licht aus?
- 17.5.10: Seit 1 Jahr Hiobsbotschaften am Fließband für die ohnehin geschundene Mölmsche Innenstadt. Agnoli, Sinn Leffers, Woolworth, Kaufhof, Reggeborgh+Baufeld 1, Kübelei und Wochenmarkt, die überforderte MST und dann das Ruhrbania-FH-Fiasko … Oh weia! Abbruch West mit Ruhr?
- 29.5.10: Abgesang auf den Kaufhof an dessen allerletzem Verkaufstag, ein Fanal für die Mülheimer Mölmsche Innenstadt? Ruhrbania/ium/iorum? Kaufhof endgültig dicht und nun?
- Herbst 09: “Ruhrbania, Ruhrbanium, Ruhrbaniae, Ruhrbanio, Ruhrbaniorum …. anno 2009“: Die Ruhrbania-Ruhrpromenade – ein Leuchtturmprojekt als Scherbenhaufen und finanzielles Debakel, als pdf-Datei (134 KB)