Am 5. Mai war Bildungsausschuss der Stadt Mülheim, in dem der Hilferuf der Elternvertreter der Gustav-Heinemann-Gesamtschule (GHS) wegen der bedrohlichen Überforderung durch viel zu viele Seiteneinsteigerbehandelt werden musste, den Verwaltung und die ganz große Mehrheit der Politik im Hauptausschuss (HA) einfach nicht behandeln wollten. Das war im März bereits eine ziemlich rüde Missachtung sowohl der besorgten Schulgemeinde, als auch demokratischer Grundregeln.
Die Stellungnahme der Verwaltung von Anfang Mai „Aktuelle Situation Seiten-einsteigerbeschulung Gustav-Heinemann-Schule“ (immerhin die größte und beliebteste Mülheimer Schule!) als Antwort auf die Eingabe der Elternvertreter vom März für den HA war bereits eine Zumutung und sie war gespickt mit Unverschämtheiten gegenüber den mehr als berechtigten Sorgen der Eltern und Lehrer. Doch der sog. Bildungsausschuss setzte noch einen drauf, erklärte sich genau genommen für nicht zuständig und delegierte alles an die Schulbürokratie. Landtagsmitglied und -kandidat Hendricks (CDU), der ja gleichzeitig in Mülheim im Rat sitzt, erdreistete sich sogar, den Eltern heftige Vorwürfe zu machen, dass sie sich überhaupt zu Wort gemeldet hatten. Ebenfalls keinerlei Unterstützung erhielten die um ihre Kinder und die Funktionsfähigkeit der Schule besorgten Eltern von den Sozialdemokraten, obwohl diese Schule ihr Kind aus besseren Zeiten ist und bisher ihr Erfolgsmodell war. (Nur am Rande: Diese bisherige Vorzeigeschule der SPD liegt im Wahlkreis Essen/Mülheim von Justizminister Kutschaty und unweit der Wohnung von Ministerpräsidentin Kraft.) Von Grünen und Linken ist ohnehin nichts Konstruktives zu erwarten, wenn es um Flüchtlinge und die Folgeprobleme der unkontrollierten Massenzuwanderung geht.
Und so wurden Eltern und Lehrer, die zahlreich als Zuschauer gekommen waren, nicht nur im Regen stehen gelassen, sondern auch noch regelrecht verhöhnt, weil sie dabei nass geworden seien, um im Bild zu bleiben.
Fazit einer beschämenden Ausschusssitzung: Lehrer, Eltern und der Rest der Gesellschaft haben gefälligst alles zu schlucken, was ihnen von oben zugeordnet und zugemutet wird, und gefälligst den Mund zu halten. Diese Vorstellung von preußischem Obrigkeitsstaat hilft vielleicht kurzfristig der Schulbürokratie in ihrem willkürlichen Handeln, ist aber über kurz oder lang tödlich für die gesamte bisherige Bildungslandschaft, von der bekanntlich alle verlangen, dass sie die Grundlagen für den zukünftigen weiteren Erfolg der Exportnation Deutschland legt.
Bestärkt wurden die vor Ignoranz strotzenden sog. Bildungspolitiker der Stadt Mülheim durch einen großen WAZ-Artikel am Morgen vor dem Bildungsausschusses, in dem einzig die unmögliche und höchst bedenkliche Stellungnahme der Schulverwaltung herunter gebetet wurde. Diese Zeitung mit Monopolstellung in Mülheim scheint sich als Sprachrohr der Verwaltung zu verstehen. Da interessieren die real existierenden Menschen weniger und die meisten Politiker sind gebrieft, was sie zu vertreten bzw. abzunicken haben.
Das alles hat mit Demokratie nur noch wenig zu tun.
Zur Erinnerung noch einmal einige Fakten zur Problemlage der Gustav-Heinemann-Gesamtschule, die wir der WAZ vor Tagen ebenfalls zugeschickt hatten, nachzulesen auch hier, was diese aber vollständig ignorierte.
Lassen wir die nicht unerheblichen Disziplin-, Kommunikations- und kulturellen Probleme mit Seiteneinsteigern aus gleichzeitig vieler Herren Länder gänzlich außer acht, so hat die bisher insgesamt hervorragend funktionierende GHS-Gesamtschule ein kaum noch lösbares quantitatives Problem, und zwar in gleich dreifacher Hinsicht. Und es ist eine altbekannte Binsenweisheit, dass jedes quantitative Problem automatisch neue Qualitätsprobleme erzeugt. Doch selbst Binsenweisheiten werden anscheinend von der Mehrheit der Lokalpolitiker einfach ausgeblendet.
- Die GHS hatte sich Anfang 2016 bereit erklärt, der Stadt in der Notlage der Flüchtlingswelle zu helfen und für maximal 6 Jahre SE-Schüler von höchstens 6 Klassen, d.h. max. 108 SE-Schüler, aufzunehmen und zu integrieren. Voraussetzung und Bedingung für die Übernahme dieser Mammutaufgabe war, dass die Schule keinesfalls achtzügig werden kann und darf. Weil die SE-Schüler nach spätestens 2 Jahren aus den Extraklassen auf die Regelklassen verteilt werden, besteht das große Problem, dass neben den 6 SE-Extraklassen, so es auch im nächsten Schuljahr nicht doch noch 7 werden würden, die bisherigen SE-Schüler größtenteils auf die bisher 7-zügigen Regelklassender GHS verteilt würden oder werden könnten. Dann würde die Gesamtschülerzahl auf ca. 2000 anwachsen und eine 8-Zügigkeit wäre unvermeidlich, es sei denn, man nähme pädagogisch unverantwortliche Riesen-Klassenstärken in Kauf. Zu dieser sehr grundlegenden Frage hat die Verwaltung noch überhaupt kein Konzept, wie das nichtssagende Wischi-Waschi zu 4.) Unterpunkt 3.) „Klassenstärken/Schülerzahlenentwicklung“ in der Vorlage auf erschreckende Art und Weise verdeutlicht. Und das, obwohl das Schuljahr 2016/17 bereits seinem Ende entgegen geht! In dem Bericht der Verwaltung wird auch jegliche Lösung der höchst problematischen Überschreitung der Schülergrenzen an der GHS (Sicherheitsbestimmungen in den Fachräumen, fehlender Platz für den Ganztag, …….) einfach ausgeklammert, obwohl in der Elterneingabe sehr eindringlich und dezidiert angesprochen!
- Die noch im Bildungsausschuss im März angekündigte Zuweisung weiterer Seiteneinsteiger-Schüler noch dieses Schuljahr mit der Eröffnung einer 7. Extra-Klasse nur für neu zugewanderte Schulpflichtige an der GHS drohte, die mit der SE-Problematik bereits überlastete Schule in ihrer gesamten Funktionsfähigkeit zu gefährden. Bekanntlich kommen immer noch monatlich 40 zusätzliche SE-Schüler nur im kleinen Mülheim hinzu. Aufgrund der ausführlich begründeten dringlichen Eingabe der Elternvertreter nahm die Verwaltung kurzfristig auch deutlich Abstand von ihren Plänen (doch nur für das laufende Schuljahr), Doch auch im kommenden Schuljahr kann die GHS keine 7. Extra-SE-Klasse verkraften. Dazu fehlt in dem Verwaltungsschreiben jegliche Aussage, geschweige denn Zusage! Auch der Ausschuss weigerte sich, solches zu beschließen. Das Ende März zugesagteaktuelle Aussetzen der SE- Zuweisung sorgt somit lediglich für eine kurzfristige Beruhigung, stellt aber keine Problemlösung dar.
- Die GHS hat seit vielen Jahren riesige Anmeldezahlen und muss stets über ein Drittel ablehnen, was mitunter auch zu Gerichtsverfahren führt wie vor Monaten arg medienwirksam geschehen. Da für das kommende Schuljahr mehr als eine gesamte Klassenstärke des 5. Jahrgangs aus Zuweisungen durch die Schulbehörde bestehen soll, neben Inklusionskindern hauptsächlich SE-Schüler, erhöht sich die Zahl der Abweisungen um weitere ca. 30. Das schränkt die Handlungsfähigkeit der Schule deutlich ein und erhöht die Unzufriedenheit vieler Eltern im gesamten Stadtgebiet wegen mangelnder Wahlfreiheit für ihre Kinder noch mehr. Logischerweise kann dadurch auch das bewährte gute pädagogische Konzept der Schule in Mitleidenschaft gezogen werden.
Fazit: Mit der bisherigen Herangehensweise sind die SE-Probleme insgesamt kaum noch zu lösen, ohne betroffene oder wie im Falle der GHS stark betroffene Schulen in ihrer bisherigen Funktionsfähigkeitdeutlich zu beeinträchtigen oder gar nachhaltig zu schädigen. Viel zu lange wurde auch in Mülheim nach dem Merkel-Motto „Wir schaffen das“ versucht, absehbare Folgeprobleme zu leugnen und zu überspielen. Die MBI hatten im letzten Herbst versucht, mit Anträgen und Anfragen für die Problemlage zu sensibilisieren, waren aber ziemlich rüde abgekanzelt worden. Doch egal.
Es gilt anscheinend das Motto „Augen zu und durch, egal wer dabei überrollt wird oder was zu Bruch geht“. Und wer sich beschwert, hat immer schuld.
Wie hohl klingen da die Sprüche von Frau Kraft, die bekanntlich kein Kind zurücklassen will, oder von der CDU, der FDP oder den Grünen, wenn sie alle sich weigern, selbst eine objektive Überforderung von Schulen und Lehrern auch nur zur Kenntnis zu nehmen.