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Auch Radwege rechtfertigen keinen Umweltfrevel

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Nach sechs Monaten Bauzeit ist der Aufstieg vom Stadthallen-Parkplatz zum RS1 fertig. 285.000 € hat alleine die Rampe gekostet, bezahlt zu 80% vom Land und zu 20% vom RVR. Welche Kritik und Potenziale die Rampe für Pendler bietet, versuchte die WAZ darzustellen. WAZ: Mülheim: Rampe schließt Lücke zum RS1 und Alltagsradverkehr“

Auf dem befahrbaren Teilstück der hochgelobten „Fahrradautobahn“ RS 1 („Radler-Heaven“-Zitat WAZ) ließen etliche Minister aus Düsseldorf und Berlin sich seit 2015 des öfteren und bei jedem Teilabschnitt für die Medien publikumswirksam ablichten. Bundesweit wurde über den RS 1 als zukunftsweisendes Projekt berichtet, seltener von den Schattenseiten oder nicht notwendigen Zerstörungen für die Fahrradtrasse auf den Bahngleisen.

Wie im Übrigen der weitere Verlauf des Radschnellwegs, geplant zwischen Hamm und Duisburg, selbst ab der Hochschule Ruhr-West bis Duisburg-Wedau genau aussehen soll, ist auch nach Jahren immer noch nicht wirklich geklärt, da ab HRW auch noch ein paar Güterzüge der Mülheimer Hafenbahn die Gleise nutzen. Alleine 80 abgesägte Baumstämme räumten am 4. Feb. Mitarbeiter einer Spezialfirma vom Hang an der Bahntrasse hinter der Saarner Straße und schredderten das Holz. Der neue Radschnellweg RS 1 soll später parallel zum Eisenbahngleis für die Hafenbahn neben dem Katzenbruch in Mülheim verlaufen.  An der  nun baumfreien Stelle soll auch eine Zufahrt zum RS 1 entstehen. Zwischen Hochschule und Stadtgrenze ist die gesamte Trasse für Mülheims Radschnellweg gerodet worden. Straßen.NRW plant, doch die Grundstücke gehören noch der Bahn. Ein noch ungelöstes Problem ist die Überquerung der Heerstraße. Ob und wann die Weiterführung des hochgelobten RS 1 wirklich kommt, weiß keiner, wie seit fast 1 Jahrzehnt nicht. Dennoch schreibt die WAZ: „Mülheim: Weiterbau des Radschnellweges für 2021 geplant“

Zurück zur Rampe am Stadthallenparkplatz:

Als Kritikpunkt schreibt die WAZ: „.. die Optik. Manchem ist sie zu kahl. Hier kann der Fahrradbeauftragte Helmut Voss nun um Geduld bitten. Die Stadt verzichtete auf ein Bodenvlies und lässt Pflanzen durch. Das Bahndammsubstrat fördere blühende und insektenfreundliche Vegetation. Bleibt also nur noch das Warten auf den Frühling. Nun aber mal zu den Vorteilen: …..“ Es folgen ganze Arien des Lobs der RS1-Rampe.

20170311_161824_kIm Feb. 2017 wurden 40 Bäume an der ehemaligen Güterzugtrasse der Rheinischen Bahn gefällt Der Bahndamm am Stadthallenparkplatz war kahl geworden.. Auf der Bahntrasse wurde dann ganze 3 Jahre der Radschnellweg RS 1 weitergebaut und von der Fährstraße aus die Rampe zur Radstrecke. Zur Erinnerung:

  •  „Unnötiger Kahlschlag am Bahndamm in Broich“hier

Es ist aber nicht nur die Optik, weshalb diese hochgelobte Maßnahme für Umwelt- und Klimaschutz Fragen aufwirft. (Die Rampe auf der anderen Seite der Bergstr. mit ihren häßlichen Betonwänden, wofür aber „nur“ ca. 20 Bäume weichen mussten, verstärkt ja nicht gerade den Eindruck, als sollte Fahrradpiste und Grün kompatibel sein).

  1. Wurde nach Stilllegung der Güterstrecke der Rheinischen Bahn für den gescheiterten Metrorapid nichts unternommen, um z.B. auf der Strecke die einst angedachte S-Bahn-Linie von Ratingen bis Gelsenkirchen in Angriff zu nehmen. Jetzt mit dem angeblichen Klimanotstand und der dringlich notwendigen Verkehrswende durch ein besseres ÖPNV-Angebot speziell für Pendler, ist diese Chance vertan, weil nun Fahrradtrasse. Auch eine zukünftige Umnutzung des Tengelmann-Geländes wäre viel zukunftsgerichteter möglich. Doch alle Parteien in Düsseldorf, ob Rotgrün oder Schwarzgelb, haben das versaubeutelt.
  2. Wenn man schon Bahntrassen für eine von Autos ungestörte Fahrradtrasse umnutzt, so hätte das nicht derart zerstörerisch geschehen müssen. Das wäre auch umweltschonender möglich gewesen und höchstwahrscheinlich auch viel billiger.
  3. Die von dem Fahrradbeauftragten versprochene zukünftige „blühende und insektenfreundliche Vegetation“ ist nicht mehr als ein Placebo.

Kurzum: Auch wenn Verbesserungen für Radfahrer unstrittig ein positiver Beitrag zur Schonung von Umwelt und Klima darstellen, rechtfertigt das nicht alles und Planungen Mülheimer Verkehrsplaner und „Experten“ sind fast immer nicht alternativlos, auch nicht bei Fahrradwegen!

Am Rande:
Der Stadthallenparkplatz ist kostenpflichtig und steht häufig ziemlich leer, obwohl ein beträchtlicher Teil nun jahrelang gesperrt war für Baufahrzeuge und Materialien für den RS 1. Seit die VHS den Parkplatz nicht mehr benutzt, nachdem sie 2017 überfallartig geschlossen wurde, ist das noch offensichtlicher geworden. Gerade mit den beiden Rampen zum RS 1 wäre die VHS per Fahrrad optimal angebunden, viel besser als früher und unvergleichbar besser als der als VHS wenig geeignete Standort Aktienstraße. Dass auf dem riesigen Stadthallenparkplatz keine Fahrradabstellplätze eingerichtet wurden, beweist nur, dass die Wiedernutzung der VHS in den städtischen Planungen schlichtweg nicht vorgesehen war. Doch der erfolgreiche Bürgerentscheid für die Wiedernutzung der VHS muss endlich ein Umdenken im Rathaus bewirken!

Zurück zur Mülheimer Baumpolitik:
Als hätten wir im letzten Jahrzehnt in Mülheim nicht bereits massenhaft Innenstadtbäume verloren (Ruhrbania, Tourainer Ring, Leineweberstr., Dickswall u.v.m.), musste der Radschnellweg auf der stillgelegten Bahntrasse der Rheinischen Bahn als Begründung herhalten, um weitere Fällaktionen zu rechtfertigen. Mehr auch in „Desertification-Helga, die Grüne, mit Ruhrbania Desolata“ hier von Okt. 2010

Doch es scheint landesweit voll im Trend zu sein, dass Bäume inzwischen fast alle Fürsprecher verloren haben. Entlang diverser Autobahnabschnitte, in Essen, in Bochum und ganz schlimm in Duisburg hat man mitunter den Eindruck, dass die Kahlschläge zum Alltagsbild gehören.
Und bei dem Dauerzustand von täglich neuen Krisenmeldungen sowie der hierzulande viel zu eindimensionalen Klimadiskussionen, wen interessieren da noch Bäume vor Ort, wo doch Amazonien und Australien brennen? Wenn sich dennoch ein paar Menschen noch über Abholzaktionen aufregen, geht das im übergeordneten Krisenmodus unter.

„Natürlich“ ist es für bauwillige Investoren einfacher, wenn Bäume nicht mit eingeplant werden müssen. Aber der Verdacht liegt nicht ganz fern, dass auch städtische Ämter oder der Landesstraßenbetrieb sich die Pflegekosten durch Abholzaktionen sparen wollen und es auch tun. So auch am Bahndamm in Broich!