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Denkwürdiger Denkmaltag 2017: Von „Macht und Pracht“ in Mülheim wenig übrig?

«Macht und Pracht» heißt das Motto des Denkmaltags , der am Sonntag, dem 10. Sept. 2017, auch in Mülheim als „Tag des offenen Denkmals“ stattfindet: Im Mittelpunkt stehen europaweit Bauten mit großer Ausstrahlung aus vergangenen Tagen. Zum Mülheimer Programm gehören: Alte Dreherei, Schloß Broich, Stammhaus der Tengelmann-Gründerfamilie Ruhrstr./Ecke Delle, Camera Obscura in der MüGa, Kirche St. Avila in Selbeck, Kloster Saarn und der Raffelbergpark.Der Eintritt zu den Denkmälern und Veranstaltungen ist frei. Voranmeldungen sind nicht erforderlich. Beschreibungen und Öffnungszeiten, Führungen u.ä. unter

https://tag-des-offenen-denkmals.de/laender/nw/kreisfrei/12069/

Aus der Serie „Stiefkinder der Mülheimer Stadtplanung“, Beispiel Denkmäler

Jedes Jahr im September findet bundes- und europaweit der „Tag des offenen Denkmals“ statt mit viel positiver Resonanz. Doch die Präsentation des vielfältigen, sehenswerten und stolzen Mülheimer Kulturerbes scheint gerade nicht im Fokus der Stadt Mülheim und ihrer Vermarktungsgesellschaft MST zu stehen. Bei dem Motto „Macht und Pracht“ muss man in Mülheim vor allem an die Unternehmervillen im Uhlenhorst oder an der Dohne und der Bismarckstr. denken. Doch die fehlen im Programm. Alle diesjährigen „offenen Denkmäler“ passen nicht so ganz zu dem Motto, auch weil zumeist dieselben wie jedes Jahr. Dabei hätte gerade Mülheim z.B. im „Tal der Stahlbarone“ sehr viel zu bieten!

Selbst wenn man das diesjährige Motto des Denkmaltages beiseite läßt, kann man feststellen: Nicht dabei sind auch dieses Jahr u.a. die Denkmäler ex-Jugendherberge, Ledermuseum Kassenberg, VHS an der MüGa, historisches Rathaus, MVG-Halle usw., sowie die Denkmalbereiche Historische Gartenstadt Heimaterde sowie Siedlung Papenbusch, ganz zu schweigen von den zu teuren Wohnungen umgebauten bzw. im Umbau befindlichen Denkmälern Stadtbad, Thyssen-Villa, Streithof, Küchen-Villa (ex-ev. Akademie), ex-Jugendherberge, ex-Unternehmervilla Scheffelstr., Troostsche Weberei u.v.m..

Fazit: Der Tag des offenen Denkmals am 10. September, in Mülheim eher stiefmütterlich behandelt, ist leider auch eine Art „Tag der offenen Wunden MH?“

Denkmalschutz MH: Noch haben wir welche übrig …..

doch das vergangene Jahrzehnt war und ist eher eine ernsthafte Bedrohung für Denkmäler und stadtbildprägende Identifikationsmerkmale in der Ruhr- und Ruhrbaniastadt Mülheim!

In Mülheim bieten 2017 zwar noch einige Denkmäler Programm zum Tag des offenen Denkmals an, doch der Denkmalschutz führt insgesamt in der Heimatstadt von Stinnes, Thyssen u.v.a. bis hin zu Bodo Hombach und Hannelore Kraft eher ein Rand- und Schattendasein trotz sehr vieler geschichtsträchtiger Menschen, Gebäude und Orte von Beginn der Industrialisierung bis heute.

Nachdem etliche OstruhranlagenMülheimer Denkmäler in den letzten Jahren von der Stadtpolitik geopfert wurden wie das Fachwerkhaus Auerstr. 46, vor allem aber das Gartendenkmal der Ostruhranlagen als Gesicht der Stadt (siehe Bild links) für Ruhrbania, kommt als nächstes der Abriss des größten Teils der Troostschen Weberei und trotz der momentanen Sicherung als Denkmäler zu befürchten immer noch die VHS und die MVG-Halle! Mehr  hier.
Andere Denkmäler wie die wunderschöne JugendherbergeJugendherberge als Postkartenmotiv (Bild rechts) und das ehemalige Stadtbad, letzteres u.a. mit seinem schönen Laubengang und dem Kino Rio, wurden privatisiert und der Öffentlichkeit entzogen. Ähnliches passierte davor mit der Thyssen-Villa, dem Streithof und der ehemaligen ev. Akademie im Uhlenhorst. Die einzigartige Kruppsche Arbeitersiedlung in der Heimaterde konnte nur durch riesigen, jahrelangen Widerstand großer Bevölkerungsteile vor dem Allerschlimmsten bewahrt werden. Weil sich aber der heimische MWB weigerte, die Siedlung zu übernehmen (der MWB engagierte sich lieber in Haus der Wirtschaft, Feuerwehr, Ruhrbania u.a. SPD-Projekten!), verkaufte Thyssen-Krupp an sog. Heuschrecken, die durch forcierten Wohnungsverkauf die Sozialstruktur deutlich veränderten.

Nicht dabei auch dieses Jahr z.B. das Ledermuseum, das sich in einer Krise befindet, seit die vormalige Stadtspitze den Hauptförderer und den Geschäftsführer ziemlich rüde herausgemobbt hatten. Zur Erinnerung: SPD ruft zu Spenden für das LVR-Ledermuseum auf. Wieso das denn? Oder “Mülheim, wie es leibt und lebt und vergeht ….” hier. Dass der ex-Geschäftsführer in einem Offenen Brief seine Ehrenspange an die Stadt zurückgab, nachdem er von der ex-OB, den SPD-„Kultur“frauen und dem Sparkassenvorstand ziemlich schäbig behandelt worden war, besagte Vieles. Wie es mit dem Ledermuseum weiter gehen wird, liegt auch 2017 noch in den Sternen!

RotundeEine ganz besondere typisch Mölmsche „Denkmalschutz“nummer war der Abriss(!) und 6 Mio. teure Neubau(!) des Denkmals der Rotunde im Rathausinnenhof. Da das für 50 Mio. saumäßig teuer sanierte Denkmal des Restrathauses mit dem ästhetisch und städtebaulich unpässlichen Anbau des Ruhrbania-Klotzes versehen wurde, liegt die als „Schmuckkästchen“ angepriesene Rotunde nun versteckt im Innenhof zwischen Restrathaus und Ruhrbania-Klotz.

  • Mehr in „Versteckte teure Rathausrotunde?!“ hier

Die Rotunde ist denkmalmäßig eine Meisterleistung der besonderen Art von „Schilda mit Ruhr“!

Doch nicht genug mit dieser peinlichen und teuren Geschichte. Weiter und weiter dreht sich die Spirale der Vernichter und Ausverkäufer von Geschichte und Identität der Stadt, die sie als ihre „freie“ Verfügungsmasse verstehen. Das schöne Gebäude inkl. der Bäume der Musikschule gegenüber dem Aufgang zur Schleuseninsel, die Hubertusburg in Speldorf, das VfB-Stadion an der Blötte, die Schule Arnoldstr., das Jugendstilhaus an der Dohne, die Otto-Pankok-Str. im historischen Alt-Saarn, demnächst evtl. die Müller-Flora uswusf…… Stück für Stück verschwanden und verschwinden die Stellen und Gebäude aus dem Stadtbild, die typisch und beliebt waren. Die fantasielose Nachfolgearchitektur ganz im Zeitgeist hoher Vermarktungsrendite ist überall ähnlich wie bei Ruhrbania: Öde, langweilig und zum Weggucken (oder war es  „Fremdschämen“ in Neudeutsch?).
VHS-LuftbildSehr begehrtes Objekt auf der Abschussliste, besser Vermarktungsliste, war in den letzten Jahren die beliebte und gut funktionierende VHS an der Bergstr. (Bild links). Die stammt von 1979, stand daher bis vor kurzem noch nicht in der Denkmalliste, besitzt aber ein Grundstück in Toplage neben Schloß und Mügapark. Also wurde ein Sanierungsstau herbei geredet, um das Grundstück den Immobilienhaien vorwerfen zu können für „modernere“ fantasielose Gebäude mit hohem Ertragswert. Mal sollte sie einem Hotel weichen, dann einer Sparkassenakademie und zuletzt Luxuswohnungen. Doch der Widerstand in weiten Teilen der Bevölkerung war groß. Zweimal konnten Pläne zur VHS-Verlagerung nur mit der sehr ernst gemeinten Drohung eines Bürgerbegehrens durch die BI „Erhalt unserer VHS in der MüGa“ abgewendet werden. Und dann bescheinigte das LVR-Landesamt für Denkmalschutz auf MBI-Antrag hin der einzigartigen VHS absolute Denkmalwürdigkeit. Über 1 Jahr lang versuchte die Stadt, die Eintragung in die Denkmalliste zu verzögern oder gar zu torpedieren, was dann aber im Sommer 2016 nicht weiter möglich war. Mehr u.a. in

  • VHS unter Denkmalschutz! Gut so! hier
  • Der Skandal um die immer noch bedrohte Mülheimer VH trotz Bescheinigung der Denkmalwürdigkeit durch den Landeskonservator hier
  • MBI-Antrag von Sept. 14 an den Landeskonservator, die Denkmalwürdigkeit der Mülheimer VHS zu prüfen hier

MVG-HalleHinter dem MüGapark dann die Reste des denkmalgeschützten Ensembles des ehemaligen Eisenbahn-Ausbesserungswerks an der Duisburger Straße zwischen Feuerwehr/Hochschule und Ringlokschuppen/MüGa-Gelände. Die Alte Dreherei ließ die Stadt bzw. deren Betriebe und als Nachfolger die MVG GmbH völlig zerfallen. Gegen massiven Widerstand aus MVG und Stadt konnte das Denkmal schließlich gerettet werden, weil viele Ehrenamtler das Gebäude (nicht einmal billig!) übernahmen und mit ganz viel Freizeitarbeit als Haus der Vereine sanierten, restaurierten und belebten. Mehr u.a. hier

MVG-BetriebshofDann hatte die 100%-städtische Verkehrsgesellschaft MVG ohne jegliche politische Beteiligung eigenmächtig Klage eingereicht gegen den Denkmalschutz ihrer Halle 5 daneben, weil sie das Denkmal abreißen will. Als das auffiel, musste die Klage erst einmal zurückgenommen werden. Doch noch haben Stadt und MVG nicht wirklich aufgegeben und sie starteten im Hintergrund neue Versuch, andere Wege für den Abriss zu finden, z.B. durch Verkauf an die medl. Als die MBI das mitbekamen, intervenierten sie beim Landeskonservator, so dass das Unterfangen vorerst gestoppt werden musste. Hätten sie Erfolg gehabt, wäre dadurch auch die Alte Dreherei wieder gefährdet worden, da Zuschüsse zurückgefordert würden, weil es sich um ein Ensemble-Denkmal handelt. Mehr in

  • „Eigenmächtige MVG-Klage gegen Denkmalschutz bedroht das Haus der Vereine – “Alte Dreherei” hier

TersteegenhausEines der offenen Denkmäler 2016 in Mülheim war das Tersteegenhaus, ein Heimatmuseum in der Altstadt (Bild links). Auf dem Foto sieht man das Haus gegenüber den Fachwerkhäusern hinter der Mausefalle. 2017 ist es nicht mehr dabei. Großer Sanierungsbedarf mit ungeklärter Finanzierung bedrohen die Existenz empfindlich!
Was man im Bild nicht sieht, ist das sog. Petrikirchenhaus, was mitten in den schönen Aufgang von der Mausefalle zum Kirchenhügel errichtet wurde. Hier ließ sich der Unternehmer Turck unter Mithilfe des ex-RWE-Chefs Großmann ein überdimensioniertes Doppelhaus als Denkmal und Geschenk an die Kirche bauen, womit das vorherige Ensemble inkl. des Tersteegenhauses  deutlich verändert wurde. Wie im Bild links sah der Aufgang von der Mausefalle zu Kirchenhügel und Altstadt vorher aus und rechts der zugebaute Blick vom Kirchenhügel aus.
Mausefalle2Pertikirchenhaus-2016
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  • Petrikirchenhaus ein Monstrum? hier

Und so weiter und so fort. Man könnte weinen bei derart viel Banausentum ….. Oder am Tag des offenen Denkmals wenigstens rufen:

„Haltet inne und fragt mal Eure Bürger, bevor ihr
die nächste schöne Stelle der Stadt verkauft
oder der Öffentlichkeit entzieht!“

Eine Stadt muss auch Heimat vermitteln. Sie ist deshalb viel, viel mehr als das Sammelsurium der Wünsche von Immobilienspekulanten und Baufirmen!!! Man denke auch an die z.Zt. laufende verquere Diskussion um die Zukunft des Lindgens-Geländes!

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  • 5.9.16: „Tag des offenen Denkmals 2016, noch sind welche übrig ….“ hier
  • WAZ, 13.9.14: “Denkmalschutz birgt in Mülheim viel Konfliktstoff”, hier
  • Es reicht! Keine weitere Zerstörung oder Umbenennung von Mülheimer verbliebenen Rest-Schönheiten! hier
  • Das Jahrzehnt des totalen Ausverkaufs städtischer, öffentlicher Güter und Orte hier
  • RWE-Stadt Mülheim “Dorf der Mächtigen und Klugen”? hier
  • Desertification-Helga mit Ruhrbania Desolata hier
  • “Über das Innenleben der Heimatstadt von Ministerpräsidentin Hannelore Kraft. Wie Mülheim an die Wand gefahren wurde“ als pdf-Datei (124 KB)