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40 Jahre RRZ, Vorreiterstadt Mülheim zur Innenstadtverödung?

Das Rhein-Ruhr-Zentrum (RRZ) in Mülheim an der A 40 auf ehemaligem Zechengelände von Stinnes und an der Stadtgrenze zu Essen wurde im März 2013 40 Jahre alt. Es war das allererste große Einkaufszentrum seiner Art weit und breit und ist mit  über 100.000qm Verkaufsfläche größer als z.B. das CentrO. Der RRZ-Architekt Walter Brune erwarb das EKZ später von Stinnes.  Heute gehört es zur Merill Lynch-Gruppe und zur Hamburger ECE. In einem großen Artikel zum „Geburtstag“ fand der geistige Vater Brune in der WAZ sehr kritische Worte und er gestand ein, dass insbesondere das RRZ der Innenstadt schweren Schaden zufügte.
In dem Buch „Angriff auf die City“ hat er sich zusammen mit Rolf Junker und Holger Pump-Uhlmann (häufiger im Fernsehen mit Stuttgart 21 zu sehen gewesen) mit der zerstörerischen Inflationierung der Verkaufsflächen und u.a. der Vernichtung historischer Bauten sowie Stadtgrundrissen befasst, wie sie hauptsächlich von bzw. für ECE betrieben wird, ob in Braunschweig, Aachen u.v.v.m. und nun in Schuttgart. Doch die mörderische Aufrüstung mit immer mehr Verkaufsflächen geht im krisengeschüttelten Ruhrgebiet verstärkt weiter mit Riesenmöbelmärkten, FOCs usw.
Bei einer kürzlichen Veranstaltung in Essen dazu mit Vertretern der Landesregierung wurde deren relative Ratlosigkeit trotz gutem Willen deutlich. Auch die EU hat mit einem „Guidance Paper“ schon Intervention angekündigt, wenn zu viel reguliert würde. Die Brüsseler Bürokraten schieben die Niederlassungsfreiheit für ihren Deregulierungswahn vor! Zu dem geplanten Landesgesetz zum Schutz der Innenstädte und zum RRZ mehr in

Keine weiteren Handelsansiedlungen auf der Grünen Wiese – das wollte die Nordrhein-westfälische Landesregierung schon im April verordnen. Gut so und endlich, doch so richtig ist daraus nichts geworden.

Viel zu spät kam diese NRW-Landesinitiative zur Stärkung bzw. Rettung der Innenstädte insbesondere im Ruhrgebiet. Der mörderische Konkurrenzkampf der Teilstädte unter- und gegeneinander, gleichzeitig innerhalb jedes Kirchturms, ist schon sehr weit und bedrohlich fortgeschritten.

Und wie der Duisburger WAZ-Artikel unten zeigt, wird auch noch die nächste Runde der Aufrüstung der Verkaufsflächen ungestört von den neuesten Landesplänen bleiben, ob nun bei den diversen Duisburger Projekten oder beim CentrO, das seine Erweiterung gerade fertiggestellt hat, und in etlichen anderen Städten des Reviers genausowenig. Nun hat auch noch Ikea angekündigt, in Essen, Bottrop usw. größere Einrichtungshäuser zu wollen, nachdem die Landesregierung Ende Nov. 2012 Ikea seine „Homepark-Pläne“ in Wuppertal an der Grenze zum Ennepe-Ruhr-Kreis untersagt hatte, vgl. hier
Auch in der Vergangenheit hätte Düsseldorf bzw. die Bezirksregierungen (RPs) durchaus eingreifen können, doch das passte lange Zeit nicht in die angebotsorientierte Politik der neoliberalen Regierungen, ob Rot-Grün unter Clement und Steinbrück, oder Schwarz-Gelb unter Rüttgers. Und auch die erneute Rot-Grüne unter Frau Kraft hat Jahre verstreichen lassen, obwohl die massiven Innenstadtprobleme bei ihrem Regierungsantritt 2010 mehr als offensichtlich waren.

Viele Projekte, z.B. das CentrO, wären ohne gewaltige Landeszuschüsse überhaupt nicht zustande gekommen. Auch ohne das hätten die jeweiligen RP`s auch schon vor Jahren durchaus Möglichkeiten gehabt, denn seit Jahren gab es bereits Landesvorgaben, die Innenstädte zu schützen. Unseres Wissens wurden die zumindest in Velbert einmal sogar angewandt. Da hat das Land gedroht, die Landeszuweisungen zu kürzen, wenn ein bestimmtes Einkaufszentrum auf der Wiese verwirklicht würde.
Seit etlichen Jahren versucht der RP Düsseldorf im Auftrag der jeweiligen Landesregierung, eine koordinierte Planung der Einkaufszentren in seinem Bereich hinzubekommen. Doch außer Papier mit klugen Allgemeinplätzen hatten und haben die vielen Sitzungen usw. zumeist nur Wirkungslosigkeit gezeigt, warum auch immer.

Als z.B. das Rhein-Ruhr-Zentrum in der zweiten Hälfte der 90iger Jahren in Reaktion auf den CentrO-Bau in ganz großem Maße erweitert wurde, geschah dies über §34 (Baulückenschließung), rechtlich überaus bedenklich. Wir hatten damals mit der BI der gestressten Anwohner ein Gespräch beim damaligen Bauminister Vesper (Grüne). Er gestand ein, dass der RRZ-Ausbau über §34 ungesetzlich war, doch er hatte bereits alles genehmigt und die vielen Blabla-Ausreden hätten genauso von jeder beliebigen anderen Partei stammen können. Als die Geschichte schließlich vor dem OVG war, war der Bau fertig (aufschiebende Wirkung wurde vorher für den Aufbau Ost fast ganz abgeschafft) und ein Urteil nach Recht und Gesetz wäre unverhältnismäßig gewesen, weil weit über 100 Mio. verbaut. So „erzwang“ das OVG als „Kompromiss“ eine extra-Autobahn-Abfahrt für das RRZ zur Entlastung der Wohngebiete. Auch diese wäre eigentlich nicht genehmigungsfähig gewesen, weil zu viele Abfahrten in zu kurzem Abstand. Doch auch dabei ging alles inkl. einer bis heute völlig undurchschaubaren Finanzierung. Uswusf.

Ach ja: Ein gesamtes Jahrzehnt wurde in Mülheim von Verwaltung und der gesamten Parteienschar penetrant geleugnet, dass der massive RRZ-Ausbau am Stadtrand Auswirkungen auf die Innenstadt habe. Erst in der 2. Hälfte des folgenden Jahrzehnts wurde das, obwohl jedem Laien klar, in einem der vielen Gutachten auch deutlich zugegeben und keiner muckte mehr auf.

  • Ganz am Rande: Die stärkste Bürgerinitiative, die die Gründung der MBI als Wählergemeinschaft wesentlich mit prägte, war die gegen die massive RRZ-Erweiterung als Antwort auf das CentrO. Aus dem Stand heraus erreichten die MBI im Wahlkreis rund um das RRZ 1999 weit über 10%!

So ähnlich wie in Mülheim war das sicher bei den vielen anderen Einkaufszentren im Revier wohl auch. Auch die Diskussion über das Riesen-FOC in Duisburg oder die in Meiderich und zusätzlich noch auf dem loveparade-Gelände geplanten Riesenbaumärkte inkl. fast allem hat außer mit dem bekannten Kirchturmsdenken wenig mit den den Landesplänen am Hut und von Regionalplanung auch nicht den leisesten Hauch oder Anschein. Mehr u.a. in

  • Factory Outlet Center (FOC) – Aufbruch oder finaler Innenstadtkiller? hier
  • Mülheimer Innenstadthyperkrise größtenteils selbstgemacht? hier
  • Kaufhofrettung, dritter Versuch?! hier
  • Ereignisse und MBI-Aktivitäten zum RRZ von 1999 bis 2008 hier

„Landespläne stören Duisburgs Outlet-Center-Planungen nicht

Duisburg.   Die neuen Pläne der nordrhein-westfälischen Landesregierung sehen vor, dass der Einzelhandel in den Innenstädten nicht mehr geschwächt werden soll. Doch auf das geplante Factory Outlet Center in Duisburg hat das keine Auswirkungen – dafür gibt es nämlich bereits geltendes Baurecht……………..“ Von Willi Mohrs in WAZ Duisburg vom 21.01.2013, der ganze Artikel hier

Mehr zu den Duisburger FOC-Plänen

  • Internetseite der BI „Zinkhüttenplatz“ hier
  • WDR-Fernsehen vom 1.10.12: „Die Story: Die Wut der Mieter – Die Stadt und Ihr Investor“ zum geplanten FOC in Duisburg und die Vertreibung der Mieter der Zinkhüttensiedlung dafür auf youtube (45 Min.) hier