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Hubertus Knabe, die Aufarbeitung der SED-Diktatur und die Sexismus-Keule

Der Historiker Dr. Hubertus Knabe ist ein Sohn des Mülheimer einstigen Bundesvorsitzenden und MdB der Grünen, Wilhelm Knabe, der später in den 90ern auch der erste grüne Bürgermeister der ersten schwarz-grünen Großstadt, nämlich Mülheim, war.
Sohn Hubertus engagierte sich bis zu seinem Abi 78 bei der Mülheimer Alternativzeitung „Freie Presse“ und schrieb u.a. sehr gut recherchierte Artikel zum Arbeiteraufstand an der Ruhr 1920 gegen den Kapp-Putsch in Berlin, der genauso wie die Arbeiterräte und die Rote Ruhrarmee von der Reichswehr der in Berlin zurückgekehrten Ebert-Regierung (SPD) unter Mithilfe der paramilitärischen Freikorps sehr blutig niedergeschlagen wurde, nicht zuletzt auch in Mülheim.

H. Knabe engagierte sich dann in Bremen u.a. für die Freilassung des DDR-Dissidenten Bahro, der 1979 nach heftigen Protesten in die BRD abgeschoben wurde und Mitbegründer der Grünen wurde, bei denen auch H. Knabe einige Zeit tätig war. 1992 wurde Knabe wissenschaftlicher Mitarbeiter der Gauck-Behörde und 2001 wurde er wissenschaftlicher Direktor der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen im ehemaligen zentralen Untersuchungsgefängnis der Stasi, wo auch Bahro einst inhaftiert war.

Im September 2018 wurde Knabe nun durch den Stiftungsrat von seinem Amt freigestellt, da er anonymen(!) Vorwürfen gegen den Vize-Direktor Helmuth Frauendorfer wegen übergriffigen Verhaltens und sexueller Belästigung nicht nachgegangen sein soll. Er soll über Jahre Frauendorfers Übergriffe geduldet und sich selbst gegenüber einigen Frauen inadäquat geäußert haben. Erst im August war zudem bekannt geworden, dass die Stiftung ihre Zusammenarbeit mit dem Förderverein bereits ausgesetzt hat. Grund war die angebliche Nähe des Leiters des Fördervereins, Jörg Kürschner, zu AfD-Positionen. Kürschner, selbst ehemaliger Häftling in dem Stasi-Gefängnis Hohenschönhausen, schreibt für die Zeitung „Junge Freiheit“, die als Sprachrohr der Neuen Rechten gilt.

KnabeKnabes eindeutige Stellungnahmen gegen die DDR-Diktatur und seine Gleichsetzung der Verbrechen von NS-Diktatur mit denen des Stalinismus hat ihm häufig massive Kritik eingebracht. Zuletzt warnte er bei der 200-Jahrfeier von Karl Marx mit der chinesischen Schenkung einer monumentalen Marx-Statue an dessen Geburtsstadt Trier inständig vor einer Verharmlosung kommunistischer Regime mit ihren millionenfachen Opfern. Damit störte er die Marx-Jubelfeiern auch der versammelten Bundes-SPD in Trier gehörig (nur am Rande: Barley kommt aus Trier, Nahles um die Ecke aus der Eifel).
Nun also entließ die rot-rot-grüne Berliner Stadtregierung Hubertus Knabe mit fadenscheiniger Begründung, wie das unten stehende Interview mit dem CDU-MdB Wegner mehr als deutlich macht.
Den Hubertus Knabe ereilte also trotz bzw. wegen seiner anerkannt guten Arbeit in der Gedenkstätte zur Aufarbeitung der Stasi-Methoden ein ähnliches Schicksal wie die Fälle aus der SED-Diktatur, die er die ganzen letzten Jahre aufgearbeitet hatte.

Unabhängig von diesem Fall kann man feststellen, dass die selbsternannten „Hüter von Demokratie und Rechtsstaat“ anscheinend die Reihen von immer mehr Anders- oder Querdenkenden bereinigen wollen. Wenn die Rassismus- bzw. Nazi-Keule wie etwa bei Maaßen nicht zieht, dann halt der Sexismus-Vorwurf und sei es auch nur der anonyme Vorwurf gegen Untergebene, womit dann gleich die Spitze mit abgesägt wird. Bei Knabe schob man noch hinterher, der Geschasste habe sich „inadäquat gegenüber einigen Frauen geäußert“. Wie bitte? Was ist das denn?

Entlassung von Gedenkstättenleiter Hubertus Knabe – „Das sieht nach einem Plan aus“

INTERVIEW MIT KAI WEGNER am 28. September 2018 in Cicero, nachzulesen hier

Warum musste Hubertus Knabe, der Leiter der Gedenkstätte Hohenschönhausen, gehen? Die genauen Gründe kennt noch keiner. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Kai Wegner vermutet, was in Berlin viele denken. Dass Knabe das Opfer einer Intrige von Kultursenator Klaus Lederer (Linkspartei) geworden sei

Kai Wegner ist baupolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Bis 2016 war er Generalsekretär der Berliner CDU und Landesgruppenvorsitzender der Berliner Bundestagsabgeordneten. Eines seiner Themen ist die Aufarbeitung der SED-Diktatur.  

Herr Wegner, Hubertus Knabe wurde als Leiter der Gedenkstätte Hohenschönhausen „freigestellt“. Der Beirat wirft ihm vor, er habe nichts getan, um ein Arbeitsklima zu schaffen, das keinen Raum mehr für die sexuelle Belästigung von Mitarbeiterinnen lässt. Sie haben auf Twitter Zweifel geäußert, ob das stimmt.
Ich kenne Hubertus Knabe seit vielen Jahren. Ich kann und will das nicht glauben. Natürlich steckt man da nicht drin. Aber wenn solche schweren Vorwürfe schon erhoben werden, müssen die auch belegt werden.

Es gibt immerhin einen anonymen Brief von sieben ehemaligen Mitarbeiterinnen, datiert auf den 8. Juni 2018. Die Frauen beklagen sich unter anderem über sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz.
Darin wird Hubertus Knabe aber namentlich nicht genannt. Ich kenne nur Vorwürfe gegen seinen Stellvertreter. Ich weiß, dass er mehrfach versucht hat, vom Kultursenator Detail-Informationen über die erhobenen Vorwürfe zu bekommen. Er hat sie aber nicht erhalten. Ich frage mich, warum Klaus Lederer ihn bei der Aufklärung nicht unterstützt hat.

In der Pressestelle des Kultursenators heißt es, die Vorwürfe gegen seinen Stellvertreter Fraundorfer würden schon bis ins Jahr 2011 zurückreichen. Es habe darüber auch schon ein Gespräch mit Lederers Vorgänger gegeben, Tim Renner (SPD). Knabe sei aufgefordert worden, Maßnahmen zu treffen, um die sexuelle Belästigung zu stoppen.
Das stimmt. Nach meinen Informationen hat es nach dieser Unterredung mit Staatssekretär Tim Renner in der Gedenkstätte ein Personalgespräch mit Frauendorfer gegeben. Hubertus Knabe hat ganz klar gesagt, so etwas würde er nicht dulden. Er hat seinem Stellvertreter mit arbeitsrechtlichen Konsequenzen für den Fall gedroht, dass er sein Verhalten nicht ändert. …………..

Herr Lederer hat die Entscheidung, sich von Knabe zu trennen, aber nicht allein getroffen. Unter den fünf Mitgliedern des Stiftungsrates ist auch Ihr Parteikollege, Dieter Dombrowski, der Bundesvorsitzende der Opferverbände Kommunistischer Gewaltherrschaft. 
Wenn ich im Stiftungsrat gesessen hätte ohne eine klare Information und ohne belastbare Vorwürfe, hätte ich nicht zugestimmt. Nochmal: Mir sind diese belastbaren Fakten nicht bekannt.

Sie unterstellen Herrn Lederer, er habe nur einen Vorwand gesucht, um Herrn Knabe loszuwerden.
Es ist ja nicht das erste Mal, dass er das versucht hat. Das war schon so bei der Kontroverse um den linken Baustaatssekretär Andrej Holm, der wegen seiner früheren Stasi-Vergangenheit in die Kritik geraten war. Hubertus Knabe hat Holm damals der Lüge beschuldigt und seine Entschuldigung als unglaubwürdig zurückgewiesen. Damals hat sich die SPD noch schützend vor Hubertus Knabe gestellt.

Dann ist der wahre Grund für die Entlassung Knabes eine persönliche Fehde mit Klaus Lederer?
Na ja, Herr Knabe ist eben bekannt dafür, dass er gerne den Finger in die Wunde legt – gerade im Bereich des SED-Unrechts. Natürlich stößt er damit auch Diskussionen an. Nicht jedem gefällt das. Aber brauchen wir deshalb eine Denkpolizei?

Als Herr Knabe vor 17 Jahren die Leitung der Gedenkstätte übernommen hat, hatte sie nur ein paar tausend Besucher im Jahr. Inzwischen sind es jedes Jahr 450.000, davon die Hälfte Schüler. Ist das allein das Verdienst von Herrn Knabe?
Nein, aber er hat auf jeden Fall sehr gute Arbeit geleistet und maßgeblichen Anteil an dieser Entwicklung. Und Hohenschönhausen ist nicht irgendeine Gedenkstätte. Es gibt viele Gedenkstätten in Berlin, aber was uns oft fehlt, sind genau diese authentischen Orte, wo man noch Geschichte spürt und riecht. …………..

Auch das Verhältnis von Herrn Knabe und Herrn Lederer war von Anfang an gespannt. Als der Kultursenator antrat, hat er die Frage gestellt, ob es eine gute Idee sei,  dieses Amt ausgerechnet jemandem anzuvertrauen, dessen Partei bis heute ein positives Verhältnis zur DDR habe.
Es gab viele, die das in Frage gestellt haben – gerade bei den Opferverbänden. Ich glaube, es ist Aufgabe von Klaus Lederer, diesen Opferverbänden die Hand zu reichen. Ich kann mich an eine Veranstaltung der Union der Opferverbände kommunistischer Gewaltherrschaft erinnern, da hat er durchaus die richtigen Worte gefunden. Aber nur einmal auf die Opfer zuzugehen, ist zu wenig. Da müssen viele Brücken gebaut werden. Gerade wenn ein Kultursenator von der Linkspartei kommt.

Öffentlich hat Herr Lederer im Umgang mit Herrn Knabe die Form gewahrt. Wie soll er versucht haben, ihn loszuwerden?
Es hat vor allem Gespräche über ihn in der Koalition gegeben. Bislang war ihm das aber nicht gelungen. Fakt war: Für Klaus Lederer war Hubertus Knabe ein Stachel im Fleisch der Stadt, der gestört hat.

Im August hat der Haushaltsausschuss des Bundestages Herrn Knabe fünf Millionen Euro bewilligt, damit er sich mit der Erforschung von Linksextremismus ein weiteres Arbeitsfeld erschließen konnte. Wie hat sich das auf sein angespanntes Verhältnis zum linken Kultursenator ausgewirkt?  
Offensichtlich wurde die Stimmung damit zumindest nicht besser.

Hat Lederer den anonymen Brief der Frauen deshalb erst mit wochenlanger Verspätung aus der Schublade gezogen? 
Das will ich ihm nicht unterstellen. Sexismus ist ein schwerer Vorwurf. Wenn er im Raum steht, müssen Beweise her. Dann müssen Konsequenzen erfolgen.

Aber Sie glauben trotzdem nicht, dass es ein Zufall war?
Nein. Was ich merkwürdig finde: Herr Lederer bekommt im Juni einen Brief von sieben Frauen. Warum setzt er Herrn Knabe darüber erst im August in Kenntnis, ohne ihm aber Details zu nennen? Er hätte in der Zwischenzeit auch die Mitarbeiterinnen der Gedenkstätte schützen müssen. Diese Frage muss Herr Lederer beantworten. ……………….

Zwei Tage, nachdem Herr Knabe freigestellt wurde, hat der Kultursenator schon die ehemalige Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagenbehörde, Marianne Birthler, damit beauftragt, einen Nachfolger für ihn zu suchen. Warum geht das eigentlich so schnell?
Es deutet darauf hin, dass das von langer Hand geplant war. Nach meinen Informationen war es der RBB, der Herrn Knabe am 17. September mitgeteilt hat, was genau in dem Brief der sieben Frauen stand. Erst am 18. September, einen Tag nach dem Anruf des RBB, bekam Herr Knabe diese Info dann auch von Herrn Lederer – allerdings erst auf Nachfrage. Schon merkwürdig. Zwei Tage später teilt Herr Knabe öffentlich mit, dass die Gedenkstätte die Sexismus-Vorwürfe prüfe. Zwei Arbeitstage danach stellt er Helmuth Frauendorfer frei. Und nur einen Tag später wird Herr Knabe entlassen. Einstimmig. Das sieht nicht so aus, als wäre das alles zufällig passiert.

Sondern?
Nach einem Plan. Wie kann der Senator sonst so schnell eine kommissarische Nachfolgerin aus dem Hut zu zaubern? …………..