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Schrottwerk Jost viel mehr als „nur“ ein Umweltskandal?

Übrigens: Die öffentlich zugänglichen Bekanntmachungen der Jost GmbH im Handelsregister beim Amtsgericht Duisburg über Veränderungen seit 2005 zeigen recht auffällig, dass häufig Prokuristen und/oder Geschäftsführer gewechselt wurden, warum auch immer! Außerdem

  • WAZ 3.6.14: “Politik stellt schon Forderungen zu Jost-Fläche – MBI fordert Korrektur städtebaulicher Fehler für Jost-Areal”. hier
  • 26.8.13: Den gravierenden Fehler Standort “Fallwerk” Jost, Weseler Straße, endlich korrigieren! hier
  • 5.2.14: Zum Mehrfachskandal Fallwerk Jost Weseler Str. am Rande der Wohngebiete von Hofacker- und Eltener Str. strahlte Sat 1 jetzt einen Beitrag aus, anzuschauen hier. Der Beitrag aus ZDF Drehscheibe vom 3.2.14 über das unsägliche Schrottwerk Jost wurde nun in Hallo Deutschland im ZDF wiederholt, nachzuschauen hier.

Schrottwerk Weseler Straße am Rande der Wohngebiete mehr als „nur“ ein Umweltskandal 1. Güte?

Die Entscheidung, ob der umstrittene schrottverarbeitende Betrieb Jost seine Anlagen an der Weseler Straße in erheblichem Umfang auch noch erweitern darf oder nicht, ist lange überfällig. Angeblich ist die Düsseldorfer Bezirksregierung (RP) laut WAZ aktuell nicht bereit, das Vorhaben durchzuwinken. Die Gefahr, dass die ohnehin exorbitante Belastung des Wohnumfeldes mit schwermetallhaltigen Stäuben (vor allem Nickel, Chrom und Blei) weiter zunimmt, scheint zu groß. Mehr auch in

  • WAZ vom 8.8.13: „Staubgutachten von Schrottbetrieb Jost nicht akzeptiert“ hier
  • WAZ 24.10.13: „Geduld der Bürger am Ende! Anwohner seit einem Jahr wegen Schrottfirma im Ungewissen“ hier

Den Antrag hat Jost bereits im März 2012 gestellt. Im Juni 12 wurde der MBI-Antrag einstimmig beschlossen, dazu ein öffentliches Verfahren möglichst zeitnah durchzuführen. Seither läuft aber alles nur zwischen RP und der Fa., ohne jede Öffentlichkeitsbeteiligung, die auch der RP zugesagt hatte, und außerdem mit ziemlicher Verzögerung!

Was die Ankündigung des RP nun wirklich bedeutet, ist unklar. Deshalb im folgenden mehr zu den Hintergründen.

Die Häuser von Hofacker- und Eltener Str. in Fallwerknähe befanden sich fast alle lange vor dem schrottverarbeitenden Betrieb in diesen ältesten Teilen von Speldorf. 1958 wurde ihnen das Werk vor die Nase gesetzt. Seither gab es über Jahrzehnte verteilt sicherlich guinessbuchreife Serien von Beschwerden, Gutachten usw., deren Gesamtakten sicherlich mehr als einen Büroraum vollständig von Boden bis Decke füllen würden. Jahrzehnte beriefen sich die Aufsichtsbehörde des RP, davor die Gewerbeaufsicht und das Staatliche Umweltamt STUA sowie das Mülheimer Umweltamt und seine Vorläufer immer und immer wieder auf Bestandsschutz für die Aktivitäten des sog. Fallwerks Jost, wenn es um Forderungen der genervten und geschädigten Anlieger nach Lärmschutz, Einschränkungen der umweltgefährdenden Aktivitäten u.v.m ging.

Neben den beiden steinzeitlichen Monster-Falltürmen von 1958 ist und war es vor allem die Schrottschere, die u.a. unerträglichen Lärm produziert. Die Schere wurde ursprünglich an der der Wohnbebauung gegenüberliegenden Seite betrieben, irgendwann jedoch umgesetzt (unmittelbar an die Sichtschutzwand zur Wohnbebauung Hofackerstr. – Opel von Eupen). Mit dieser Schere wird fast ausschließlich hochlegierter Edelstahlschrott zerkleinert. Die verschiedenen Legierungen enthalten hohe Anteile von Chrom, Nickel, Molybdän, Kupfer u.a. Die Schere vom Typ Leimbach HS 830 wurde am oben beschriebenen Standort bis August 2007 betrieben, dann aber ohne behördliche Genehmigung (die nicht zu erwarten war) gegen eine erheblich leistungsstärkere Schere (HS 960) ausgetauscht. Die Lärmbelastungen stiegen entsprechend. Um behördliches Eingreifen zu vermeiden, hatte man das alte Typenschild auf die neue Schere montiert. Als die MBI dies Anfang 2010 mitbekamen, organisierten sie zusammen mit Anwohnern einen Termin beim RP, bei dem dieser bedenkliche Missstand der „ahnungslosen“ Aufsichtsbehörde offiziell mitgeteilt wurde. Nach der daraufhin folgenden Intervention der Behörde wurde die illegal betriebene Schere erst einmal stillgelegt. Einige Zeit später durfte sie aber mit gewissen Auflagen wieder betrieben werden bis heute. Die Auseinandersetzungen um die Schere brachten die gesamte Diskussion um das Schrottwerk kräftig und öffentlich wieder in Gang. Dabei stellte sich auch heraus, dass seit Jahren zuvor die Luftverschmutzung mit giftigen Schwermetallen durch die Fa. Jost exorbitant hohe Werte aufwies. Das hatte in Mülheim aber bis dahin niemand den Anwohnern oder der Öffentlichkeit mitgeteilt, so dass auch der später preisgekrönte Spielplatz am Fallwerksrand „pünktlich“ zum Wahlkampf 2009 von OB-Kandidatin Mühlenfeld und ihrer SPD medienwirsam und ohne Bedenken eröffnet wurde. Die MBI-Fragen zu evtl. belastetem Boden wurden abgetan und man/frau behauptete, alles sei unter Kontrolle und im grünen Bereich.

Im Okt. 2011 folgte dann der Vertrag zwischen dem RP Düsseldorf und der Firma Jost, Weseler Str., über die “Durchführung von Vorsorgemaßnahmen zur Anpassung der Anlage an den Stand der Technik”, nachzulesen als pdf-Datei (31 KB)

Im März 2012 stellte die Fa. Jost dementsprechend den Antrag zur Genehmigung neuer Anlagen, nicht zuletzt der illegal angebrachten viel größeren Schrottschere. Eineinhalb(!) Jahre später prüft der RP laut WAZ, ob die Antragsunterlagen, insbesondere ein Staubgutachten, ausreichen, um die Problemlage mit den giftigen Nickel-, Chrom-, Blei-, Cadmium- usw.-Stäuben zu entschärfen. Denn trotz zwischenzeitlicher Stilllegung der Falltürme (nach Rückzug der Dortmunder Fa. RRD des ex-RWE-Chefs und Mülheimer Stahlmilliardärs Großmann als Mieter der Falltürme) waren die Werte noch besorgniserregender geworden entgegen diverser Versuche von Beschwichtigungen durch den RP. Der hatte wohl der Fa. 16 Monate lang immer wieder die Gelegenheit gegeben, nachzureichen, nachzubessern usw., was und warum auch immer.

Man darf also gespannt sein, was nun die „Aufsichts“behörde wirklich tun wird. Eine Ursache für die extrem hohe Nickelbelastung von Luft und Boden rund um das Jost-Gelände liegt darin, dass alle nickelbelasteten Materialien inzwischen in Mülheim bearbeitet und verladen werden und nicht mehr in dem Jost-Werk in Herne wie früher.

Die schier endlose Fallwerkgeschichte hat viele Aspekte:
Umweltschweinereien bzgl. Luft und Boden im Wasserschutzgebiet, infernalischer Lärm und unzumutbare Erschütterungen sowie etliche Geschichten am Rande der Legalität (oder darüber hinaus) und z.T. unfassbare Serien von Verharmlosung und Vertuschung durch lokale und vor allem Landesbehörden.

Bereits 1992(!) gab es einen einstimmigen Ratsbeschluss, das stark störende und umweltgefährdende Werk am Rande der Wohngebiete zu verlagern. Auslöser für den Ratsbeschluss waren damals hohe nachgewiesene Blei- und Cadmiumwerte in Boden und Pflanzen! Doch über 20 Jahre sind vergangen, ohne dass die Umsetzung des Ratsbeschlusses auch nur vorbereitet worden wäre. Inzwischen sind zusätzlich noch enorm überhöhte Schadstoffemissionen, vor allem Nickel und Chrom, über Jahre rund um das Werk gemessen worden, auch an dem preisgekrönten Spielplatz, der vor wenigen Jahren am Fallwerkrand eröffnet wurde (s.o.). Und die neue Fachhochschule, die in Mülheim gerade im Bau befindlich ist, wird vom 500m-Radius des Fallwerks tangiert, das mit seinen 33.000 qm an zentraler Nahtstelle zwischen Gewerbegebiet und Stadtteil städtebaulich eine Blockade darstellt. Der MBI-Antrag, den Verlagerungsbeschluss aus 1992 vom Rat zu bekräftigen, wurde erstmal auf Planungsausschuss und in die Sitzung am 1. Okt. verschoben! Dort stimmte eine Mehrheit den Antrag von der Tagesordnung. Erbärmlich! Mehr in „Abgesang auf Demokratie und Haushaltssanierung in Mülheim?“ hier

Mehr zur Fallwerk-Saga u.a. in folgenden MBI-Dokumenten und WAZ-Artikeln

  • WAZ 24.10.13: “Geduld der Bürger am Ende! Anwohner seit einem Jahr wegen Schrottfirma im Ungewissen” hier
  • 26.8.13: Den gravierenden Fehler Standort “Fallwerk” Jost, Weseler Straße, endlich korrigieren! hier
  • Juni 13: MBI-Antrag für die Sitzung des Rates der Stadt Mülheim am 11.7.13 zur Verlagerung der Firma Jost, Fallwerksgelände Weseler Straße, der aber erst vertagt und dann weggestimmt  wurde, nachzulesen hier  
  • WAZ 29.6.13: “Erschreckende Nickel-Werte an Mülheimer Spielplatz Hofackerstr.” hier
  • WAZ 5.4.13: “Weiter Alarmstufe Rot am Hafen” hier
  • WAZ 3.12.12: “Fallwerk: Schadstoff-Konflikt spitzt sich zu” hier
  • 29.11.12: xtranews: “Fallwerk Jost, Weseler Str.: RP lehnt Akteneinsicht ab und verharmlost in unverantwortlicher Weise die hohen Giftstoffwerte rund um das Werk!” hier
  • Nov. 12: Fallwerk Jost: Es reicht! Akuter Handlungsbedarf für RP und Stadt! hier
  • “Jost-Verlagerung nach Krefeld im Gespräch!” (WAZ vom 2.10.12)
  • “Betreiber gibt Fallwerke auf – Recycling-Unternehmen RRD will Standort Mülheim aufgeben” (WAZ vom 21.8.12)
  • Aug. 12: Fallwerk Jost nach Krefeld? Endlich und hoffentlich! Hoffnungsschimmer für Speldorf! hier
  • Juni 12: MBI-Flugblatt: “Die Fallwerk-Saga – eine Schande für Stadt und Land!” als pdf-Datei (85 KB)
  • WAZ-Artikel vom 15.6.12: “Leben ist unerträglich” hier
  • Mai 12: MBI-Antrag, Fallwerk-Genehmigungen nur mit Öffentlichkeitsbeteiligung durchzuführen hier
  • März 12: “Das gesundheitsgefährdende Fallwerk ist auch schädlich für die Stadtentwicklung!” hier
  • Okt. 11: Vertrag zwischen dem RP Düsseldorf und dem Fallwerk Jost, Weseler Str., über die “Durchführung von Vorsorgemaßnahmen zur Anpassung der Anlage an den Stand der Technik” als pdf-Datei (31 KB)
  • Aug. 11: Fallwerk Jost in Speldorf: neue Messwerte – neue Auflagen? hier
  • Feb. 11: Endlich Bewegung beim Fallwerk Jost in Speldorf? hier
  • Nov. 10: MBI-Hilferuf an Umweltminister Remmel wegen des Dauer-Umweltskandals Fallwerk Weseler Str. im Trinkwasserschutzgebiet und am Rande der Wohnbebauung als pdf-Datei (36 KB)
  • Aug. 10: “Speldorfer Dschungelgeschichten”: Der schöne und preisgekrönte “Dschungel”spielplatz an der Hofackerstr. am Fallwerkrand in Speldorf in heikler Lage und mit bedenklicher Vorgeschichte hier
  • Juli 10: Vorgeschichte des Mehrfachskandals Fallwerk Jost in Speldorf hier
  • Juni 10: Skandalwerk Knall- und Fallwerk Weseler Straße hier