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Pleitestadt Detroit Vorrei-terstadt für Ruhrgebietsstädte?

And the lights all went out in Detroit City …..? oder
Wenn Motown die town abhanden kommt…

Als allererste Großstadt in Amerika hat die Heimatstadt der Autoriesen General Motors, Chrysler und Ford offiziell Insolvenz angemeldet. 100 000 Gläubiger und Gewerkschaften konnten sich nicht zum Verzicht auf Forderungen und Lohn entschließen, um so die Schulden von rund 20 Milliarden Dollar abzubauen. Ab sofort haben Richter per Insolvenzrecht das Sagen. Die größte Sorge vieler Menschen ist, ob die milliardenschweren Pensions- und Krankenversicherungsansprüche der Beamten wirklich unkürzbar sind, wie es in der Verfassung des Staates Michigan steht. Wenn nicht, sind Unruhen nicht auszuschließen.

Der Niedergang kam nicht über Nacht. Die Autoindustrie hatte Detroit zur viertgrößten Stadt Amerikas aufsteigen lassen. Ihre Abwanderung überließ das auf gewaltigen 140 Quadratmeilen gewucherte Detroit dem Zerfall. Von zwei Millionen Einwohnern im Jahr 1950 ist Detroit auf heute 690 000 geschrumpft. Tendenz: weiter abwärts!


Links die skyline mit den Zentralen der Autokonzerne, rechts Bellevue Avenue

Ein Drittel der Gebliebenen sind bitter arm, arbeitslos und zu 80 % schwarz bei der höchsten Kriminalitätsrate aller großen US-Städte.

In etlichen Bezirken stehen Zehntausende Häuser leer, Schulen, Krankenhäuser geschlossen, viele Straßenlaternen abgeschaltet. Die Stadt Detroit hat im großen Stil Gebäude abreißen lassen. Manche Brachen, selbst mitten in der Stadt, sind zu Farmland umgewidmet. 35 Prozent des Stadtgebiets sind unbewohnbar, einige Drogen-Viertel in Anarchie versunken. Selbst Motown ist abgewandert, jene Plattenfirma, deren Soul-Stil bis heute begeistert und aus der Autostadt die Musikstadt machte, in der z.B. Diana Ross, Lionel Richie, The Temptations, Marvin Gaye, die Jackson Five u.a. ihre ersten Platten aufnahmen.

Dabei besitzt Detroit mit dem berühmten „Institut der Künste“ noch eines der wertvollsten kommunalen Museen weltweit. Die Meisterwerke von Van Gogh, Picasso, Matisse, Rembrandt und anderen wurden vor Jahrzehnten mit Steuerzahler-Dollars angeschafft, nicht von superreichen Mäzenen. Die Idee, den auf mehrere Milliarden Dollar geschätzten Kunstbestand zumindest teilweise zu versilbern, ist bisher ein Tabu. Ob der Insolvenzrichter das hinnimmt? Unwahrscheinlich.

Ist Detroit auf notleidende deutsche Städte insbesondere im Ruhrgebiet und im Bergischen Land übertragbar?

NRW-Städte wie Oberhausen, Hagen, Remscheid und Mülheim als die Spitzenreiter haben über die Jahre Schulden im Milliardenbereich angehäuft. Das deutsche Recht sieht eine Insolvenz wie bei Detroit nicht vor. Hier haftet das Land für die Schulden einer Stadt. Nur: NRW ist selbst sehr hoch verschuldet. Ein Leben über die Verhältnisse führt über kurz oder lang in eine vergleichbare Todesspirale wie bei Griechenland, Zypern oder Detroit. Erst wird das öffentliche Angebot reduziert, die Steuern und Gebühren drastisch erhöht, dann ziehen Firmen und Menschen weg, Schulden steigen und günstige Kommunal-Kredite fließen nicht mehr für z.B. die 700 Mio. Kassenkredite Mülheims alleine in 2012 zu noch 0,3% Zinsen! Da die Banken beginnen, auch kommunal ein Rating einführen, werden dafür demnächst hohe Zinsen verlangt wie bei Spanien, Italien usw… Insofern sollte allerspätestens Detroit den klammen Städten Ansporn sein, den Teufelskreis frühzeitig zu durchbrechen.

Doch z.B. in Mülheim ist bisher kein noch so zartes Anzeichen dafür zu erkennen. Weitermachen wie gehabt, selbst beim gescheiterten Millionengrab Ruhrbania, utopischen Hotelplänen, Pöstchengeschacher etc..

Mehr auch in

  • WAZ 20.7.13: „Pleitestadt Detroit“ hier
  • WAZ 19.7.13: „Detroit sollte Ansporn für eine maßvolle Politik sein“ hier
  • 19.7.13: „Mülheim bald überschuldet wegen der vielen RWE-Aktien?“ hier
  • 15.6.13: „Bonans Populismus und das Debakel der Ruhrbania-Finanzierung“ hier
  • 2.6.13: „Schuldenreport NRW: Mülheim unter den Top 4! Mülheim mit Essen oder Duisburg oder beiden verschmelzen?“ hier
  • 14.3.13: „Swaps und Katastrophenhaushalt als Teufelskreis im griechisch-römischen Freistil?“ hier
  • 14.1.13: „Der Etat und die verschwundenen Abermillionen: Ratloser Rat hilf- und orientierungslos!?“ hier
  • 20.10.12: „Finanz“aufsicht“ des RP Düsseldorf eine Farce?“ hier