Vorsicht Satire, oder nur Zukunftsmusik?
Einfach mal die Perspektive wechseln …
Mülheim an der Ruhr, 7. Oktober 2020
Genau ein Jahr nach der endgültigen Schlie-ßung der Heinrich-Thöne-Volkshochschule in Mülheim an der Ruhr wollen Politik und Stadtverwaltung der hochverschuldeten Kommune den nächsten Schritt zur Sanierung des städtischen Haushalts „durchboxen“:
Die Entscheidung für die endgültige Schließung des Friedrich-Wenn-mann-Bades in Heißen (Bild rechts aus besseren Tagen) und des Südbades in der Stadtmitte stehen kurz bevor!
Nach eingehender Prüfung durch Statiker und Ingenieure der Verwaltung und nach der Besichtigung und Begehung mussten die beiden Bäder innerhalb von 30 Minuten komplett geräumt werden, einige Badegäste hatten sogar ihre Umkleideschränke nicht einmal mehr komplett räumen können. „Gefahr in Verzug“ nannte der Einsatzleiter der Feuerwehr diese notwendige Maßnahme, man könne wegen der festgestellten Brand- und Statikmängel nicht für die Sicherheit der Besucher garantieren.
In der Pressekonferenz am Nachmittag sagte der Mülheimer Kämmerer Frank Mendack, er schätze die Kosten für die notwendigen Sanierungsmaßnahmen auf mindestens 15 bis 18 Millionen Euro. Selbst wenn diese Investition von der Politik beschlossen werden sollte, dann wäre mit einer Wiedereröffnung der beiden Bäder nicht vor dem Jahr 2025 zu rechnen, alleine die europaweite Ausschreibung nähme sicherlich mindestens 2 Jahre in Anspruch. Da die Stadt Mülheim aber diese Finanzmittel nicht aufbringen kann, schlägt Mendack vor, kurzfristig die Ruhr und das Ruhrufer in Höhe des neuen Schlossquartiers, also gegenüber der Stadthalle, für den Badebetrieb freizugeben.
Den Einwand von Andreas Wildoer, dem Geschäftsführer der Mülheimer Bäder, „Schwimmen ist doch so wichtig wie Lesen und Schreiben!“ und außerdem wäre das Schwimmen und Baden in der Ruhr für nur 4 – 5 Monate im Jahr möglich, konterte der Kämmerer mit der Frage, welche der Sanierungs- und Instandsetzungsarbeiten für die ruinösen Mülheimer Schulen er denn dann entweder ganz streichen oder zeitlich nach hinten terminieren solle. Seine Powerpoint-Folien zeigten den detaillierten Finanzierungsplan für die Mülheimer Schulen in den nächsten 5 Jahren. „Und da ist überhaupt keine Luft mehr für die beiden Bäder“, bemerkte er noch!
Herr Mendack kündigte nach Rücksprache mit SPD, CDU, Grüne, FDP und BAMH an, ein umfassendes Gutachten erstellen zu lassen, das neben der Feststellung der Sanierungskosten auch eine Wirtschaftlichkeitsuntersuchung beinhalte: man wolle durch eine Gegenüberstellung von Sanierung der Altbäder, Neubau oder Anmietung eines modernen Spaßbades und die doch naheliegende Lösung „Baden in der Ruhr“ die für die Stadtkasse günstigste Lösung wählen.
Der Mülheimer Sportbund – Vorsitzende Wilfried Cleven, ebenso entrüstet und aufgebracht wie Andreas Wildoer über die Ankündigungen der Stadtverwaltung und des Kämmerers, kündigte an, gemeinsam mit dem DLRG und der Schwimm- und Wassersportgesellschaft (SWiMH gGmbH) zu versuchen, „diese skandalösen Entscheidungen der Mülheimer Politik und Verwaltung“ mit einem Bürgerbegehren zu korrigieren. Er werde noch in dieser Woche eine Bürgerinitiative mit dem Namen „Erhalt unserer Bäder in Mülheim“ gründen, die diese Anstrengungen bündeln soll. „Wir werden diese Entscheidung durch einen Bürgerentscheid korrigieren“, sagten Cleven und Wildoer unisono. „Als nächstes werden womöglich noch unsere großen Turnhallen wegen Bau- und Brandschutzmängel geschlossen“, bemerkte der Mülheimer Sportchef noch.
Einige Bürger, die bei dieser Veranstaltung in der Nähe des Mülheimer Kämmerers saßen, konnten einigermaßen gut das Gemurmel von Frank Mendack hören: „… gute Idee, aber das kommt erst im nächsten Jahr!“.
Große Unterstützung für die schnelle Entscheidung, die Bäder zu schließen, erhielten der Kämmerer und die anwesenden Verwaltungsspitzen vom stellvertretenden Schulleiter der Gesamtschule Saarn, dessen Wortmeldung mehrfach durch den lauten Applaus der anwesenden Schüler begleitet wurde: „Wir warten schon seit Jahren auf unsere Schulsanierung, nichts ist trotz vieler Versprechungen renoviert oder saniert worden, Unterricht ist hier kaum noch möglich. Wir sind es leid, denn vor einem Jahr wurde uns auf der Bürgerversammlung zur VHS-Schließung versprochen, dass wir in der Prioritätenliste ganz oben stehen.“
ACH – tatsächlich!!!
Mit „satirischen“ Grüßen
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