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Expo Real und das Ruhrgebiet als Sammelsurium von Kirchtürmen?

Von Mo. bis Mi., 8. – 10. Okt. 2012, findet wieder die ExpoReal in München statt. Auch Mülheim wird wieder dort vertreten sein. Über viele Jahre boten Mühlenfeld, Schnitzmeier &Co. seit 2005 Ruhrbania an und verkündeten jedes Jahr großes Interesse daran. Und was wurde daraus? Nix und noppes! Auch das Ruhrbanium als Kaufhof-Nachfolger von Kölbl-Kruse wurde 2009 auf der Expo in München angeblich stark nachgefragt (3. Bild). Das Ruhrbanium (Bild 4) verendete kurz später kläglich als Luftschloss mit Wahlkampfgeschenkcharakter für die OB.

„Einen Clou der ExpoReal aus Mülheimer Sicht nicht zu vergessen: Diese saubere Messe war es doch, die den Mülheimer Feuwerwehrpalast an die Heuschrecken verhökern half, dem MWB, dem ebenso sauberen Herrn H`meister und der blitzeblanken Sparkasse den Millionengewinn zuschob und der Stadtkasse plünderungsähnliche Monatsraten für die Miete auf Jahrzehnte servierte. Der damalige Messebesuch war ein „Highlight“ in Sachen Mülheimer Steuergeldverbrennung zwecks Anwärmung der Investorenhecks.“ (Leserbrief an die MBI). Mehr zum dreisten Husarenstück mit der Mölmschen Feuerwehr in: „Nagelneue Feuerwache nun Finanzprodukt mit hoher garantierter Gewinnerwartung“ hier

In manchen Jahren konkurrierten die Ruhrstädte mit ähnlichen Projekten auf der ExpoReal, so mit serienweise Marina-Plänen, Wohnen am Wasser usw., halt wie Ruhrbania. So kommt das gebeutelte Ruhrgebiet nicht mehr vom Niedergang weg!

Wie bereits letztes Jahr stellt Duisburg auch dieses Jahr seine Pläne für das Riesen-FOC (factory outlet center) vor, obwohl diese schwer ins Trudeln geraten sind. Nahezu alle anderen Ruhrstädte lehnen diese Pläne vehement ab, ähnlich der CentrO-Erweiterung und vielen, vielen anderen Beispielen. Wegen der weiter vorherrschenden Kirchturmspolitik muss man ernsthaft fragen, welchen Sinn die Ruhrgebiets-Ausstellungen auf der Expo wirklich noch machen. Mehr dazu im Artikel von „Ruhrbarone“ weiter unten. Darunter ist folgender Kommentar eines Arnold Voss:
„Wirtschaftsförderung ist im Ruhrgebiet im wesentlichen die Selbstförderung der Wirtschaftsförderer. Es gibt keinen städtischen Ballungsraum auf dieser Welt der pro Einwohner über soviele öffentlich finanzierte Wirtschaftsförderer verfügt, wie das RVR-Gebiet.“
Das als Anregung für die Spardiskussionen in den hochverschuldeten Städten des Ruhrgebiets. Mehr zum Thema Ruhrstadt bzw. Metropolregion Ruhr:

  • Interkommunale Zusammenarbeit im Ruhrgebiet weiter Fehlanzeige? hier
  • Ist Mülheim noch zu retten oder besser aufzuteilen? hier
  • Ruhrstadt tot noch vor Geburt? hier
  • Brauser gestorben, Clement endgültig Geschichte?! hier

Die Expo Real und das Ruhrgebiet: „Wirtschaftsförderer in Sonntagsanzügen“

In Glaube, Sitte, Heimat |Von Stefan Laurin, auf „Ruhrbarone“


Expo Real Foto: Messe München GmbH Lizenz: Copyright

Vom 8. bis zum 10. Oktober findet in München die Immobilienmesse ExpoReal statt. Auch das Ruhrgebiet ist mit einem eigenen Stand auf Investorensuche.

Die Münchener Immobilienmesse Expo Real hat einen soliden Ruf: Anders als die im Frühjahr in Cannes stattfindende Mipim gilt sie als Arbeitsmesse. Während in Cannes schon mal Partys auf Jachten am Strand stattfinden, geht es in den schlichten Münchner Messehallen auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Riem ums Geschäft. Neben Städten wie Düsseldorf und Köln ist auch das Ruhrgebiet mit einem eigenen Stand auf der Messe vertreten. Doch vom Ruhrgebiet wird auch in diesem Jahr nicht die Rede sein: Mit „Metropole Ruhr“ hat sich das Revier schon vor Jahren einen neuen Namen gegeben, wie ihn  sich eine mittelmäßige PR-Agentur nicht schlechter hätte ausdenken können.

Früher war der Stand des Ruhrgebiets einer der größten, wenn nicht der größte der gesamten Messe. Das ist vorbei. Auf ihrem Stand in Halle B1 stellen die Städte des Ruhrgebiets ihre Projekte vor: Logistikflächen im Kreis Unna, Wohnen am neu geschaffenen Phoenix-See in Hörde, neue Büroflächen  im Universitätsviertel an der Uni Essen oder das 270 Hektar große Industriegebiet NewPark in Datteln, in dem sich ab kommenden Jahr Unternehmen ansiedeln sollen.

Das Ruhrgebiet ist dringend auf Investoren angewiesen: Während Entwickler und Bauherren in Städten wie Düsseldorf oder Köln Schlange stehen, sich in Frankfurt oder München die Kräne drehen, tut sich auf dem Immobilienmarkt des Ruhrgebiets nur wenig. Einer der Gründe: Er wird überhaupt nicht als ein Markt wahrgenommen. Für Eckhard Brockhoff, den Geschäftsführer der bundesweit tätigen Immobilienberatung Brockhoff & Partner, spiegelt sich dieses Manko auch auf dem Ruhrgebietsstand auf der Messe wieder: „Auf dem Stand präsentiert sich nicht das Ruhrgebiet, sondern die einzelnen Städte und Kreise. Für Unternehmen, die sich für die Region interessieren, ist das verwirrend.”

Wer sich beispielsweise für Büroflächen interessiert, findet nicht einen Ansprechpartner für die gesamte Region sondern darf von Stand zu Stand laufen, um sich einen Überblick zu verschaffen. Der Grund für die unsinnige Einteilung ist die mangelnde Einigkeit der Ruhrgebietsstädte. Statt als zusammenhängende Region aufzutreten, pocht man seinen Eigensinn. Schon der ehemalige Chef der Ruhrgebiets-Wirtschaftsförderung, der  2010 verstorbene Hanns-Ludwig Brauser, hielt es für unmöglich, den Messestand nicht in kommunale Parzellen aufzuteilen.

Und weil das alles so ist wie es immer ist, weil die Ruhrgebietsstädte wie immer mehr auf Abgrenzung denn auf Zusammenarbeit Wert legen, glaubt Brockhoff auch nicht daran, dass der Ruhrgebietsstand in diesem Jahr zum Erfolg wird: „Es wird wieder so sein, dass auf dem Stand die Wirtschaftsförderer der Städte in ihren Sonntagsanzügen herumstehen und auf Besucher warten, die nicht kommen. Voll wird es auf dem Stand nur mittags sein.“ Dann gibt es Currywurst – umsonst – und die ist bei den Messegästen in München seit Jahren beliebt. Bei den Investoren hingegen spielt das Ruhrgebiet nur eine untergeordnete Rolle. „Es werden viel zu wenige Geschäfte abgeschlossen. Das Ruhrgebiet vergibt viele Chancen dadurch, dass es nicht als Einheit auftritt.“

Aber mögliche Investoren liegen scheinbar ohnehin nicht im Zentrum des Interesses der Ruhrgebietsstädte. Gegenüber dem Land werden die Pott-Kommunen, so beschlossen in der vergangenen Woche, ab jetzt gemeinsam auftreten. Es geht um die europäischen Fördermittel der kommenden Jahre. Öffentliches Geld – da schlägt das Herz aller Ruhrgebietspolitiker gleich höher.

Der Artikel erschien in einer ähnlichen Version bereits in der Welt am Sonntag.

Kommentare

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#3 | Arnold Voss sagt am 7. Oktober 2012 um 15:20

Wirtschaftsförderung ist im Ruhrgebiet im wesentlichen die Selbstförderung der Wirtschaftsförderer. Es gibt keinen städtischen Ballungsraum auf dieser Welt der pro Einwohner über soviele öffentlich finanzierte Wirtschaftsförderer verfügt, wie das RVR-Gebiet.

Die sind, vor allem auf kommunalen Ebene, im wesentlichen damit beschäftigt, ihre Existenzberechtigung nachzuweisen. Wenn dann auch noch auf der Expo ein eigener kommunaler Stand wegfallen würde, wäre das fürs Ruhrgebiet zwar gut, für unsere kommunalen Wirtschaftsförderer aber eine existenzielle Bedrohung.

Es wird höchste Zeit das Jemand mal systematisch aufbereitet wieviel Geld wir im Ruhrgebiet für die öffentliche Wirtschaftsförderung insgesamt ausgeben, um diese Ausgaben dann in Bezug zu den Ansiedlungserfolgen zu setzen. Wobei ich dabei regionale/kommunale Neuansiedlungen und nicht innerregionale bzw. interkommunale Umsiedlungen/Erweiterungen meine.