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Quo vadis RWE? Streit zwischen RWE-Kommunen und Vorstand

  • Der RWE-Aufsichtsrat tagt laut NRZ am 22.+23.9.2010 in Budapest, um die geplante Konzern-Umstrukturierung zu beschließen.
  • Kommunen wie Mülheim fürchten wegen RWE-Plänen um ihre Gewerbesteuer. Es knirscht und kracht im RWE-Gebälk!auch als pdf-Datei (37 KB) –  NRhZ Nr. 260 vom 28.7.10

Es knirscht und kracht im RWE-Gebälk!
RWE-Chef Jürgen Großmann kommt aus Mülheim/Ruhr, das neben Dortmund und Essen weiterhin größter verbliebener kommunaler Aktionär des Essener Energiekonzerns ist, der Anfang des 20. Jahrhundert von dem Mülheimer Stahlbaron Stinnes gegründet wurde. Dementsprechend sitzt die Mülheimer OB Dagmar Mühlenfeld auch im erlauchten RWE-Aufsichtsrat, was bei ca. 4 Sitzungen pro Jahr an die 200.000 Euro Sitzungsgelder einbringt, die einem Minuten“lohn“ von mind. 2000€ (in Worten zweitausend pro Min.) entsprechen. Mehr dazu hier
Auch Großmann verdiente 2009 – unabhängig von den Aktienanteilen als „Lohn“bestandteil – mit 9,162 Mio. € Bares (sog. „kurzfristige“ Vergütung). Damit liegt er an 2. Stelle der deutschen Top-Manager im Vergleich zu den Angestellten-Gehältern. Großmann verdiente damit (nur an „kurzfrister“ Vergütung) 141mal so viel wie der Durchschnitts-RWE-ler. Nur VW-Chef Winterkorn liegt mit dem 152fachen darüber. BMW-Chef Reithofer erhielt „nur“ das 38fache und der Durchschnitt aller DAX-Vorstände ist vom 81fachen in 2008 auf „nur“ noch das 69fache gesunken aufgrund der Finanzkrise
(Zahlen aus WAZ-Artikel „DAX-Vorstände kriegen 69-mal mehr als Mitarbeiter“ vom 18.7.10). Mehr zu den üppige RWE-Vergütungen hier
Großverdiener Großmann hatte erst bis Ende 2009 den Konzern völlig umstrukturiert und die neue Holding auf über 800 Köpfe mehr als verdoppelt, um ein Jahr später wieder alles umzustrukturieren und die Zahl der Köpfe zu halbieren. Doch egal.
Spannender ist der offensichtliche Konflikt dabei mit den RWE-Kommunen. Sie fürchten um Geld und vor allem um Aufsichtsratspöstchen. (Mehr dazu im WAZ-Artikel vom 21. Juli unten). Dabei sind die beiden anderen „kommunalen“ Aufsichtsräte neben Frau Mühlenfeld nicht einmal mehr OBs! Weder Reiniger (Essen), noch Langemeyer (Dortmund) haben die lukrativen Pöstchen geräumt, obwohl beide vor 1 Jahr nicht einmal zur Wahl antraten bzw. nicht mehr durften. Das kann ja heiter werden, wenn noch dieses Jahr die RWE-Aufsichtsräte neu und anders besetzt werden. Da fürchtet wohl auch Frau Dagmar um ihren Sitz.
links aus der RWE-Werbung, ganzseitig u.a. im Spiegel
Dabei kann Frau OB-MH so gut mit Herrn Großmann, dass sie Mülheim sogar als RWE-Modellstadt u.a. für smart meter (den „intelligenten“ Stromzähler) und für e-mobility kürte. Vor kurzem stellte Großmann zusammen mit einem der vielen anderen Mülheimer Spitzenfunktionäre, einem Herrn Meyer (Bundesvorsitzender ADAC), das 1. RWE-Elektroauto an der RWE-Aufladestation an der neuen ADAC-Zentrale in MH-Dümpten vor. (Medien-Titel: „Zwei Freunde fürs Leben“). Mehr zu den RWE-Ökoflops hier
Die selbsternannte „Klimastadt“ Mülheim (Zusatz auf fast allen Ortsschildern) ist fast die einzige Großstadt ohne Stadtwerke und hat bundesweit immer noch mit den höchsten Anteil an Nachtspeicherheizungen, d.h. also RWE-Zwangskunden! Und sie ist auch in etlichen anderen Bereichen (noch) fest im Griff des RWE. Damit das auf fast-Ewigkeit so bleiben soll, sollten im Husarenstreich mal so eben vor den Ferien die Weichen gestellt werden, damit RWE 4 Jahre vor Auslaufen des Vertrages die Stromkonzession bereits um 20 Jahre verlängern kann. Mehr hier
Und weil es so schön ist, soll das RWE nach den Ferien dann auch noch die Rhenag-Anteile der Mülheimer Gas- und Fernwärmegesellschaft medl (51% Stadt) selbst übernehmen.
Bedenkt man Großmanns große Pläne mit Europa AG und Deutschland AG (s.u.), ergibt das alles einen ganz anderen Sinn. Wie sagt im WAZ-Artikel ein ungenannter „Spitzenfunktionär“:
„Der Vor-Ort-Handel über die kommunalen Strom-Konzessionen ist immer noch das Brot- und Butter-Geschäft“
Also: Lassen wir besser nicht zu, dass die Aufsichtsrätin unsere Stadt ganz an den Mutterkonzern verhökert. Rekommunalisierung ist umso wichtiger, je mehr RWE, Eon &Co. sich noch weiter globalisieren! Und das muss auch für Mülheim oder Essen gelten. Und je mehr die Zukunft des RWE ungewiss ist, je weniger sollten vorab-Verträge auf 20 Jahre und auch keine Umstruktierungen etwa der medl oder bei den Karnap-Verträgen zur Müllverbrennung ohne Not von der Stadt mitgespielt werden.

  • Die neue Landesregierung unter Führung einer weiteren Mülheimer Spitzenkraft hat sich die Stärkung von Stadtwerken und die Ablehnung der Laufzeitverlängerung von AKWs auf die Fahnen geschrieben. Da wird sich Frau Kraft automatisch mit dem RWE, aber auch mit ihrer Heimat-SPD anlegen müssen!
  • Wenn Großmanns Pläne sich durchsetzen, wird man in überschuldeten Städten wie Mülheim, Essen und Dortmund auch den Verkauf der RWE-Aktien ganz neu ins Auge fassen müssen!
  • Ach ja: Das RWE erhöhte vor kurzem die Strompreise ohne erkennbare Notwendigkeit!

Energie : Städte wehren sich gegen Großmanns RWE-Pläne

WAZ Wirtschaft und Finanzen, 20.07.2010, David Schraven

Essen. Der Energiekonzern RWE soll in eine Europa-Holding und eine Deutschland AG geteilt werden. Die Kommunen bangen um ihren Einfluss und protestieren.

In den Führungsetagen des Energieversorgers RWE verschärft sich die Diskussion um die Aufspaltung des Konzerns in eine internationale Holding und eine deutsche Aktiengesellschaft. Bereits im September will Konzernchef Jürgen Großmann seinem Aufsichtsrat ein Konzept für die neue Struktur vorlegen, wie diese Zeitung aus RWE-Kreisen erfuhr. Eine Entscheidung solle zeitnah erfolgen. Gegen die Pläne opponieren allerdings kommunale Aktionäre (geschätzter Anteil knapp 25 Prozent), die eine Beschneidung ihrer Macht befürchten.

Kommunen sehen die Pläne kritisch

Offiziell wollte sich der Konzern nicht zu dem Streit äußern. Dennoch ist aus dem inneren Führungskreis zu erfahren, dass es darum geht, alle nationalen Aktivitäten in einer Deutschland AG zu bündeln. Gleichzeitig soll das übergeordnete internationale Geschäft in einer nach EU-Recht neu gegründeten Societas Europaea (SE) aufgehen. Ziel sei es, RWE im internationalen Geschäft zu stärken, Übernahmen auch durch Aktientausch zu vereinfachen und neue Geschäfte in Europa bei strafferen Strukturen schneller umzusetzen.

In den ersten Planspielen wird sogar darüber nachgedacht, die neue RWE-Holding von Essen ins Ausland zu verlegen, etwa in eine Finanzmetropole wie London. Letztlich ist aber dieser Punkt, wie alle anderen Überlegungen auch, noch offen.

Denn die Kommunen sehen die Pläne kritisch. Letztlich gehe es auch ums Geld, sagte ein kommunaler Spitzenfunktionär. Solange die RWE-Gesellschaften in vielen Städten angesiedelt und nicht unter einem Dach konzentriert seien, würden überall Gewerbesteuern anfallen – für die Städte neben der Dividende eine wichtige Einnahmequelle.

Gerüchte um Großmann

Auch der Hinweis, dass der Einfluss der Kommunen über die Deutschland AG auf das nationale Geschäft gestärkt würde, kann die Gemeinden nicht befrieden. Sie befürchten, unter dem Kommando einer internationalen Holding an Bedeutung zu verlieren.

Sollte die SE gegründet werden, fordern die Städte dort mindestens zwei Aufsichtsratssitze, um ihren Einfluss zu wahren. Bislang wurde ihnen nur einer angeboten. „Der Vor-Ort-Handel über die kommunalen Strom-Konzessionen ist immer noch das Brot- und Butter-Geschäft“, sagte ein Spitzenfunktionär.

Aus der RWE-Spitze heißt es dazu, man müsse den Konzern in neues Fahrwasser steuern, solange das schmerzlos möglich sei. Sowohl das Ende der Kohlegeschäfte als auch der Braunkohle-Aktivitäten sei langfristig absehbar. Es gelte, neue Energie-Geschäfte zu entwickeln. Deshalb sei auch die Tochter Innogy für Erneuerbare Energien als eigene internationale Gesellschaft gegründet worden und nicht unter dem Dach der Braunkohle-Mutter RWE Power.

Indes werden Gerüchte laut, Großmann wolle in den Aufsichtsrat der neuen Holding wechseln. Aus der Konzernspitze heißt es dazu, das grundsätzliche Interesse Großmanns am Job des Aufsichtsratschefs sei lange bekannt. Doch es wäre Unfug, schon jetzt darüber zu spekulieren. Großmann habe einen Vertrag als RWE-Chef bis 2012.

Kommentar Nr. 11 in der WAZ

Die Kommunen sollten angesichts leerer Kassen ihre RWE-Anteile veräußern, und sich nach einem günstigeren Stromlieferanten umschauen.DAS würde den Markt beleben. Auch wenn dann das ein o. andere Bürgermeisterchen sein gut dotiertes Pöstchen im Konzern abgeben, und auf die ein o. andere „Informationsreise“ verzichten muß.

#11 von lowbas.neu , am 21.07.2010 um 08:13

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