Mülheim, den 20. September 2013
Aus der Serie: Ach hätte man doch nur auf die MBI gehört ……
Noch eine Hiobsbotschaft für den Mülheimer Kämmerer, der am 1.10.13 wiedergewählt werden will:
- mehr dazu unter „Bonanopulos forever? Trotz verheerender Bilanz“ hier
Das RWE kürzt die Dividende bereits für das laufende Jahr von 2 auf 1 € pro Aktie, vgl. WAZ-Artikel von heute „Dividende halbiert: RWE-Krise belastet Revierstädte Dortmund, Essen und Mülheim“ hier. Hiervon betroffen sind auch die rund 9,4 Millionen RWE-Aktien der Stadt Mülheim, d.h. fast 10 Mio. € Mindereinnahmen für die ohnehin bankrotte Stadt! Die Städte Essen und Dortmund müssen mit jeweils ca. 19 Mio. Mindereinnahmen rechnen. Beide Städte sind aber mehr als 3mal so groß wie Mülheim, Dortmund sogar fast 4mal! Mit anderen Worten: Mülheim trifft die RWE-Krise besonders und knüppeldick!
Seit Jahren warnen die MBI vor dem Risiko der RWE-Aktien als dem größten Vermögen der Stadt Mülheim, vgl. u.a.
- Juni 11: Der Fluch der RWE-Hörigkeit hier
- Aug. 11: Der Fluch der RWE-Abhängigkeit und Bananenrepublik NRW? hier
- März 12: Der Fluch mit den RWE-Aktien hier
- Juli 13: Mülheim bald überschuldet wegen der vielen RWE-Aktien? hier
Die riesengroße RWE-Krise und der dramatische Kursverfall der RWE-Aktie hängt nicht nur mit Fukushima und der Energiewende zusammen, auf die das RWE am allerschlechtesten aller Energiekonzerne vorbereitet war. Gigantische Fehlinvestitionen in der Ära Großmann haben einen Schuldenberg von 34 Milliarden Euro aufgetürmt. Die fehlgeschlagenen Atom-Abenteuer in Bulgarien, Rumänien, England und Polen haben Milliarden-Verluste hinterlassen, die Umstellung großer Kohlekraftwerke auf Holzpellets-Verfeuerung in England und den Niederlanden inkl. der zugehörigen riesigen Pellet-Fabrik in Georgia, USA, (sog. „Holzhack-schnitzelwerk“ – Kosten alleine dafür über 100 Mio.) sind nur ein Beispiel für Fehlinvestitionen des RWE im Milliardenbereich. Das umgerüstete Kraftwerk in Tilbury (England) z.B. wurde Anfang Juli 2013 nach nur kurzer Laufdauer geschlossen. Nach der Umstellung letztes Jahr hatte es ohnehin gebrannt und musste lange Zeit wieder instand gesetzt werden. In Deutschland ist die Umstellung eines Kohlekraftwerks auf Holzpellets verboten! Das Riesen-Pellet-Kraftwerk in Eemshaven (1,6 MegaWatt) auf der niederländ. Seite der Ems ist im Bau, aber vorerst höchstrichterlich gestoppt uswusf……………..
Und Mülheim hat sich mit Aktien, Stromkonzession (vorletztes Jahr ohne Not vorzeitig verlängert!), Wasser (80% RWE-Anteile am RWW), Gas (medl, 49% RWE), Laternen u.v.m. viel zu sehr an den kriselnden RWE-Konzern gebunden. Das rächt sich gleich mehrfach, außer für Frau OB Mühlenfeld im RWE-Aufsichtsrat. (Mehr zu ihrem jahrelangen Versteckspiel um die riesigen Nebeneinkünfte als RWE-Aufsichtsrätin hier )
- Die stark gesunkenen Gewerbesteuereinnahmen der Stadt Mülheim sind u.a. durch die RWE-Krise mit verursacht
- Die nur noch geringe Dividende reißt große Löcher in die Haushalte von Beteiligungsholding (BHM) und Stinnes-Stiftung, damit letztendlich für den sog. Kernhaushalt, der zum einen der BHM viele Millionen mehr zuschießen muss und zum zweiten wird ausgleichen müssen, was die Stiftung bisher alles an Projekten im Bereich von Sport, Kultur, Jugend etc. für die Stadt finanziert (u.a. der geplante Luxussportplatz in Heißen!)
- mit der Neubewertung des Aktienvermögens droht die Überschuldung und Probleme bei der Kreditbeschaffung
- und zu allem Überfluss bringt ein Verkauf der risikobehafteten RWE-Aktien nur noch einen Bruchteil dessen, was z.B. Düsseldorf vor wenigen Jahren noch erzielen konnte!
WAZ 20.9.13, der ganze Artikel hier
RWE-Krise belastet Revierstädte Dortmund, Essen und Mülheim
Essen. Krise beim Energieversorger RWE. Der Konzern kürzt die Dividende. Das trifft insbesondere die verschuldeten Städte im Ruhrgebiet – Bochum, Dortmund, Essen und Mülheim zum Beispiel. In den Kommunen regt sich Widerstand. Bottrop hofft noch, die Kürzung zu verhindern.
Die drastische Dividenden-Kürzung des Energieversorgers RWE belastet die Kommunen an Rhein und Ruhr. Zahlreiche Städte und kommunale Betriebe sind seit Jahren an dem Essener Konzern beteiligt. Sie halten derzeit insgesamt rund 24 Prozent der Anteile. Für das laufende Jahr will RWE nur noch einen Euro je Aktie als Dividende zahlen. Damit soll die Ausschüttung halbiert werden. Flossen zuletzt noch rund 350 Millionen Euro in die Kassen der Kommunen, sind es künftig 175 Millionen Euro weniger.
„Es sind gerade die Städte im Ruhrgebiet, die ohnehin schon hoch verschuldet sind, die von dieser Dividenden-Kürzung betroffen sind“, sagte Gerd Landsberg, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebunds, im Gespräch mit dieser Zeitung. „Die Situation ist zum Teil so dramatisch, dass jede Einbuße ein schwerer Schlag ist. Ich denke beispielsweise an Städte wie Bochum, Dortmund, Essen und Mülheim.“ ……
Mülheim muss wohl auf etwa zehn Millionen Euro verzichten, Essen auf rund 19 Millionen. …….. „Die Nachricht ist äußerst besorgniserregend und trifft uns sehr hart“, kommentierte Mülheims Kämmerer Uwe Bonan die geplante Dividenden-Kürzung. …………..
Auch der Kreis Mettmann hält seine RWE-Anteile über die örtlichen Verkehrsbetriebe. „Von den Einnahmen aus den Dividenden werden Busse bestellt“, erläuterte Kreisdirektor Martin Richter. Künftig stehe für die Busse nur noch eine Million Euro zur Verfügung, statt zwei Millionen Euro in der Vergangenheit.
Ähnlich wie Düsseldorf hatte der Kreis Mettmann vor einigen Jahren zum Schuldenabbau im großen Stil RWE-Aktien verkauft – zum Preis von rund 80 Euro pro Stück. Derzeit ist eine RWE-Aktie weniger als 25 Euro wert.
Mehr zu Mülheim und dem RWE
- Juli 13: Mülheim bald überschuldet wegen der vielen RWE-Aktien? hier
- WAZ 10.7.13: „Pleite der Stadt rückt näher“ hier
- Juli 13: Teure Bergbaufolgen für RWE, Eon&Co und die Mülheim-Connection hier
- Mai 13: Wie das Ruhrgebiet so tickt und warum das so nicht mehr lange gutgeht ….. hier
- Nov. 12: Die “Mülheim-Connection” hier
- März 12: Der Fluch mit den RWE-Aktien hier
- Oktober 11: Mülheim, das RWE und die vorzeitig verlängerte Stromkonzession hier
- August 11: Der Fluch der RWE-Abhängigkeit und Bananenrepublik NRW? hier
- Juni 11: Der Fluch der RWE-Hörigkeit hier
- August 10: RWE-Stadt Mülheim/Ruhr: “Ein Dorf der Mächtigen und Klugen?” hier
- 2006: “Mülheim oder das große Schweigen” – WDR-Feature zu den unglaublichen Privatisierungsgeschichten unter Baganz, mehr hier, und Mühlenfeld als pdf-Datei hier
Nicht vergessen:
Das RWE war eine Gründung des Mülheimer Stahlbarons Stinnes. Auch deshalb war und ist Mülheim stets eng verzahnt mit dem Essener Konzern. Der Stahlmilliardär Großmann war bis letztes Jahr RWE-Chef. Er ist gebürtiger Mülheimer und wohnt in der ehemaligen Thyssen-Villa im Uhlenhorst. Sein Nachfolger Terium ist gebürtiger Niederländer mit Wohnsitz ebenfalls in Mülheim.
Im Bild die Mülheimer Ministerpräsidentin Kraft, ex-RWE-Chef Großmann und die Mülheimer OB Mühlenfeld, „nebenberuflich“ RWE-Aufsichtsrätin. Hier sind die 3 zusammen im Juni 2011 bei der 200-Jahr-Feier der Mülheimer Friedrich-Wilhelm-Hütte, die bis 1998 zu Thyssen gehörte, heute zu Großmanns Georgmarienhütte GmbH. Mehr hier