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Wohlfühl-Mülheim als Geheimnis

Zum Thema auch WAZ von heute, 30.9.2010
Bürgerinitiative : Baut Mülheim viel zu viel?“

Marktanalyse zum Mülheimer Wohnungsmarkt von Dr. Dietz
als pdf-Datei (189 KB)

WAZ:Geht die Stadtpolitik beim Wohnungsbau von völlig falschen Voraussetzungen aus? Eindeutig ja, sagt Dr. Peter Dietz. „Die Annahme, es gebe in Mülheim derzeit einen unstillbaren Bedarf an gehobenem Wohnraum, ist unzutreffend.“ Der ganze Artikel hier.

In Bild-Zeitung war vorgestern auf S. 6 dagegen folgender Artikel zu lesen: „Alle Revierstädte schrumpfen, nur eine nicht …..

Was ist das Wohlfühl-Geheimnis von Mülheim?“

167.670 Einwohner hatte Mülheim laut Bild im Mai 2010, damit 199 mehr als 1 Jahr zuvor. OB Mühlenfeld und M&B-Chef Schnitzmeier jubeln und loben sich. Schnitzmeier träumt in der Bild gar von 170.000 Einwohnern. Unter „Bild erklärt, warum es junge Familien nach Mülheim zieht“ ist ein Luftbild von Nordbrücke bis Schleuseninsel mit dem Text: „Die Ruhr und viele Grünflächen machen Mülheim zu einem echten Wohnparadies“ Ein zweites zeigt die Animation der Planungen auf Baufeld 1: „In Mülheim entsteht derzeit das Projekt „Ruhrbania“ mit Wasserbahnhof und Promenade“ lautet der Untertitel. Worin also besteht nun das „Geheimnis von Mülheim?“ Sicher nicht im Hafenbecken, alias Wasserwanderrastplatz, der bestimmt kein neuer Wasserbahnhof werden wird.

Jetzt muss man ohnehin die Bildzeitung nicht immer wörtlich nehmen. Dennoch: Vor jeder weiteren Überlegung zum „Geheimnis von Mülheim“ müsste erst einmal geklärt werden, wer denn die Zuzügler im letzten Jahr waren. Welche Altersgruppen, woher? Es macht z.B. einen großen Unterschied, ob die Neubürger Migrationshintergrund haben, aus Nachbarstädten kommen oder von woanders in Deutschland. Ohne das zu wissen, sind die Zahlen der Bild wenig aussagekräftig.

Über Jahre schrumpfte die Bevölkerung Mülheims genauso stetig wie in den anderen Revierstädten. Aufgrund der übermäßigen Neubautätigkeit hatte Mülheim seit Jahren einen Wanderungsüberschuss, vornehmlich gegenüber den Nachbarstädten. Dieser wurde aber meistens vom sog. „Sterbeüberschuss“ übertroffen, weil Mülheim bekanntlich den höchsten Altersdurchschnitt aufzuweisen hat. Über Jahre wurde der Bevölkerungsverlust daher meist kleingeredet oder verschwiegen. Wenn nun im Krisenjahr 2009/10 ein Bevölkerungswachstum zu verzeichnen war, so wird das kein Dauerzustand, nur weil die Stadt eine regelrechte Bauwut zugelassen hat mit weiteren Wohnungen auf dem Kasernengelände, in Ruhrbania, in Saarn, Mintard, Dümpten, auf den Speldorfer Sportplätzen uswusf.. Schönste bzw. ökologisch wertvollste Stellen der Stadt werden bzw. sollen geopfert werden wie an der Tilsiter oder der Bergerstr., am Lönsweg oder am Fängerweg. Getreu nach den in den USA vollends gescheiterten Maximen der Reaganschen Angebotsorientierung wird gebaut, was das Zeug hält. Dabei hat auch der Kannibalisierungseffekt gegenüber den Nachbarstädten bald seine Grenzen erreicht.

„Wohnparadies“ und Wohlfühl-Stadt Mülheim?

Nicht so ganz, denn die Stadt Mülheim präsentiert sich nämlich real z.Zt. in keinem guten Zustand. Da ist eine unkoordinierte Fülle von Baustellen auf etlichen Hauptverkehrsachsen (Tourrainer Ring, Dickswall, Aktien-, Duisburger, Ruhrorter, Mendener, Kölner, Zeppelin- uswusf…. -str.), was viele Menschen nur noch nervt.
Die Zukunft von Ruhrbania auf den für sehr viele Abermillionen erzeugten Trümmerfeldern a.d. Ruhr ist weiter ungewiss, nachdem bereits Hotel- und Ärztezentrumspläne sich als Luftnummern erwiesen. Die entleerte Innenstadt treibt einem die Tränen in die Augen und in Speldorf offenbart sich das traurige Ergebnis jahrelanger städtebaulicher Fehler. Selbst der Glücksfall der Fachhochschule kränkelt an der Frage des Interimsstandortes, weil alleine das peinliche Gezerre um die Standortfrage so viel Verzögerung mit sich brachte, dass die Gebäude auf dem ohnehin nur suboptimalen Standort Duisburger Str. zum Doppelabiturjahrgang nicht fertig sein werden. Seit Monaten wird nun der leere Kaufhof als Interim geprüft. Dabei weiß keiner, ob die Immobilienbesitzer Hoffmeister/Scheibel das überhaupt wollen. Wahrscheinlich hoffen die, dass auf der ExpoReal nä. Woche irgendeine Wunderfee doch noch bei dem bisherigen Wahlkampfladenhüter Ruhrbanium anbeisst. Dort wird übrigens auch die Jugendherberge zum Kauf angeboten. Und Lindgens darf sein Gelände ebenfalls mit anbieten. Zur Fachhochschule hatte man ihn letztes Jahr ausgebootet in der Hoffnung, doch noch die FH als Rettungsstrohhalm für das weitere Ruhrbania zwischen Eisenbahn- und Nordbrücke hinzubekommen, dorthin, wo die intakten Gebäude von Gesundheitshaus, ex-Arbeitsamt und AOK noch voll in Funktion sind. Als die MBI im letzten Feb. den Antrag stellten, die Altindustriegelände von Lindgens, Rauen und Ibing als Gesamtes neu zu überplanen, lehnten Verwaltung und SPD das noch ab, weil dringend Industrieflächen benötigt würden.

So präsentiert sich die Stadt insgesamt genauso wie das eigentlich schönste Filetstück Mülheimer Stadtentwicklung auf dem ex-Kasernengelände in absoluter top-Lage am Witthausbusch. Vom ursprünglichen Siegerentwurf ist nur noch wenig zu erkennen, das Baustildurcheinander und die Überfüllung des Geländes sind sicher kein Glanzstück mehr. Auch das finanzielle Gesamtergebnis ist negativ. Viele Neubürger lernten dort über Jahre erst einmal den Stress Mölmscher Planung und Durcheinanders leidvoll kennen.

Bei den meisten Mülheimer/innen bleibt also das „Wohlfühl-Geheimnis“ z.Zt. wirklich ein Geheimnis. Die Haushaltskatastrophe mit den geplanten Steuererhöhungsorgien tragen ebenso wenig zum Wohlfühlen bei wie das nun bereits jahrelange „Wülheim“ (Zitat NRZ) wegen des Baustellenchaos.

P.S.: Es ist übrigens nicht das erste Mal, dass Frau Mühlenfeld über Bildzeitung versucht, bestimmte Klischees zu verbreiten. So z.B.

  • Offener Brief der BI “Frische Luft für Mülheim” an die Mülheimer NRW-Ministerpräsidentin Kraft zum Thema: “Unverantwortlicher Umgang mit Flächenverbrauch in NRW, Beispiel Mülheim an der Ruhr” als pdf-Datei (62 KB)
  • Feb. 11: Die sehr massive Mülheimer Innenstadtkrise und die enormen Probleme bei Standortsuche und Bau der Fachhochschule offenbaren auch eine Verquickung von Politik und Immobilienspekulanten, die den erschreckenden Niedergang unserer Stadt Mülheim zumindest mit bedingt und verursacht hat. Bestandsaufnahme oder “Wie unsere Stadt an die Wand gefahren wurde ……” hier
  • Feb. 11: Die exzessive Mülheimer Baupolitik der letzten Jahre ist zerstörerisch und Harakiri. Mit der Umnutzung alter Industrieflächen von Lindgens, Ibing und Rauen müsste das gesamte Bauprogramm neu überdacht werden inkl. Ruhrbania. Noch sträubt sich insbesondere die SPD. Mehr hier
  • Bildzeitung 5.1.10: „OB Mühlenfeld als Sprecherin von „Raus aus den Schulden“ droht mit Aufständen a.d. Ruhr?“ hier
  • 31.8.07: Bild wusste es schon immer: Frau Mühlenfeld als Anti-Gier-OB und leuchtendes Vorbild zum Behalten von Aufsichtsratsgeldern? Klingt gut, ist aber nicht so ganz glaubwürdig! hier