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Warum nur wurde das entlaufene Damwild aus dem Tiergehege Witthausbusch einfach getötet?

MBI verlangen Auskunft über die unnötige und unverständliche Tötung des wegen der Unwetterschäden ausgebüxten Damwilds aus dem Tiergehege Witthausbusch

Das verheerende Unwetter von Pfingstmontag, dem 9. Juni, hatte auch das Tiergehege im Witthausbusch beschädigt. Einige Kühe, Hirsche und Kitze büxten aus. Sechs von ihnen sind am Wochenende vom 12./13. Juli(!), 5 Wochen nach dem Unwetter, erschossen worden – zum Entsetzen nicht nur der Anwohner. Mehr auch in WAZ vom 14.7.14: : “Ausgebüxtes Damwild von Mülheimer Jägern erschossen”, nachzulesen hier.
Was um Himmels Willen ist da falsch gelaufen? Es gibt sehr viele Ungereimtheiten, offene Fragen und bedenkliche Seltsamkeiten rund um den Abschuss der Tiere, angefangen damit, dass Herr Lenz gleichzeitig der Zuständige der Bürgerstiftung, die das Tiergehege betreibt, und Vorsitzender der Kreisjägerschaft Mülheim an der Ruhr ist.

Unterhalb des folgenden MBI-Antrags eine Zusammenstellung von Ungereimtheiten und Widersprüchen, welche den MBI dankenswerterweise von besorgten Mitbürgern zur Verfügung gestellt wurde.

Zettel am Ausgang des Witthausbusch erinnern an das getötete Wild

Über die Tötung der Tiere desTiergeheges im Witthausbusch sind viele Bürger aus Holthausen, aber auch aus dem gesamten Stadtgebiet, zu recht sehr empört. Das Tiergehege stand vor einigen Jahren bereits auf der Sparliste der Stadtverwaltung und konnte nur mit großen ehrenamtlichen Engagement gerettet werden. Für zahlreiche Tiere wurden Patenschaften übernommen, viele Bürger beteiligen sich finanziell an der Erhaltung des Tiergeheges oder versorgen diese regelmäßig mit Futter. Wenn dieses Engagement durch die Stadt dann dadurch „belohnt“ wird, dass die Tiere in einer Nacht und Nebel Aktion zum Abschuss freigegeben werden, muss man sich fragen, ob sich jedwedes ehrenamtliches Engagement überhaupt noch lohnt! Unabhängig davon gibt es viele ungeklärte Fragen, warum und wie es zur unnötigen und völlig unverständlichen Tötung der ausgebüxten Tiere kommen konnte und warum diese nicht betäubt und eingefangen wurden, wie dies ansonsten üblich ist. Die MBI werden deshalb unten stehenden Fragenkatalog in der Sitzung des Umweltausschusses (leider erst) Ende August vorlegen, um den Sachverhalt aufzuklären, vor allem aber, damit Ähnliches in Zukunft vermieden werden kann.

P.S. und ganz am Rande:
Die MBI hatten seinerzeit im Jahre 2000 mit einem erfolgreichen Antrag zum Ausbau der Freizeitstation Witthausbusch vor 14 Jahren eine sehr positive Entwicklung eingeleitet, aus der sich nach und nach ein vorbildliches Projekt entwickelt hat, das bei Jung und Alt beliebt ist. Solche kontraproduktiven Aktionen wie der Abschuss der Damhirsche nun ist nicht nur unnötig und empörend, es lähmt und frustriert auch weiteres bürgerschaftliches Engagement, das unsere Stadt dringender braucht denn je! Zur Erinnerung:

  • 28.4.00: MBI-Antrag, im Witthausbusch im Einzugsbereich des Kinderspielplatzes eine Freizeitstation zu errichten hier

MBI-Antrag für den Umweltausschuss am 26.8.2014 TO: Öffentlich

Betr.: Unnötige und unverständliche Tötung der entlaufenen Hirsche aus dem Tiergehege Witthausbusch

Die Verwaltung wird aufgefordert,

  1. die rechtliche Situation beim Abschuss der aus dem Gehege Witthausbusch entkommenen Damhirsche zu erklären. Insbesondere:
    – Ob grundsätzlich entlaufene Tiere z.B. aus Zoos oder Privathaltung als jagdbares Wild gelten, selbst wenn es sich um zahme Tiere handelt.
    – Warum einerseits der Abschuss in der Schonzeit mit einer Gefährdungssituation begründet wird, während andererseits die Betäubung der Tiere zum Einfangen aufgrund des Fehlens einer Gefährdung nicht zulässig gewesen sein soll.
    – Wie hier eine besondere Gefährdung entstehen soll, im Gegensatz zu normalen Wildvorkommen.
  2. darzulegen, welche Kosten
    a) durch den Abschuss entstanden sind,
    b) durch das Betäuben und den Transport der betäubten Tiere zurück ins Gehege entstanden wären.
  3. zu erklären, warum die Absicht, die Tiere abzuschießen, nicht öffentlich diskutiert wurde, wenn es doch offensichtlich eine rechtlich schwierige und vor allem der Bevölkerung schwer zu vermittelnde Entscheidung war.

Begründung:
Der Abschuss der Damhirsche nach ihrer Flucht aus dem Gehege hat in der Bevölkerung für Empörung gesorgt. Unabhängig davon, wie man generell zur Jagd eingestellt ist, handelte es sich doch hier nicht um Wildtiere, sondern um Tiere aus Privathaltung, die den Besuchern bekannt waren und hier gefüttert wurden. Nachdem die einfache Lösung, die Tiere mit Futter wieder ins Gehege zu locken, nicht funktioniert hat, liegt es nahe, zu vermuten, dass die zu erwartenden Kosten für das Wiedereinfangen der Grund für den Abschuss waren.

Dass weder die Öffentlichkeit noch die Politik von der Entscheidung der Unteren Jagdbehörde vorher erfahren haben und anscheinend auch hinterher nicht erfahren sollten(der Abschuss wurde nur durch Zeugen bekannt), zeigt, dass die Rechtslage nicht eindeutig war und man mit Protesten der Bürger gerechnet hatte.

Abgesehen von der grundsätzlichen Frage, ob es rechtlich und moralisch gerechtfertigt war, die Damhirsche abzuschießen, wurde hier das Engagement aller am Erhalt des Wildgeheges beteiligten Bürger, die auch Spendengelder dafür aufgebracht haben, missachtet.

L. Reinhard, MBI-Fraktionssprecher
H. Godbersen, MBI-Sprecherin im Umweltausschuss

Mail an die MBI zu Ungereimtheiten und Widersprüchen in den bisherigen Aussagen zur Tötung der ausgebüxten Tiere aus dem Gehege Witthausbusch:

Sehr geehrte Frau Godbersen, sehr geehrter Herr Reinhard,
im Folgenden haben wir Ungereimtheiten/ Widersprüche etc zusammengestellt, auf die wir bei unserer Recherche und durch eigenes Engagement gestoßen sind. Ggf. können Sie Ihren Fragenkatalog (s.o.), ergänzen:

Wie der Presse in den letzten Tagen entnehmbar war, gibt Frank Lenz, Vorstandsvorsitzen-der des Vereins Bürgerstiftung an, der Verein habe das Eigentum an den Tieren aufgegeben, um sich der Haftung bei etwaigen Wildschäden zu enziehen.

Im Jahr 2009 hat der Verein sich jedoch vertraglich verpflichtet für mindestens 10 Jahre alle Versorgungskosten der Mufflons und des Damwildes zu übernehmen. Nachzulesen als pdf-Datei hier

Aktuell leben in dem Gehege 20 Mufflons, das aber nur für 5 ausgelegt ist, sofern man den Tieren eine artgerechte Haltung zusichern will. Seitens des Vereins „Tierfreunde Witthausbusch“, wurden keine bzw. nur unzureichende Vorkehrungen gegen die Weitervermehrung der Mufflons getroffen mit dem Resultat, dass 15 Tiere erschossen werden sollen.

Als Begründung für das Erlegen der Tiere werden Inzucht und mangelnder Platz angeführt. Da die Herde nicht innerhalb weniger Tage auf 20 Mufflons anwachsen kann, stellt sich die Frage, wieso der Verein nicht schon früher eingriff. Zur Versorgung zählen auch Kastrationen, um eine Überpopulation zu vermeiden (Aussage Lenz in Sitzung vom 27.04.2009). Selbst wenn die Behauptung stimme, die 2009 übernommenen Mufflons hätten bereits seit 2008 ein Inzucht- Problem, bleibt offen, wieso der Verein sich nicht bereits schon 2009/2010/2011 von den Tieren trennte bzw. die männlichen Mufflons vermittelte, um eine Weitervermehrung zu verhindern. Über die Jahre hinweg sind nun die Gene soweit geschädigt, dass sie als kaum vermittelbar gelten.

Helfer haben mit Futterpellets Damwild wieder ins Gehege gelockt, um zu verhindern, dass weitere Tiere sterben müssen.

Von Unbefugten aber wurde das Gehege wieder geöffnet. Vielleicht, damit die Tiere wieder als Freiwild gelten und weitere „waidgerecht erlegt“ werden dürfen? Ebenso wie bereits zum zweiten Mal eine am Gatter des Geheges befestigte Schnur geklaut wurde. Diese Schnüre werden gebraucht um im richtigen Moment das Gatter aufzuziehen. In regelmäßigen Abständen treffen sich nämlich Helfer im Witthausbusch , um das aktuell noch verbleibende Damwild (1 Bock, 1 Ricke und 1 ca 2-3 Wochen altes Kitz) durch „sanftes Drücken“ und Schnalzgeräusche wieder Richtung Gehege zu bewegen. In der Nacht vom 19.07. ca 22.00 Uhr auf den 20.07. ca 05.30 Uhr erfolgte der letzte Diebstahl. Wer könnte ein Interesse daran haben, dass die Tiere nicht zurück in ihr Gehege können?

Dass aktuell Herr Lenz in der Presse die Bürger aufgerufen hat, sich an dem Einfangen des Damwildes zu beteiligen, ist aus mangelnder Sachkenntnis kontraproduktiv!

Des Weiteren wurde auf der Wiese und nicht im Wald das Damwild geschossen – Warnschilder, die darauf hinweisen, fehlten. Das Verbot des Betretens des Waldes ist bekannt, dennoch wird die Wiese in den Abendstunden nach Abschluss der nötigen Arbeiten an umgestürzten Bäumen von Spaziergängern genutzt.

Ein Schild, dass auf die Sperrung des Spielplatzes und des Tiergeheges (Streichelzoo) hinweist, wurde erst nach dem Vorfall des Erschießens des Damwild angebracht- nachdem im Internet und auf sozialen Netzwerken berichtet wurde!

Auch, dass während der Schonzeit geschossen wird, fand keine Berücksichtigung. Eine Ricke musste dabei ihr Leben lassen. Das Kitz wurde nicht mehr gesehen! Inzwischen hat sich ein Bock am Abend des 15.07.2014 wieder in das Gehege locken lassen. Wir hoffen das Kitz wird ihm folgen.

In dem Zeitungsartikel vom 12.06.2014 gibt Herr Lenz an, dass die Tiere sich ohne Probleme im Wald ernähren können. Am 15.07.2014 behauptet er, die Tiere können sich nicht allein ernähren, sie seien an Raufutter gewöhnt. Ebenso die Behauptung das Damwild sei scheu. Hierzu existieren u.a. sehr aktuelle Foto- und Videobeweise, dass man sich den Tieren bis auf 5-7 Meter nähern kann ohne dass die Tiere danach die Flucht ergreifen.

Das Erschießen des Damwildes wurde mit Gefahr in Verzug gerechtfertigt, während das Betäuben nur bei unmittelbarer Gefahr, die von den Tieren ausgeht, möglich gewesen wäre?!?

Die Vermutung liegt nahe, dass es den Verantwortlichen recht sein könnte, wenn der Bestand jetzt schon minimiert wird, da der Verein die Schließung des Geheges in Erwägung zieht.

Ebenso die Tatsache, dass erst in der 29. KW an der unteren Saarlandstraße (B1) Schilder auf Wildwechsel hinweisen, wenn doch diese Gefahr eigentlich seit Pfingsten nach dem Sturm „Ela“ und dem Ausbruch der Tiere aus dem beschädigten Gehege besteht!

Am 12.06.2014 spricht Herr Lenz gegenüber der WAZ von 15 Tieren und dass 3 fehlen, am 15.07.2014 ist die Rede von 11 Tieren.

Zu erwähnen ist auch noch, dass Herr Lenz Vorsitzender der Kreisjägerschaft Mülheim an der Ruhr ist.

Mit freundlichen Grüßen
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