„Hunderttausende ukrainische Kinder zu integrieren, ist schon für ein gesundes Schulsystem eine Herausforderung. Doch das marode deutsche Bildungswesen arbeitet bereits am Limit. Jetzt drohen überall größere Klassen, mehr Quereinsteiger und zunehmender Unterrichts-Ausfall.“, schrieb Die Welt am 31.5.22. Ungeregelte Zuwanderung mit massiven Integrationsdefiziten und 2 Jahre Corona-Maßnahmen hatten das deutsche Schulwesen bereits massiv geschwächt.
In der kriselnden kleinen Großstadt Mülheim/Ruhr, seit Jahren Spitzenreiter bei der Pro-Kopf-Verschuldung in ganz NRW, weigerte man sich penetrant über Jahre, wegen der durch die große Zuwanderung seit 2013 deutlich gestiegenen Kinder- und Schülerzahl eine neue Schulentwicklungsplanung (SEP) durchzuführen. Der alte SEP von 2011 ging noch von sinkenden Schülerzahlen aus und sah etliche Schulschließungen vor. Die WAZ stellte zu dem nun 2022 viel zu spät begonnenen SEP die Frage:
„Kann man die Schülerflut allein durch die Erweiterung bestehender Einrichtungen bewältigen oder muss zusätzlich u.a. eine neue weiterführende Schule gebaut werden?“
Der zuständige Bildungsausschuss am 30. Mai hat eine Entscheidung über einen Bildungs- bzw. richtiger Schulentwicklungsplan auf die Ratssitzung am 23. Juni verschoben, angeblich wegen Beratungsbedarfs. Dennoch legte sich die quasi-Kenia-Koalition (CDU, SPD, Grüne) bereits im Ausschuss vollständig fest. CDU und SPD wollen eindeutig nur die „Erweiterung im Bestand“. Genauso die Grünen, deren perspektivlosen Eiertanz die WAZ so wiedergab: „Die Mülheimer Grünen haben sich immer schon stark gemacht für Gesamtschulen“, sagte Franziska Krumwiede-Steiner am Montag im Bildungsausschuss. Und so habe man der heiß diskutierten Idee einer vierten Gesamtschule in der Stadt durchaus etwas abgewinnen können. Dennoch: Nach reiflicher Überlegung sei ihre Partei zur Überzeugung gelangt, „dass es besser ist, die bestehenden Schulen zu erweitern, um die Standorte zu stärken“. Die Grünen folgten damit dem Vorschlag der Stadtverwaltung, die auf den Neubau verzichten möchte.“ Noch Fragen? Besser nicht!
Was aber bedeutet das für die Zukunft der Mülheimer Schul- und Bildungslandschaft?
Für die Grundschulen, die teilweise bereits unter großer Raumnot leiden, soll weitergewurschtelt werden wie zuletzt, ohne dass perspektivisch Alternativen überhaupt angedacht werden sollen. Nicht einmal die beschlossene Schließung der Meißelstr. soll rückgängig gemacht werden und auch am Blötterweg will nicht neu gedacht werden, ganz zu schweigen von Überlegungen zu zusätzlichen Grundschulstandorten, wie die MBI es vorgeschlagen hatten, ohne jegliche Resonanz.
Für weiterführende Schulen das gleiche, d.h. Räume freischaufeln oder am Gymnasium Broich z.B. einfach noch ein Stockwerk aufs Hauptgebäude draufsatteln. Wow! Und ja keine 4. Gesamtschule trotz der jährlichen vielen Überhang-Anmeldungen und vor allem der stark geänderten Heterogenität der Schüler auch wegen der massiven Zuwanderung, die das dreigliedrige Schulsystem bekanntlich am wenigsten bewältigen wird können.
Die Weiterbildung und Integration für erwachsene nicht-Schüler kommt im Bildungsentwicklungsplan überhaupt nicht vor, obwohl in Zeiten wie diesen mit gewaltigen Transformationsprozessen wichtiger als jemals zuvor. So muss sich der BEP auch nicht mit dem Mülheimer VHS-Skandal befassen, mit dem eine einst hervorragende VHS kaputt gemacht und zur Resteverwertung am ungeeigneten Ersatzstandort degradiert wurde.
Fazit:
Der neue BEP (ohnehin nur SEP) ist den Namen nicht einmal wert, denn von auch nur mittelfristiger Planung ist wenig zu erkennen. Den Schülerhöchststand („peak“) hat das Gutachten künstlich und fern der realen Entwicklung auf 2026 festgelegt, für Grundschulen sogar schon 2022/23 und bis dahin herrscht Mangelverwaltung. Was das auch ohne weitere Flüchtlingswellen aus der Ukraine oder den vielen anderen Krisenherden bedeuten wird, kan man sich ohne Mühe vorstellen.
Eine weitere unausweichliche Folge solcher perspektivlosen Bildungsentwicklungsplanung wird die Ausdünnung des öffentlichen Schulwesens sein, bis heute ein im Vergleich zu USA, Großbritannien, Frankreich u.v.a. deutlicher Pluspunkt. Wer es sich leisten kann, wird dann zusehends auch bei uns seine Kinder eher auf Privatschulen schicken, um sie vor den niedergehenden öffentlichen Schulen zu bewahren.
Ein Hoch auf den allseits stets beschworenen Zusammenhalt der Gesellschaft, der allerdings mit einer solchen Schul- und Bildungspolitik an entscheidender Stelle geschwächt und aufgeweicht wird! Wenn wie in Mülheim auch SPD und Grüne sich trotz ihrer Zuwanderungsromantik und der objektiv erkennbaren Notwendigkeit einer zusätzlichen Gesamtschule nicht für eine solche entscheiden wollen, dann ist auch das bezeichnend für die mehr oder weniger Bankrotterklärung zu einer wesentlichen Standortfrage in einer deutschen Großstadt wie Mülheim!