Flughafen bald nur noch „Sonderlandeplatz“?
Nicht gerade zur Freude von OB Mühlenfeld, der Mülheimer SPD und FDP und bestimmten Wirtschaftsfunktionären befürwortet das immer wieder verschobene Gutachten zur Flughafenzukunft den Ausstieg und wegen dem langfristigen Aeroclubvertrag die Umwandlung in einen Sonderlandeplatz, vgl. WAZ-Artikel unten.
- Sept. 12: Flughafen-Gutachten des Büros Lenz und Johlen in Kurzfassung mit Zusammenfassung und Ergebnissen (öffentlich) als pdf-Datei (227 KB)
Anders als die Flughafenbefürworter litaneimäßig immer und immer wieder behaupteten, hat der ohnehin stark subventionierte Aeroclub der Hobbyflieger genausowenig wie Wüllenkempers WDL ein Anrecht auf eine gesamte Flughafeninfrastruktur. Für die Hobbyflieger reicht eine Graspiste und für die WDL müssen nur Start- und Landemöglichkeiten für die Werbezeppeline ermöglicht werden. All das war übrigens schon Mitte der 90iger auch in Gerichtsverfahren bis zum OLG geklärt. Doch seit die Mülheimer SPD 1999 von ihrem vorherigen Ausstiegsbeschluss (anders als die Essener SPD) zurückkehrte zu Ausbauplänen zum Regionalflughafen, wurde der Aeroclub von den Genossen Mülheims als Faustpfand propagiert, das der Hobbyclub nie war. Um eine Ratsmehrheit von 1 Stimme zur Verlängerung der 2004 ausgelaufenen WDL-Pläne zu bekommen, wurde nachweislich den Überläufer Yassine mit Geld und Job gekauft, der sich später als SPD-Ratsherr dann als Überstundenbetrüger und Diplomfälscher entpuppte. Mehr in „Yassine-SPD-Sumpf ohne Ende? Die unglaubliche Geschichte des Mounir Yassine! Was gärte nur da in der Vergärungsanlage?“ als pdf-Datei (134 KB)
Das Gutachten zeigt aber auch, dass der Chef der Beteiligungs-holding Mülheim (BHM), zu der die Flughafengesellschaft FEM gehört, dem Mülheimer Hauptausschuss ein Horrorszenario von Folgekosten bei Flughafenausstieg präsentiert hatte, weil es (auftragsgemäß u.a. durch seine Chefin) Aeroclub und WDL unrealistisch anders vorausgesetzt hatte, als die Verträge es hergeben.
Fraktionen und Aufsichtsratsmitglieder erhielten je eine „personalisierte“ Fassung des Gutachtens, d.h. auf jeder der weit über 100 Seiten ist der Name quer über die Seite gedruckt. Diese neuerliche Marotte der Geheimniskrämer wurde bereits bei den wertlosen Gutachten zur ÖPNV-Zukunft für über 300.000 € angewandt. Was das bringen soll? Strafanzeigen wegen „Geheimnisverrats“, falls irgendeine Seite mal im Papiercontainer oder bei einer Zeitungsredaktion oder … entdeckt wird. Mit Transparenz oder Bürgernähe hat das wenig zu tun. Die Bürger sind ja anscheinend nur fürs Zahlen gut …. Und selbst beim „Öffentlichen(!)“ Nahverkehr nicht berechtigt zu erfahren, was mit ihrem Geld für ihre Zukunft teuer begutachtet wird!
Mehr zum Flughafen Essen/Mülheim, der WAZ-Artikel „Bald nur noch Sonderlandeplatz“ unterhalb der Links
- Juli 12: Selbstbedienungsladen Fluchhafen Essen-Mülheim? Eismann und die Dienstwagenaffäre hier
- 12.5. 12: Der Aero-Club, die Mülheimer Vetternwirtschaft und die verschwundenen Zuschüsse hier
- 13.6.12: WAZ: “Gutachten für Flughafen Essen/Mülheim sorgt für Turbulenzen” hier
- 12.6.12: WAZ: “Absturz für den Büro- und Gewerbepark am Flughafen Essen/Mülheim?” hier
- 30.1.11: Fluchhafen im Sturzflug? hier
- 26.1.11: Welt am Sonntag: “Flughafen Essen-Mülheim vor der Pleite” hier
- 1.12.10: Flughafengesellschaft FEM vor der Insolvenz? hier
- 22.7.10: Flughafen-Geschäftsgebahren – Lehrstück für Vertuschung?! Filzverdacht erhärtet! hier
- 8.7.10: Ausstieg aus dem Flughafen Essen/Mülheim auch in Mülheim beschlossen! hier
- 29.6.10: Landesrechnungshof bemängelt Korruption am Flughafen Essen/Mülheim hier
Auszug aus dem LRH-Bericht dazu aus dem Kapitel 27 „Förderung des Luftverkehrs“. Das ganze Kapitel LRH Jahresbericht 2010 Flughafen E/ MH als pdf-Datei (104 KB) - 25.2.10: Urteil zum Flughafen: Keine Düse mit Dauer-Ausnahmegenehmigung! hier
- 13.2.10: MBI-Antrag zu Reggae-Festival am Flughafen oder auf der Rennbahn hier
- 23.9.09: Flughafen für Klima-Expo 2020?! hier
ältere Dokumente von vor 2009
- Die ganze Flughafen-Saga zu Essen-Mülheim ist ein Paradebeispiel für missachtete Demokratie und überholtes Kirchturmsdenken im Ruhrgebiet, als pdf-Datei (51 KB)
- 2003: Mülheim, die OB und der Fluchhafen hier
- 27.9. 2001: Flughafenausbau und WDL-Verträge per gekauftem Überläufer beschlossen! Ein schlimmer Tag für die Demokratie!! Wahl- und Wählerbetrug sondergleichen! hier
- Die Yassine-Saga als pdf-Datei (134 KB)
- Theo, wir fah`n nach …. Diverses zu Wüllenkemper hier
- Die Airbuspläne und Offener Brief der MBI an WDL-Chef Wüllenkemper: “Ziehen Sie Ultimatum und Wegzugsdrohung zurück! Eine schnelle Entscheidung ist weder erlaubt, noch auf Dauer umsetzbar!” als pdf-Datei (18 KB)
- Odyssee eines MBI-Flughafen-Antrags als pdf-Datei (97 KB) und der Antrag selbst hier
WAZ-Mülheim 14.09.2012 |der ganze Artikel hier
FEM – Flughafen Essen/Mülheim
Bald nur noch Sonderlandeplatz?
Jährlich erfolgen am Flughafen Essen/Mülheim noch rund 45 000 Starts und Landungen.
Mülheim. Der Flughafen Essen/Mülheim könnte zu einem Sonderlandeplatz umgewandelt werden. Rechtlich und technisch wäre dies zulässig und würde unterm Strich die laufenden Kosten des Flughafens bis zur endgültigen Schließung deutlich reduzieren. Zu diesem Ergebnis kommt das Gutachterbüro Lenz und Johlen aus Köln. Die Analyse aller bestehenden Verträge habe ergeben, so die Gutachter, dass es keine Verpflichtung für die drei Gesellschafter – die Städte Mülheim, Essen und das Land NRW – gebe, den Status Verkehrsflughafen aufrecht zu erhalten.
Lange hatte es gedauert, bis das Gutachten gestern vorgelegt wurde. Zweimal wurde es zurückgereicht an die Gutachter mit der Bitte um Nacharbeitung. Die Gesellschafter hatten im Herbst 2010 das Gutachten in Auftrag gegeben, nachdem die Räte in Mülheim und Essen den Ausstieg aus dem Flughafen beschlossen hatten und auch das Land NRW dem folgte. Eine der zentralen Fragen war: Was muss für den Aero Club , der einen Pachtvertrag bis zum Jahr 2034 besitzt, und für das Luftfahrt-Unternehmen WDL, Vertrag bis 2025, an Flughafen-Infrastruktur vorgehalten werden?
Mobiler Tower
Die Stadt Mülheim, so der Gutachter, hat alles zu unterlassen, was den Motorsportflug-, den Motorsegelflug-, den Motorschleppflug und den Segelflugbetrieb des Aero Clubs mit seinen fast 300 Mitgliedern einschränkt oder aufhebt. Allerdings müsse die Stadt aber nicht „aktiv für eine Aufrechterhaltung bestimmter Flugmöglichkeiten“ sorgen. Auch für die Rechtsnachfolger von Theo Wüllenkemper habe die Stadt lediglich dafür Sorge zu tragen, dass ausreichend Start- und Landegelände für den Luftschiffbetrieb zur Verfügung steht.
Ein Sonderlandeplatz hätte auch Konsequenzen für die Rettungsflüge und die vielen Privatflieger am Flughafen, für sie wäre Essen/Mülheim dicht. Unterm Strich, so der Gutachter, ließen es die Verträge zu, den bestehenden Flughafen durch Umwandlung zum Sonderlandeplatz „deutlich zu reduzieren“. Es wäre möglich, die Start- und Landebahn von jetzt 1536 Metern auf 800 Meter zu verkürzen, das Entwässerungssystem aufzugeben, das Personal zu verringern. Ein mobiler Tower würde reichen.
Keine Musterlösung für den Flughafen
„Damit wird zwar ein Stück mehr Klarheit geschaffen, doch enthält das Gutachten keine Musterlösung für die weitere Entwicklung am Flughafen“, sagt Oberbürgermeisterin und Vorsitzende des Aufsichtsrats der Flughafen-Gesellschaft, Dagmar Mühlenfeld . Sie spielt den Ball der Politik zu. Die müsse sagen, ob sie den Weg zum Sonderlandeplatz gehen wolle, das gelte auch für die Mitgesellschafter in Essen und im Land. Die könnten jedoch auch aus der Gesellschaft aussteigen, dann stünde Mülheim als einziger Vertragspartner von Aero Club und WDL allein mit dem Problem da.
Sollte das Ziel Sonderlandeplatz heißen, müsste ein Zulassungsverfahren erfolgen. Das Umwandlungsverfahren könnte zwei Jahre dauern, bis zu 1,5 Millionen kosten. Würden Essen und das Land mit zahlen? Was die Städte am Ende durch die Umwandlung sparen, wollte der Gutachter nicht prognostizieren, er spricht von einem „deutlichen Betrag“. Derzeit müssen die Städte und das Land jährlich mit jeweils 250 000 Euro das Flughafen-Defizit abbauen.
Willi Budde, Vorsitzender des Aero Club, kannte das Gutachten gestern noch nicht, betonte allerdings: „Der Status quo ist vernünftig.“ Kritisch fragt er: „ Wem würde eine Reduzierung der Stadt- und Landebahn etwas nützen? Wie soll dabei gespart werden?“ Das Netzwerk gegen Fluglärm sieht, in einer ersten Reaktion, in dem Gutachten eine Bestätigung dafür, dass die Gesellschafter für die Hobbyflieger keine Kosten mehr zu tragen haben.
Andreas Heinrich