Schande für NRW: Schlag ins Gesicht der Opfer und Tiefschlag gegen jedes Gerechtigkeitsgefühl!
Die Loveparade-Saga als organisierte Verantwortungslosigkeit mit Fortsetzung bei Staatsanwaltschaft und Gericht!?
- Petition an das OLG Düsseldorf: „Für meinen Sohn: Eröffnen Sie das Strafverfahren gegen die Verantwortlichen der Loveparade“. In wenigen Tagen hatten über 50.000 Menschen sich der Petition angeschlossen!
Die schreckliche Tragödie bei der loveparade in Duisburg im Juli 2010 war ein ganz schlimmer Vorgang einer quasi konzertierten Aktion von Verantwortlosigkeit sondergleichen, die in ihrer Vorhersehbarkeit und den Ausmaßen selbst die vorherigen schlimmen Geschichten von Bad Reichenhall und dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs noch in den Schatten stellten. Erst gab es danach die oberpeinliche Sesselkleberei von OB Sauerland, der per Bürgerentscheid aus dem Amt entfernt werden musste. Dass er auf Kosten der bankrotten Stadt auch noch für ca. 500.000 Euro die windige Frau Dr. Jasper engagiert hatte, um ihm fragwürdige Persilscheine zu produzieren, machte es noch schlimmer. Genau, das ist die Juristin, wegen der ihr Lebensgefährte Baganz als OB in der Nachbarstadt Mülheim unter immer noch ungeklärten korruptionsverdächtigen Umständen zurückgetreten war. Baganz (im Bild rechts in der Mitte neben dem Duisburger ex-OB Sauerland) wurde später Staatssekretär in Düsseldorf und er war als solcher auch nicht ganz unbeteiligt bei der loveparade-Geschichte. Mehr in
- 6.8.10: “Duisburg, Mülheim, Düsseldorf und Drumherum: Ein tödlicher Hauch von Bananenrepublik?” hier
- 9.2.12: „Frau Dr. Jasper – Der lange Schatten der Mülheimer Episode“ hier
Dreieinhalb Jahre nach dem Unglück verkündete dann im Feb. 2014 die Duisburger Staatsanwaltschaft, gegen wen sie wegen des Todes von 21 Menschen, der Traumatisierung vieler hunderter weiterer und der Gefährdung von vielen Zehntausenden Menschen Anklage erhebt, nämlich gegen vier Mitarbeiter des Veranstalters Lopavent und sechs Bedienstete der Stadt Duisburg. Mehr in
- Feb. 14: „Die loveparade-Tragödie und die Anklagen gegen wenige Verantwortliche dieses unfassbaren Vorgangs von Unverantwortlichkeit als Schonung der wirklich Verantwortlichen?“ hier
Tatvorwurf: Fahrlässige Tötung, fahrlässige Körperverletzung und fahrlässige Körperverletzung im Amt.
Nicht angeklagt werden sollten u.a. Ordnungsdezernent Rabe, Polizeiführer Kuno S. und der von Lopavent eingesetzte sog. „Crowd-Manager“, gegen die alle Verfahren eingestellt wurden. Sauerland und Veranstalter Schaller gehörten schon früh nicht mehr zu den Beschuldigten. Gegen weitere Verantwortliche wie Kulturhauptstadtschef Pleitgen, Minister und Staatssekretäre wurde von vorneherein nicht einmal ermittelt.
Ein Geruch von „Die Kleinen hängt man,
die Großen läßt man laufen“ lag in der Luft!
Und dann weitere 3 Jahre(!) später das schier Unglaubliche:
Zur tragischen loveparade-Geschichte wird keine gerichtliche Aufarbeitung zugelassen. Fünf Jahre hat die Justiz in Duisburg ermittelt, gut 3500 Zeugen gehört, mehr als 44.000 Seiten Akten gefüllt, doch am Ende gibt es keinen Schuldigen? Der Beschluss des Landgerichts Duisburg, zur Loveparade-Katastrophe keine Anklage zuzulassen, ist unfassbar. Von „ekelhaft“ bis „völlig unverständlich“ reichen die Reaktionen. Von dem Entsetzen der Opfer, die erneut zu Opfern wurden, ganz zu schweigen! Deshalb zur Erinnerung:
Alles schien so toll, als 3 Mio. Menschen im Ruhrgebiet am 18. Juli 2010 im Rahmen der Kulturhauptstadt friedlich Still-Leben auf der gesperrten A 40 feierten. Der alte Ruhrpott schien endlich zur Weltmetropole gereift, das Malocher-Image sollte endgültig mit dem 1 Woche später folgenden Mega-Event der loveparade von der globalen Spaßkultur abgelöst sein.
„Dance or die“ hatten Übermütige sogar als Motto ausgegeben, was zur sehr bitteren Ironie werden sollte. Und mit dem 24. Juli 2010 war sie jäh geplatzt, die Blase der glückseligen Kulturhauptstadt eben nicht in Köln oder Düsseldorf, sondern in der grauen Metropole Ruhr, die aber noch aus vielen abgeschotteten Einzelkirchtürmen besteht. Duisburg, die graueste der grauen Vorstädte mit dem Schimanski-Flair der vergangen gehofften Tage sollte der wirklichen Kulturhauptstadt Köln mit der Riesensause von angeblich 1,5 Mio. Menschen bei der loveparade zeigen, wo die Musik spielt.
Und dann am 24.7.2010 das vorhersehbare Totalfiasko als grobe Fahrlässigkeit
aller beteiligten Entscheidungsträger!
21 Tote und über 500 Verletzte forderte eine Massenpanik bei der Duisburger loveparade im und hinter dem Tunnel an der Karl-Lehr-Straße. Die Tragödie offenbarte eine unfassbare Fahrlässigkeit aller beteiligten Entscheidungsträger, von Veranstalter bis Polizei, städtischen und Landesbehörden! Die vielen Warner wurden überhört oder wie der Duisburger Polizeipräsident dafür in den Ruhestand geschoben! Landesregierung, Opposition, Kulturhauptstädtler, Medien und Duisburger Lokalfürsten wollten beweisen, dass das Mega-Event klappt. Und sie riskierten dafür das Leben zigtausender Menschen trotz Vorwarnungen in Hülle und Fülle. Die angegebenen Besucherzahlen bei den loveparades waren laut WAZ seit Jahren drastisch gelogen. Zum Glück waren keine 1 bis 1,5 Menschen nach Duisburg gekommen, wie die Verantwortlichen noch während der Tragödie „stolz“ verkündeten, sondern „nur“ ca. 250.000! Etliche Besucher der loveparade erzählten, dass die heraufziehende Tragödie schon vor der tödlichen Panik Gesprächsstoff auf und vor dem Gelände war. Warum haben die Verantwortlichen angeblich nichts gewusst? Unglaublich. Polizisten standen auf der Todesbrücke und fotografierten, während darunter die Menschen zu Tode getrampelt wurden uswusf.. Mehr u.a. in
- 29.7.10: “Loveparade-Desaster – Gedanken zur Duisburger Tragödie aus der Nachbarstadt” hier
Die 1. Pressekonferenz der (Un-)Verantwortlichen am Unglücksabend (siehe Bild links) war eine einzige Schande und offenbarte eine erschreckende Versammlung der Unverantwortlichkeit, die in geradezu geheimbündlerischer Art und Weise zig-tausende Menschenleben gefährdet hatte. Doch diese Herren taten nur völlig überrascht und sprachlos, dass es schief ging. Soviel vermeintliche Naivität und blindes Gottvertrauen ist eigentlich nicht hinnehmbar. Doch genau diese Herren werden nicht angeklagt. Egal ob Sauerland, Schaller, Polizeipräsident, RP, Innenminister, Ministerpräsident/in oder Kulturhauptstadtchef: Alle hatten vorab die Absolution und das go ahead von allen, die in NRW und dem Ruhrgebiet von Bedeutung sind bzw. waren: Von Rüttgers, Kraft, dem alten (Wolf-FDP)- wie dem folgenden Innenminister Jäger (SPD, selbst Duisburger) bis hin zum Kulturhauptstadtschef Pleitgen. Auch die Medien ignorierten alle Warnungen, noch völlig begeisterungstrunken von dem Mega-Event des Still-Lebens auf der A 40.
Nach der Absage von Bochum durfte Duisburg zur loveparade partout nicht Nein sagen oder abgespeckt werden und entsprechend verhielten sich alle Verantwortung tragenden „wichtigen“ Leute in Düsseldorf, Duisburg und Essen. Es lag ein schlimmes kollektives Versagen und eine menschengefährdende Logik vor, an der fast alle beteiligt waren nach dem Motto: Der Zweck heiligt die Mittel und der Zweck (hier die loveparade) war a priori gesetzt und indiskutabel. Dementsprechend war alles erlaubt, was den Zweck erfüllte und alles und jede/r wurde ausgegrenzt und kalt gestellt, der den Zweck behindern oder in Frage stellen konnte. Der Polizeipräsident z.B. wurde kurzerhand in den Ruhestand versetzt, die massiven Bedenken des Bauamts vom Tisch gefegt!
Viele „normale“ Menschen in Duisburg und Umgebung waren dagegen völlig erschüttert. Wie konnte das nur passieren, wo doch jedes Kleinkind beurteilen kann, dass das Tunnel-Nadelöhr als einziger Zugang die Katastrophe heraufbeschwören musste? Sehr Vieles war skandalös etwa, dass der 2. Zugang zum Gelände vom Bahnhof her für das gemeine Volk gesperrt war, weil nur für VIPs wie den „Humoristen“ Pocher. Unglaublich auch, dass Geschäftemacher Schaller die Sause mit geplanten über 1 Mio. Menschen bei der AXA versicherte wie einen PKW, mit Haftung nur bis 7,5 Mio. Euro. Unfassbar auch, dass die Genehmigung für eine Veranstaltung mit geplanten über 1 Million Menschen erst am Veranstaltungstag selbst erteilt wurde, als Zehn- oder Hunderttausende schon unterwegs waren.
Geradezu abenteuerlich und menschengefährdend auch, dass das eingezäunte Schottergelände des ehemaligen Duisburger Güterbahnhofs keine 250.000 Menschen fasst, während mit über 1 Million gerechnet werden musste. Nicht auszudenken, wenn auch noch das Wetter der loveparade übel gesonnen gewesen wäre: Die Hitzewochen waren gerade abgeklungen, denn sonst wäre es unter freiem Himmel auf dem überfüllten Schotterplatz und vor bzw. im Tunnel noch grausamer geworden. Oder bei stärkeren Regen hunderttausende im Matsch auf eingezäuntem Gelände, eine weitere Horrorvorstellung.
Bei all dem war bereits das von der StA angekündigte Verfahren, das alle richtig Verantwortlichen ausklammerte, ein Schlag ins Gesicht nicht nur der unzähligen Opfer!
Die Duisburger StA sitzt in der Koloniestr. sehr nahe am Unglücksort und jeder dort muss aus eigener Ortskenntnis wissen, dass der Zugang nur durch den langen, düsteren Tunnel und dahinter nur über 1 Eingang auf das Schottergelände selbst bei „nur“ 100.000 Besuchern in einer Katastrophe enden musste. Nicht zufällig hatte die StA Duisburg zu Beginn das Verfahren an die Kollegen in Köln abgegeben!
12.2.12: Bürgerentscheid in Duisburg zur Abwahl von OB Sauerland deutlich erfolgreich! Bei 41% Wahlbeteiligung wählten 129.000 Duisburger OB Sauerland ab, 92.000 wären nötig gewesen! Gut so und alles Gute für den überfälligen Neuanfang!
Mehr zum loveparade-Desaster u.a. in
- 29.7.10: “Loveparade-Desaster – Gedanken zur Duisburger Tragödie aus der Nachbarstadt” hier
- 6.8.10: “Duisburg, Mülheim, Düsseldorf und Drumherum: Ein tödlicher Hauch von Bananenrepublik?” hier
- 17.10.11: 79.149 Duisburger unterschrieben für die Abwahl von Oberbürgermeister Adolf Sauerland. Bei der Kommunalwahl 2009 konnte der CDU-Politiker und damals amtierende OB ganze 74.186 Stimmen für sich verbuchen! Die MBI empfahlen „Duisburg braucht einen Schimanski als after-Sauerland!“
- 5.2.12: xtranews: “Duisburg: Die Tragödie, der dringende Neuanfang und die umstrittene Gutachterin, oder „Der Fluch der Mülheimer Episode“ wirft lange Schatten” hier
- Feb. 14: „Die loveparade-Tragödie und die Anklagen gegen wenige Verantwortliche dieses unfassbaren Vorgangs von Unverantwortlichkeit als Schonung der wirklich Verantwortlichen?“ hier