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Die schwere strukturelle Mülheimer Innenstadtkrise – ein Circulus Vitiosus?

Im Wirtschaftsausschuss Mitte Mai stellten M&B-Chef Schnitzmeier und die neue City-Managerin ihre Analyse und Pläne zur leidgeprüften Mülheimer Innenstadt vor. Zur Erinnerung: Eine neue Citymanagerin „musste“ her,  nachdem die vorherige bereits nach kurzer Zeit abgängig war. Mehr zur kurzlebigen Vorgängerin in:  „Neue Citymanagerin nach kurzer Zeit schon abhanden gekommen! Mülheim, Tal der Ahnungs- und Ratlosigkeit?“

Doomcity4Frau Deliya stellte als Citymanagerin in ihrer 1. Analyse u.a. fest, dass es in 391 Gebäuden 497 gewerb-liche Nutzungen gibt und davon 61 Leerstände (ohne Forum), also 12%. Außerdem erklärte der Chef der Wirtschaftsförderung Schnitzmeier, dass 40 bis 60% der Innenstadt-Bewohner Hartz IV-Bezieher seien und das sei mit ein Grund, warum die Gebäudeeigentümer nicht an der Modernisierung des Wohnungsbestandes interessiert seien, weil a) sie die Mieteinnahmen durch die Stadt gesichert sähen und b) Investitionen bei der Mieterstruktur sich wirtschaftlich nicht darstellen könnten.

Dem muss man nichts wirklich hinzufügen, wenn
man die schwere Innenstadtkrise beschreiben will.

Zumindest hat Schnitzmeier zum ersten Mal das strukturelle Elend ansatzweise offengelegt, was bisher tunlichst vermieden wurde. Doch auch er darf das gesamte Problem nicht bei den vollen Namen benennen, so wie die MBI es seit Jahren taten und dafür ziemlich böse ausgegrenzt wurden.

Deshalb in Kürze:
Zusätzlich zu den allgemeinen Trends, die vielen Innenstädten zu schaffen machten oder machen (Discounter-Wildwuchs in Gewerbegebieten, große Einkaufszentren meist auf der „grünen Wiese“, Online-Handel, Flohmärkte mit Neuwarenverkauf) gab und gibt es in Mülheim noch folgende schweren Fehler der Stadtplanung, die die einst für Ruhrgebietsverhältnisse überdurchschnittlich florierende Mülheimer Innenstadt schwer beeinträchtigten und nachhaltig schädigten:

  1. Das Prestigeprojekt Ruhrbania, wofür große Teile der Innenstadt umgebaut wurden mit dürftigem Ergebnis. Davon hat die City sich nicht wieder erholen können. Mit am Schlimmsten waren die Umbauten für die Ruhrbania-Verkehrsführung, nicht zuletzt das Überbauen der Ruhrstr. als einstige Hauptverkehrsstr. (sog. Baulos 1) und die Zerstörung der overflys am Kopf der Nordbrücke für eine kontraproduktive Riesen-Doppelkreuzung (Baulos 2).
  2. Die völlig vermurkste VerkehrsführungDickswall ist zu allem Überfluss immer noch nicht fertig, so dass ein weiterer, jahrelanger Baustellen-Irrsinn bevorsteht, wenn Baulos 3 mit Niederlegung der Hochstr. Tourainer Ring und Umbau Klöttschen für 2-Ri-Verkehr nach jahrelanger Verzögerung durch die Landesförder-Behörde dann doch noch durchgeführt wird.
  3. Eine arrogante und realitätsverweigernde Politik, die meist zu keiner Kurskorrektur zu bewegen war, selbst wenn noch so offensichtlich falsch wie u.a. beim Wochenmarkt oder den kaum umsetzbaren Plänen auch noch für die Ruhrbania-Baufelder zwischen Eisenbahn- und Nordbrücke.

Die massive Zuwanderung der letzten Jahre hat zwar die Wohnungsleerstände in der Innenstadt reduziert und minimiert, doch um den o.g. Preis. Die Mülheimer Innenstadt ist zwar wieder deutlich voller mit Menschen geworden, allerdings mit dramatisch veränderter Sozialstruktur. Dadurch ist die Attraktivität wohl weiter gesunken, so dass die insgesamt eher kaufkraftstarke Mülheimer Bevölkerung die eigene Innenstadt häufig auch deshalb meidet.

Die Pläne, die Schnitzmeier und seine neueste „Managerin“ für die Innenstadt anboten, waren nur die üblichen Worthülsen und Allgemeinplätze, lohnen also kaum der Wiedergabe. Es ist auch schwierig, da die Lage sich nach Jahren von Fehlentwicklung insgesamt in eine Art Teufelskreis entwickelt hat, lat. Circulus Vitiosus!

Die Ruhrbania-Betonburgen weisen auch nach Jahren noch deutlichen Leerstand auf. Inwieweit das zukünftige „Stadtquartier Schloßstr.“ auf dem ex-Kauf-Areal eine City-Belebung bewirken wird, ist unklar. Verwaltung und Großteil der Politik aber glauben weiter, dass mit immer neuen Projekten, Masterplänen, Wettbewerben, Beiräten usw. der Circulus Vitiosus durchbrochen werden könnte. Die blamablen Geschichten mit dem Rathausplatz oder der Leineweberstr. oder, und …. scheinen bereits verdrängt. SPD-Chef Wiechering will gar eine halb oder ganz private Entwicklungsgesellschaft für die Innenstadt, ganz so als wäre die Ruhrbania-Projektgesellschaft mit Kondor Wessels nicht der größtmögliche Flop gewesen, zudem noch sündhaft teuer.

Solange aber die Verantwortlichen die selbst erzeugten Realitäten und Probleme nicht anerkennen bzw. zugeben wollen, werden auch keine realistischeren Lösungsansätze möglich sein, egal mit welchen teuren Instrumentarien, Gutachtern o.ä. der jeweils nächste Flop erzeugt wird, mit Fördergeldern von Land, Bund oder EU – versteht sich.

Mehr u.a. in

  • 12.1.17: Mülheimer Verkehrsplanung “alternativlos”? Von wegen! Baustellen-Irrsinn, ohne Rücksicht auf Verluste? MBI beantragten vergeblich baldige Aufhebung der unnötigen Sperre Schollen-/Ruhrstr. hier
  • 20.6.15: Innenstadtkrise ffff. größtenteils selbst gemacht? Mülheim, der „trading down effect“ und die Uneinsichtigkeit der Verantwortlichen! hier
  • Feb. 13: Mülheimer/innen zu dumm für die Ruhrbania-Verkehrsplanung? hier