Weltwassertag zum wichtigsten Menschheitsproblem und keine/r kriegt es mit?!
WELTWASSERTAG wie jedes Jahr seit 1993, dieses Mal am 22. März 2018. Der internationale Weltwassertag 2018 steht unter dem gemeinsamen Leitthema. „Naturbasierte Lösungen für das Wasser“. Ziel des von der UNESCO ins Leben gerufenen Weltwassertages ist es, auf die Bedeutung des Wassers als fundamentaler Lebensgrundlage für die Menschheit überhaupt aufmerksam zu machen.
Das wohl wichtigste Überlebensthema für Milliarden Menschen, nämlich der Zugang zu sauberem Wasser bzw. überhaupt zu Wasser für alle Menschen, wurde zuletzt wegen der unzähligen Krisenherde der Erde völlig in den Hintergrund verbannt. Die apokalyptischen Riesenkatastrophen in Teilen Arabiens (Syrien, Irak, Jemen, Palästina usw.), der Krieg der Türken gegen Kurden und die Desaster in den Sahel-Staaten oder Ostafrika haben u.a. ursächlich und ziemlich zentral mit Wasserproblemen zu tun. Uswusf………. Auch das große Problem, dass das überlebensnotwendige Trinkwasser privatisiert wird oder werden soll, ist irgendwie aus der öffentlichen Diskussion verschwunden, zumindest vorerst. In den überörtlichen Medien war es zuletzt auch keine Meldung wert, dass z.B. Rostock die Wasser- und Abwasserversorgung jetzt wieder rekommunalisiert und von der Remondis-Tochter Eurawasser zurückgekauft, die sich mit Händen und Füßen dagegen versuchte zu wehren, vgl. Ostseezeitung vom 10.3.18: „Am 1. Juli wird das Wasser wieder kommunal: Nordwasser GmbH übernimmt die Trinkwasserver- und Abwasserentsorgung von Eurawasser“, nachzulesen hier
Der regionale Wasserversorger RWW (Rheinisch Westfälische Wasserwerke) mit Sitz in Mülheim/Ruhr wurde vor 15 Jahren zu 80% an das RWE verkauft. Vor ca. 1 Jahr wurde das RWW dann auf die neue RWE-Tochter Innogy überschrieben. Und nun soll Innogy in dem Riesen-Deal von RWE-Eon zerschlagen werden, wobei die RWW, genau wie der zu 75% privatisierte Mülheimer Abwasserbetrieb SEM zur Eon übergehen. Was das genau für die lebenswichtigen Bereiche Wasser und Abwasser in der finanziell bankrotten Ruhrstadt Mülheim bedeutet, weiß keiner. Es will auch keiner öffentlich darüber reden, am wenigstens die einzig verbliebende Lokalzeitung der WAZ. Man glaubt es kaum ……
Weltwassertag: Natur bietet Kombi-Lösung für Hunger-, Wasser- & Umweltprobleme
Quelle Universität Hohenheim 2018
Intelligente Bewirtschaftung nutzt Mega-Deltas der großen Flüsse für kombiniertes Wassermanagement, Nahrungsmittelproduktion und Umweltschutz.
Die Natur bietet Lösungen für Menschheitsprobleme – vorausgesetzt, die Menschheit versteht es, ökologische Zusammenhänge zu nutzen, so das Credo von Prof. Dr. Folkard Asch von der Universität Hohenheim in Stuttgart. Als Beispiel nennt er die Mega-Deltas großer Flüsse: Sie gelten als Reis-Körbe der Menschheit mit einem Produktionspotenzial, das noch lange nicht ausgereizt sei. Doch Wassermanagement, Küstenschutz und Maßnahmen gegen Meeresspiegelanstieg und Versalzungsgefahr seien nur mit naturnahen Lösungen möglich, betont der Agrarwissenschaftler im Vorfeld des Weltwassertages am 22. März 2018. Prof. Dr. Asch ist Leiter des Graduiertenkollegs „Wasser-Mensch-Landwirtschaft“, gefördert von der Anton & Petra Ehrmann-Stiftung.
Wasser ist Lebensgrundlage und Bedrohung – das zeigt sich besonders deutlich in den Mündungsgebieten großer Flüsse mit ihren Quadratkilometer großen Überschwemmungsgebieten.
Auch die Konflikte um Wasser, die die Vereinten Nationen mit dem jährlichen Weltwassertag am 22. März ins Bewusstsein rücken, träten dort gleich in außergewöhnlichen Dimensionen auf, erklärt Prof. Dr. Asch von der Universität Hohenheim: Steigende Meeresspiegel und drohende Versalzung bedrohten Ackerland, Trinkwasser verknappe, Stadt- und Landbevölkerung konkurrierten um Süßwasser für menschliche Nutzung und Bewässerung.
Falscher Umgang mit Wasser bedroht Nahrungsgrundlage der halben Menschheit
Dabei handelt es sich keineswegs um ein lokales Problem. „Vor allem in Asien bilden die großen Flussdeltas die Reis-Körbe der Menschheit – und damit eine der wichtigsten Nahrungsquellen der Welt“, erklärt Prof. Dr. Asch von der Universität Hohenheim.
Weltweit lebten drei von sieben Milliarden Menschen vor allem von Reis als Grundnahrungsmittel. Bislang hielten sich Bevölkerungswachstum und Produktionssteigerung halbwegs die Waage. Dies verdanke die Menschheit vor allem den fruchtbaren Böden der Flussdeltas.
Dank ihnen habe die Reisproduktion in den vergangenen 25 Jahren um 50 Prozent gesteigert werden können. Aktuell betrage sie 890 Mio. Tonnen pro Jahr. „Bis 2050 benötigen wir eine weitere Steigerung um 27 Prozent. Dies lässt sich nicht ohne weitere Produktionssteigerung in den Flussdeltas bewerkstelligen.“
Naturnahe Lösungen als Schlüssel für Umweltschutz, Wasser- und Ernährungssicherung
Der Schlüssel dazu sei eine nachhaltige Intensivierung, die ökologische Zusammenhänge nutzt. Auf diese Weise ließen sich Ernährungssicherung, Armutsbekämpfung, der Zugang zu sicherem Trinkwasser und die Balance des Wasserbedarfs von Stadt und Land ins Lot bringen mit Küstenschutz und anderen Maßnahmen gegen Erosion und Versalzung.
Das Konzept entspräche damit dem des diesjährigen Weltwassertages, den die UN unter das Motto „Nature-Based Solutions for Water“ stellt. „Es ist der Mensch, der beim Thema Wasser zunehmend vor Herausforderungen gestellt wird. Die Natur stellt dazu die Lösungen.“
Der Ansatz sei in vielen Fällen auch ingenieurstechnischen Großmaßnahmen überlegen. „Flussdeltas wie das des Indus, Mekong oder des Ganges-Brahmaputras haben eine Ausdehnung von mehreren 100 Kilometern. Küstenschutz durch Sperren und Deiche wie in Norddeutschland oder den Niederlanden ist hier weder sinnvoll noch finanzierbar.“
Küstenschutz, Erosionsminderung und Aufbau von Grundwasser
Den Küstenschutz würde Prof. Dr. Asch lieber natürlichen Mangrovenwäldern überlassen. Diese Bäume wachsen im Brackwasser des Gezeitenbereiches. So sichern sie den Boden auch bei Sturmfluten. Ihre Wurzeln bauen zusätzlich noch Erdwälle auf.
Auch der Reisanbau im Hinterland entspräche vom Ansatz her den natürlichen Gegebenheiten. „Reis ist eine der wenigen Kulturpflanzen, die in Sumpfgebieten wächst.“ Das aufgestaute Süßwasser auf den Feldern erhalte auch den Boden, denn „es verhindert, dass Meerwasser aus dem Untergrund durch die Verdunstung nach oben gesaugt wird und den Boden versalzt.“
Gleichzeitig lieferten die Felder einen wichtigen Beitrag zum lokalen Wetter: „Durch die Verdunstung auf den Feldern entstehen Nebel, Wolken und Regen. Dieser versickert und baut unter dem Delta eine Frischwasserblase auf, die die Großstädte mit Trinkwasser versorgt.“
Shrimp-Farming: Gefahr durch neue Formen der Landnutzung
Als gefährlich wertet der Agrarwissenschaftler dagegen den Trend, die fragilen Deltas für neue, nicht angepasste Produktionsformen zu nutzen. „Ein Negativ-Beispiel ist sicher die zunehmende Shrimps-Produktion im Mekong-Delta von Vietnam“, urteilt Prof. Dr. Asch.
Shrimps seien lukrativ, das wecke Begehrlichkeiten. Doch die Krustentiere lebten im Brackwasser, das sich in künstlich angelegten Teichen sammle. Durch diese künstlichen Teiche gelangten Salz und große Mengen Antibiotika in den Wasserkreislauf, das natürliche System würde zerstört.
Sanfte Optimierung kann neue Einkommensquellen erschließen
Um den steigenden Wasser- und Nahrungsbedarf zu stillen sei es dagegen notwendig, das gewachsene System weiter zu optimieren. „Wir müssen das vorhandene Wasser besser ausnutzen, indem wir gewährleisten, dass die Pflanzen nur die genau notwendige Menge an Wasser erhalten und nur zu den Zeiten, in denen sie es wirklich verwerten können.“
Ein Ansatz sei durch verbesserte Anbauformen zu verhindern, dass zu viel Regenwasser ungenutzt ablaufe. Gleichzeitig seien die Deltas vielfältiger, als bislang genutzt. „Auch im Flachland der Deltas gibt es erhöhte Lagen, die nicht überstaut und sumpfig sind. Hier ließen sich andere, hochwertigere Kulturen wie Gemüse oder sogar Zitrusfrüchte für zusätzliche Einkommen anbauen. Das wäre eine sinnvolle Weiterentwicklung, die sich in die Ökologie eingepasst.“
Hohe Bedeutung von Forschung und Wissenstransfer
Tatsächlich bestehe in vielen Fragen auch noch Forschungsbedarf. „Die gesellschaftlichen Herausforderungen, die Deltas zu schützen, sind wesentlich größer als das Wissen und die Finanzen, um die naturnahen Lösungen umzusetzen“, resümiert der Wissenschaftler der Universität Hohenheim. Wichtig sei deshalb, dass Wissenschaft und Transfermedien auch vor Ort intensiv zusammen arbeiteten.
Einen Beitrag dazu wolle die Universität Hohenheim mit der Anton & Petra Ehrmann-Stiftung durch das Graduiertenkolleg „Wasser-Mensch-Landwirtschaft“ leisten. Darin beschäftigen sich derzeit 15 Doktoranden mit globalen Fragestellungen und Herausforderungen zum Thema Wasser. 50 Prozent der Nachwuchswissenschaftler stammen aus Übersee. „Für uns sind das künftige Ausbilder und Multiplikatoren in ihren Heimatländern“, so Prof. Dr. Asch.
Dem Weltwassertag am 22. März 2018 widmet das Graduiertenkolleg ein eigenes Kolloquium. Unter der Überschrift „Nature-based solutions for societal challenges related to water“ beschäftigen sich die Vorträge speziell mit dem Thema Flüsse, Küsten und Deltas. Das Kolloquium an der Universität Hohenheim beginnt um 13:00 Uhr in Schloss Hohenheim, 70599 Stuttgart.
Programm und Informationen unter water4use.uni-hohenheim.de