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Rekordarbeitslosigkeit noch vor dem großen Arbeitsplatzabbau?

“Abbruch West” im Ruhrgebiet? Bspl. Mülheim/Ruhr

Mülheim/Ruhr, Heimatstadt von Ministerpräsidentin Kraft, Gesundheitsministerin Steffens, RAG-Chef Müller, RWE-Chef Terium, Tengelmann-Chef Haub, Aldi-Süd-Chef Albrecht, ex-Ministern wie Hombach oder Schartau, ex-Vorstandschefs wie der Stahlmilliardär Großmann uswusf…… hatte bisher von allen Ruhrgebietsstädten die weitaus besten Voraussetzungen. Eine insgesamt robuste, vielfältige Wirtschaft mit immer noch großer industrieller Basis und stets für das Ruhrgebiet niedrigste Arbeitslosigkeit. Doch auch dabei hängen nun düstere Wolken über der Ruhrstadt, aus der heraus Thyssen und Stinnes ihre Weltkonzerne aufbauten, ebenso Tengelmann, Metro und Aldi-Süd.

Neben den massiven Verlusten von höher qualifizierten Arbeitsplätzen in den anderen Teilstädten des Ruhrgebiets (zuletzt Opel, Hochtief, Thyssen-Krupp, Karstadt, Eon, RWE usw.), wo nicht wenige Mülheimer/innen beschäftigt waren und sind, trifft es nun die Mülheimer Wirtschaft vor Ort auch in etlichen ihrer wichtigsten Teile. Zur Erinnerung u.a.:

  • Okt. 14: “Woche der Dauerhiobsmeldungen Anfang Okt. für Mülheim” hier
  • Mai 15: „Krise pur, in Mülheim a.d. Ruhr! Von wegen „Mülheim trotzt der Krise“ (WAZ vom 16.4.)“ hier

Doch es kommt noch heftiger, ganz so, als hätte fast die ganze Welt sich gegen die kleine Großstadt mitten zwischen anderen, größeren Großstädten verschworen, die mit ihrer extrem hohen Abhängigkeit vom abstürzenden RWE-Konzern bereits Probleme mehr als genug hat. Nun kommt 2016 noch die weltweite Stahlkrise hinzu. Die Friedrich-Wilhelm-Hütte hat bereits die Halbierung der Belegschaft angekündigt. Weitere Stahlfirmen im Hafen werden folgen …..
Dabei steht massiver Abbau von hochqualifizierten Arbeitsplätzen in Mülheim bevor:
SiemensBrenntagTengelschildmannkröte

  • Siemens (früher AKW-Zentrale KWU) baut hunderte der 4800 Stellen ab
  • Tengelmann verkauft seine Läden an Edeka, womit weitere hunderte Stellen alleine in der Mülheimer Zentrale bedroht sind,
  • Putin hat die South-stream-Pipeline gekanzelt, womit bei der Röhrenproduktion der Mannesmann-Nachfolgefirmen in Mülheim weitere hunderte Arbeitsplätze verloren gehen könnten,
  • die Gagfah wurde von Annington geschluckt, womit in der Zentrale in Mülheim zusätzlich hunderte Arbeitsplätze gefährdet sind,
  • Brenntag, die erfolgreichste aller Mülheimer Firmen, wird demnächst ihren Sitz mit über 400 Stellen nach Essen verlagern,
  • verschiedene bisherige Zulieferfirmen für Thyssen-Krupp oder RWE oder …. werden auf Dauer schließen müssen
  • uswusf..

Ende März 2016 berichtet die WAZ im Artikel „So viele Mülheimer wie lange nicht ohne Job, nachzulesen hier, dass bereits jetzt, noch bevor der o.g. große Arbeitsverlust in Mülheim einsetzt, die Arbeitslosigkeit für Mülheimer Verhältnisse Rekordniveau erreicht hat, sogar deutlich mehr als in der großen Finanzkrise 2008/9!  Folgende Fragen stellen sich zu dem WAZ-Bericht, der weiter unten auszugsweise zu lesen ist:

In dem Artikel wird der Anstieg der Arbeitslosigkeit in Mülheim um erschreckende 12,1% in nur 1 Jahr mit den Flüchtlingen begründet. Bundesweit ist die Arbeitslosigkeit gesunken, nur in Mülheim das Gegenteil und Flüchtlinge sind bundesweit verteilt. Irgendetwas kann nicht stimmen!
Außerdem dürfen Flüchtlinge doch angeblich nicht arbeiten, können also auch nicht als Arbeitslose zählen, oder? Zumindest für die explosionsartig vielen, die nach Merkels Einladung Anfang Sept. nach Deutschland und Mülheim strömten, kann das nicht zutreffen.

Außerdem:
Was sollen eigentlich sog. qualifizierte Fachkräfte, die mit der Massenzuwanderung gekommen sein sollen, weil angeblich händeringend gesucht, bitteschön am Recyclinghof an der Georgstraße in Euro-Jobs?

So viele Mülheimer wie lange nicht ohne Job

WAZ 31.3.16, nachzulesen hier

SozialagenturDie Sozialagentur in Mülheim (Bild rechts) hat annähernd 10 000 Haushalte in der Hartz-IV-Versorgung.
Insbesondere der Zuzug von Flüchtlingen sorgt für kräftige Zuwächse bei der Arbeitslosigkeit in Mülheim. Sozialagentur-Chef fordert mehr Mittel für die Integration.

Der große Arbeitsplatzabbau in gleich mehreren großen Industriebetrieben der Stadt steht noch bevor – und doch kletterte die Arbeitslosenzahl schon innerhalb der vergangenen zwölf Monate auf ein bedenkliches Hoch: Aktuell sind 7283 Mülheimer offiziell als arbeitslos registriert, das übertrifft schon jetzt die Zahlen aus den vergangenen Mülheimer Krisenjahren 2010 und 2011. Und das tatsächliche Ausmaß der Arbeitslosigkeit ist noch deutlich größer: Aktuell sind nämlich 9425 Mülheimer ohne regulären Job am ersten Arbeitsmarkt. Die Differenz zur offiziellen Arbeitslosenstatistik erklärt sich in einem Bundesgesetz, das etwa Teilnehmer an Qualifizierungen, Weiterbildungen und anderen Arbeitsmarkt-Maßnahmen sowie Ein-Euro-Jobber nicht als arbeitslos sehen will.

Anstieg der Arbeitslosenzahl um 12,1 Prozent seit März 2015 in nur 1 Jahr!

…… Der Negativtrend ist eindeutig. Seit März 2015 ist die Arbeitslosenzahl in Mülheim um 12,1 % gestiegen. Das Problem ist bei der Sozialagentur angedockt, die den Hartz-IV-Sektor betreut: Hier steht gar ein Anstieg von 18,2 % binnen Jahresfrist zu Buche, während die Agentur für Arbeit sogar an weniger Mülheimer Arbeitslosengeld I zu zahlen hat. Klaus Konietzka, Leiter der Mülheimer Sozialagentur, macht den enormen Anstieg im Wesentlichen an dem Zuzug von Flüchtlingen fest: 560 arbeitslose Ausländer mehr weist die Statistik im Vergleich zum Vorjahr aus. Der Trend werde sich aufgrund der Flüchtlingswelle in diesem Jahr fortsetzen, sagt Konietzka. Seine Behörde erwarte allein für 2016 einen Zuwachs von 1000 Personen, die aus dem Asylbewerberleistungsgesetz in die Grundsicherung rüberwechseln.

Fast 10 000 Haushalte leben von „Hartz IV

Hartz IV“Die Zahl der Mülheimer Haushalte, die auf Leistungen nach „Hartz IV“ angewiesen sind, nähert sich schon jetzt der bedenklichen 10.000er-Marke. Mit Blick insbesondere auch auf den Flüchtlingszuzug mahnt Konietzka an, dass von Bund und Land mehr Geld für die Eingliederung gegeben, in die Sprachförderung und berufliche Erprobung investiert wird. „Als Kommune alleine können wir das nicht schaffen.“ Den Flüchtlingen mit Bleibe- auch eine berufliche Perspektive zu geben, sei eine Mammutaufgabe, „die die Stadtgesellschaft nur im Zusammenwirken aller Akteure schaffen kann“, sagt Konietzka und kündigt an, in Kooperation mit dem Diakoniewerk Arbeit & Soziales alsbald sogenannte Integrationsgelegenheiten, Ein-Euro-Jobs für Flüchtlinge, anzubieten. Sie können sich dann etwa bei der Tafel, in der Schreinerei, Schneiderei, Elektrowerkstatt oder am Recyclinghof beweisen. Konietzka fordert nicht erst seit gestern einen öffentlich geförderten dritten Arbeitsmarkt.

Fazit: Auch ohne Flüchtlingskrise gilt:
Eine unglaubliche jahrelange Traumtänzerei?!

Es kommt halt, wie es kommen muss, wenn man/frau die Zeichen der Zeit ignoriert und Probleme lieber auftürmt als nach Lösungen zu suchen. Irgendwie scheinen im Ruhrgebiet fast alle geglaubt zu haben, Energiewende z.B. würde alles beim Alten belassen, nur etwas mehr regenerative Stromerzeugung. Oder dass die Folgen des entfesselten Kapitalismus im Gefolge des Neoliberalismus nur die Menschen woanders trifft. Oder dass es irgendwie schon gut gehen würde, wenn die Verkaufsflächen inflationär ausgeweitet würden, wie in jeder Teilstadt der Ruhrregion geschehen. Oder, und …….

Doch es waren nicht nur die Politiker, die blindäugig immer wieder alles schön redeten, um ja „Weiter wie gehabt“ machen zu können und den sprichwörtlichen Ruhrgebietsfilz bedienen zu können. Auch die Chefetagen etwa beim RWE, bei Thyssen-Krupp oder bei Siemens oder, oder …. wollten wohl die geänderten Bedingungen nicht akzeptieren, waren sie doch sicher, jederzeit politisch Einfluss nehmen zu können, um weiter machen zu können, wie gehabt. Aber auch die Medien, im gebeutelten Ruhrpott meist nur WAZ und WDR, fuhren insgesamt auf der Linie. Menschen oder Gruppen wie die MBI, die wieder und wieder vor den Folgen warnten, wurden auch von den Medien leider oft marginalisiert.

Die Lage ist umso dramatischer, als dass die Stadt Mülheim im letzten Jahrzehnt massivst über ihre Verhältnisse gelebt hat und sowohl finanziell wie städtebaulich abgewirtschaftet hat. Bilanzielle Überschuldung, ÖPNV-Desaster, höchster Privatisierungsgrad weit und breit, mit die höchsten Personalkosten für aufgeblähte Personalapparate, Fehlspekulationen mit swaps und Schweizer Fränkli, serienweise umwegfinanzierte Bauprojekte über PPP oder PPP-ähnliche Konstruktionen, ein wenig gelungenes Prestigeprojekt Ruhrbania mit gigantischen städt. Vorleistungen und den fatalen Folgen des für deutsche Verhältnisse beispiellosen Niedergangs der Innenstadt und einer völlig vermurksten Verkehrsführung.

Kurzum: Die Lage ist so bedrohlich,
wie seit Kriegsende noch nie.

Und so kam es, dass trotz Steuerrekordeinnahmen und Aufschwung in Deutschland dessen größter Ballungsraum mehr und immer tiefer in die Krise schlidderte. Es sind nicht nur Bochum, Herne, Duisburg, Gelsenkirchen o.a., bei denen „Abbruch West“ zugange ist, auch das vormals so reiche Mülheim rast dem Absturz entgegen.