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Die „Mülheim-Connection“

Mülheim/Ruhr hat zwar nur noch knapp 168.000 Einwohner, war und ist aber immer gut in Spitzenpositionen vertreten, ob ADAC-Chef oder Konzernchefs oder Milliardäre (einst Stinnes, Thyssen, nun Aldi-Süd-Albrecht, ex-Metro-Chef Beisheim, die Tengelmann-Eigner Haub usw.) . In der Landesregierung ist Mülheim mit Frau Kraft und der Gesundheitsministerin Steffens ebenfalls nicht gerade unterrepräsentiert.

Mölm boven aan!

Der Wahlspruch der Mülheimer „Mölm boven aan!“ bedeutet so viel wie „Mülheim nach vorn!“ Doch er erhält auch eine ganz andere Bedeutung, wenn man an die vielfältigen Mölmschen Spitzenpositionen denkt. Neuestes Beispiel, die RAG-Stiftung:

Nach der zwangsweisen Auflösung der WestLB hat die Landesregierung nicht mehr so viele Möglichkeiten, ihre altbekannte filzige Industriepolitik noch zu machen wie unter Rau, Schleußer, Clement und Steinbrück. Die Befürchtung in dem unten stehenden Artikel aus „Ruhrbarone“, dass die Landesregierung daher die RAG-Stiftung nutzen könnte, um „wirtschaftspolitische Träumereien der Politik umzusetzen“, ist nicht von der Hand zu weisen. Wenn man sich die Personalien anschaut, wird auch die Befürchtung, dass sich eine immer dickere Filzdecke über das Ruhrgebiet legt oder legen könnte, nachvollziehbar.
Da ist der Mülheimer ex-Minister Werner Müller, nebenbei auch im Beirat von Borussia Dortmund und bis 2010 Aufsichtsratsvorsitzender der Bahn AG. Müller war 2006 als RAG-Chef an deren Zerlegung maßgeblich beteiligt. Die RAG hatte davor immerhin 100.000 Beschäftigte! Und Müller wird nun Chef der mächtigen und finanzstarken RAG-Stiftung, damit gleichzeitig Evonik-Aufsichtsratsvorsitzender.
Diese Stiftung wird kontrolliert von einem Kuratorium, dessen neuer Vorsitzender ein gewisser Jürgen Großmann ist, bis vor kurzem RWE-Chef und nebenher Stahlmilliardär mit einem eigenen Imperium. Ach ja, auch Herr Großmann ist Mülheimer.

Kraft, Großmann, Mühlenfeld bei der 200-Jahr-Feier der Mülheimer Friedrich-Wilhelm-Hütte, die bis 1998 zu Thyssen gehörte, heute zu Großmanns Georgmarienhütte GmbH. Mehr hier

Und außerdem am Rande: Großmanns Nachfolger Terium als neuer RWE-Chef ist als Holländer kein gebürtiger Mülheimer, doch auch er wohnt längst in Mülheim. Werner Müller begann seine berufliche Laufbahn übrigens beim RWE, von dem er zur VEBA wechselte, welche später in Eon aufging. Man kann den Namensreigen berühmter Mülheimer Biografien in Zusammenhang mit RWE und Eon noch endlos weiter spinnen, vom RWE-Gründer Stinnes bis zu den jüngeren Berühmtheiten wie Baganz (erst VEBA, dann abgängiger OB mit Frau Dr. Jasper als Geliebter und Spitzenberaterin, danach Staatssekretär mit Hauptaufgabe RAG-Umstrukturierung), Mühlenfeld (OB und RWE-Aufsichtsrätin) oder Bernodat (ex-Chef der Mülheimer Stinnes AG, dann der VEBA und bis 2010 von Eon). Doch auch ex-Minister wie Hombach, heute u.a. Sprecher des Initiativkreises Ruhr der Ruhrgebietswirtschaft, oder Clements Superminister Schartau, heute Personalchef von Großmanns Stahlimperium, waren bzw. sind Mülheimer.

Und nicht zu vernach-lässigen: Die frisch kirchlich nachvermählte Frau Kraft hat den Energiesektor in der neuen Landesregierung zur Chefsache erklärt, also dem grünen Umweltminister entzogen. Ist nachvoll-ziehbar, denn der kommt nicht aus Mülheim und hat auch mit RWE, Eon oder RAG (bisher) nix direkt zu tun.

„Werner Müller wird Chef der RAG-Stiftung

SPD und CDU haben sich darauf geeinigt, dass der ehemalige Wirtschaftsminister und Evonik-Vorstandsvorsitzende Chef der RAG-Stiftung wird.

Nach einem Bericht der Süddeutschen Zeitung (SZ) haben sich SPD und CDU nach zähem Ringen darauf geeinigt, dass Werner Müller Chef der RAG-Stiftung wird. Die Union hatte sich lange gegen Müller auf diesem Posten gewehrt, weil sie befürchtete, Werner Müller werde die Stiftung zur aktiven Industriepolitik nutzen, wie es sich auch SPD und Grüne in NRW wünschen. Laut SZ sagte die  saarländische Ministerpräsidentin Kramp-Karrenbauer, “Müller habe ihr zugesagt, die Mittel der Stiftung nur für den eigentlichen Zweck einzusetzen, den Bergbau abzuwickeln.”………  Müller an der Spitze der RAG-Stiftung ist auf jeden Fall ein Zeichen des Rückschritts für das Ruhrgebiet, über dass sich immer dichter eine dicke Filzdecke legt.“ In „Ruhrbarone“  Von Stefan Laurin, der ganze Artikel hier

Mehr zur „Mülheim-Connection“

  • RWE-Stadt Mülheim/Ruhr: “Ein Dorf der Mächtigen und Klugen?” hier
  • Mülheim und seine Spitzendamen hier
  • Der Mülheimer SPD-Sumpf, am Yassine-Skandal deutlich geworden hier
  • Die loveparade-Tragödie oder: Baganz/Jasper/Sauerland+Pleitgen – „Ein tödlicher Hauch von Bananenrepublik?“ hier
  • Frau Dr. Jasper – der lange Schatten der Mülheimer Episode hier
  • “Mülheim oder das große Schweigen” – WDR-Feature zu den unglaublichen Privatisierungsgeschichten unter Baganz, mehr hier, und Mühlenfeld als pdf-Datei hier
  • Immobilienhaifischbecken MH hier und „Bazillus spezialdemokratus filzikus Mülheimiensis“ hier