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Innenstadthyperkrise größtenteils selbstgemacht?

Ruhrbania und der „trading down effect“ oder die Innenstadhyperkrise MH ffff. Auch in xtranews hier
Ruhrbania, die städtebauliche Katastrophe! Von vielen auch als Ruhrwahnia oder Ruhrmania oder Ruhrbetonia bezeichnet

Nein, Häme kommt keine auf, wenn man den unten stehenden WAZ-Artikel liest, nur noch Trauer und mitunter Wut.

Seit Beginn des Ruhrbania-„Leuchtturm“-Abenteuers 2003 haben die MBI genau das vorher gesagt und zu verhindern versucht, was der Verwalter des Rieken-Hochhauses nun in dem WAZ-Artikel unten sehr deutlich beklagt. Zwei Bürgerbegehren wurden kaputt gemacht, damit es ja zu keinem Bürgerentscheid über dieses Prestigeprojekt der OB Mühlenfeld kam. Jeder Bürgerentscheid hätte Ruhrbania vom Tisch gefegt mit überwältigender Beteiligung und Mehrheit. Nun aber ist die Stadt finanziell bankrott mit völlig vermurkster Verkehrsführung, einer Innenstadt, deren Anziehungskraft künstlich an das unterste Ende aller Ruhrgebietsstädte katapultiert wurde (bei dem weitaus höchsten Pro-Kopf-Einkommen im Revier!), einer zerrütteten kommunalen Demokratie und vieler entnervter Bürger/innen.

Und wofür der ganze Gewaltakt, den die WAZ einmal „Operation am Herzen der Stadt“ nannte?

Für einfallslose Plattenbauten mit Vermarktungsproblemen anstelle eines ehemals grünen Gesichts der Stadt mit dem zerstörten Gartendenkmal inkl.  alleine 17 niedergemähten ex-Naturdenkmälern uswusf. (von dem geopferten Rathausneubau, dem Stadtbad, der Bücherei und der Ruhrstr. ganz zu schweigen).

Ein Lehrbeispiel des herbeigeplanten Niedergangs aber auch, weil alle Kontrollbehörden und Landesregierungen seit 2003  alle Augen (politisch gewollt) verschlossen hielten! Schließlich wollten die lokalen Parteien SPD, CDU, FDP und zumeist auch die Grünen diesen „Leuchtturm“ unbedingt und koste es, was es wolle, dessen Ausstrahlung sich aber nur als Verdunkelungsmanöver entpuppen konnte. Das war ja nicht nur den MBI klar, sondern auch den meisten Mülheimer Bürger/innen, die nun aber dennoch die Suppe auslöffeln werden müssen, nachdem sie nicht mitentscheiden durften!

Das allerschlimmste aber ist, dass die lokale und die Landespolitik nicht innehalten wollte, als das Desaster offensichtlich wurde. Mehrfach scheiterte der MBI-Versuch für ein Moratorium gegen jegliche Vernunft, genauso wie der kontraproduktive 15 Mio.-Umbau des Brückenkopfes Nordbrücke zu einer Riesendoppelampelkreuzung als Verkehrsbehinderung mit zugehöriger Asphaltwüste. Und die ganze Stadtzerstörung soll sogar noch weitergehen. Die Ruhrbania-Parteien beschlossen auch noch, dieses Jahr die Hochbrücke Tourainer Ring abzureißen. Und das Gesundheitshaus, das ehemalige Arbeitsamt sowie die noch zu kaufende AOK sollen auch noch dem Erdboden gleichgemacht werden. Unfassbar, soviel Unvernunft, die am ehesten an Lemminge erinnert.

Selbst Helge Schneiders überdeutlicher Kommentar im letzten Sommer „Die Innenstadt ist tot“ und „Die sind bekloppt“ haben zu keinem Umdenken geführt, ein Trauerspiel! Dabei hält Helge sich ansonsten immer gänzlich mit politischen Kommentaren raus!

  • Helges herbe Kritik in WAZ/NRZ hier
  • Mülheim wider besseren Wissens völlig aus der Spur gebracht!?! hier
  • mehr Links unterhalb des WAZ-Artikels

So warnten die MBI seit Jahren vor den absehbar katastrophalen Folgen eines jahrelangen Riesenbaustellenchaos und der zügellosen Genehmigung von Verkaufsflächen, doch über Jahre wurden die MBI dafür nur verspottet, beschimpft und diffamiert. Als die MBI 2007 Hilfen für die massiv bedrohten Innenstadtkaufleute beantragten, wischten Sander und Mühlenfeld das arrogant vom Tisch. Unverantwortlich! Die Folgen waren unvermeidlich. Vgl. dazu auch: MBI-Flugblatt Okt. 07: “Wir sind traurig, aber auch erschrocken über die Ignoranz und bürokratische Herangehensweise der Stadt!“ als pdf-Datei (93 KB)

Über Jahre haben die MBI ein Änderungsverfahren für den B-Plan „Ruhrbania-Ruhrpromenade“ immer und immer wieder beantragt, weil eine nach der anderen Festsetzung des B-Plans willkürlich geändert wurde (keine Tiefgarage Stadtbad, 1 zusätzliches Stockwerk für Kondor Wessels-in Baufeld 1, Änderung der zugelassenen Nutzung in den Geschäften im Erdgeschoss usw.usf.)und vor allem das Riesenproblem Kaufhof sich ankündigte. Alle unsere Versuche, wenigstens den Rechtsstaat einzuhalten und zu nutzen, um Fehlentwicklungen zu minimieren, landeten im Papierkorb. Ebenso wollte die Mehrheit die teure Fehlentwicklung der funktionslosen Ruhrbania-Projektentwicklungsgesellschaft nicht auflösen, aus der dann Kondor Wessels zum erst möglichen Zeitpunkt von sich austrat. Für Projektmanagment, das nie stattfand, kassierten sie weit über 1 Million, der größte Teil nach Ausscheiden. Doch wen interessieren Geld oder Vorschriften des Baugesetzbuchs, wenn es um Ruhrbania geht?

  • Auflösung der Ruhrbania-Projektentwicklungsgesellschaft! MBI-Antrag April 2010 und Okt. 2011 hier

Die peinliche Diskussion um die FH in Ruhrbania, die Wahlkampfluftnummer Ruhrbanium von Kölbl-Kruse und der fast sträfliche Versuch, die Interims-FH in den Kaufhof zu bekommen (zu der jeder Laie ohne Schulabschluss hätte sagen können, dass das zu teuer sein muss), haben der angeschlagenen Innenstadt zusätzlich geschadet.

Nun sollen mit hunderttausenden Bundesmitteln die Bürger Vorschläge in einem charette-Verfahren einbringen, um den Karren (frz. Charette) aus dem Dreck zu ziehen. Man kann nur hoffen, dass die nicht die Abstimmung mit den Füßen auch dazu praktizieren wie zuletzt des öfteren. Verständlich wär es, hilfreich nicht.

Laden-Mieter an Schloßstraße fordert 50 Prozent Mieterlass

WAZ 22.03.2012 | Ganzer Artikel hier


Das Rieken-Haus (links) im Jahr 1956. Foto: Stadt Mülheim

Mülheim. Fachleute sprechen vom „Trading-Down-Effekt“, wenn sie die negativen Wirkungen des Kaufhof-Leerstands auf das Umfeld beschreiben. Hermann Friedrich Neuhaus ist 83 – und redet als Nachbar des Mammut-Leerstands Klartext: „Die Experimentierzone Kaufhof“, sagt der Verwalter des Rieken-Hauses, „kostet uns jeden Tag einen Haufen Geld!“

Das Rieken-Haus. 1955 gebaut von und benannt nach den Brüdern Wilhelm und Walter Rieken, als Händler zu jener Zeit ein Begriff. Mülheim ist stolz auf dieses Hochhaus, ein Zeichen des wirtschaftlichen Aufschwungs jener Nachkriegsjahre. Neun Geschosse hoch ist es. 40 Mietwohnungen, zwischen 42 und 83 Quadratmeter groß, sind auch heute voll belegt.

Zufrieden ist Hermann Friedrich Neuhaus über die ausgeprägte Treue der Wohnungsmieter: „Fast die Hälfte von ihnen wohnt hier schon mehrere Jahrzehnte“, sagt er. Unten im Haus sind die Ladenlokale voll besetzt, Tengelmann als Hauptmieter.

Enormer Kundenrückgang bei einigen Läden

Und doch trägt Neuhaus als Vertreter der Erbengemeinschaft Sorge in sich. Er zitiert den Brief eines Mieters aus dem Parterre: Angesichts der Geschäftsentwicklung und des enormen Kundenrückgangs von circa 70 Prozent, heißt es im Schreiben kurz und knapp, „möchte ich Sie bitten zu prüfen, inwieweit eine Mietzinsanpassung ab 1. April möglich ist.“ Mietrabatt gefordert – satte 50 Prozent plus X. Kein Einzelfall, klagt Neuhaus. Mit einem anderem Ladenlokal-Mieter führe er bereits seit längerem eine gerichtliche Auseinandersetzung, ein Gang durch die In­stanzen.

Der Mieter akzeptiere nicht, dass er mit Verweis auf Umsatzrückgänge nicht mir nichts, dir nichts im Alleingang die Miete kürzen könne. Neuhaus studiert aufmerksam einschlägige Exposés zum Einzelhandelsstandort Mülheim. Der Abwärtstrend bereitet ihm Bauchschmerzen. Zumal das Rieken-Haus an der kleinen Schloßstraße liegt, vis-à-vis zum Kaufhof, dessen Erscheinungsbild ein Graus ist.

„Jeder neue Umbau ist ein Störfaktor“

Down-Trading. Die Innenstadt wirtschaftet sich herab. Neuhaus sieht, wie etliche Innenstadt-Akteure, die Ursache hierfür in der Baupolitik der Stadt. Über Jahre nun schon jage eine Baustelle die nächste. „Jeder Umbau ist ein Störfaktor, für die Geschäfte ringsum mit einem wirtschaftlichen Nachteil verbunden“, beklagt er, dass „jedes Mal Mieter die Reduzierung der Miete wünschen. Dieser dauernde Umbau kostet uns einen Haufen Geld, bringt aber rein gar nichts.“ Hier stehe die Entwertung des Hauses, dort die Erhöhung der Grundsteuer. „Wäre ich jünger“, sagt Neuhaus, „würde ich prozessieren.“

Der 83-Jährige beklagt die Verkehrssituation, die Aufgabe des Stadtbades samt seniorengerechtem Angebot, Ruhrbania: Man sehe ja nun schon im Rohbau, welch Klotz dort auf Baufeld 1 platziert werde. Neuhaus prophezeit den Investoren leerstehende Wohnungen. „Die kriegt man doch nicht los“, blickt er auf die Seite, wo der Ruhrbania-Bau von Kondor Wessels ans Rathaus anschließt: „Die armen Leute, die dort wohnen sollen, gucken den ganzen Tag den Beamten ins Büro.“ Aus der einst versprochenen offenen Bauweise sei doch nichts geworden. Ruhrbania – „ein Plattenbau“.

Von den Plänen für ein neues Einkaufszentrum hält Neuhaus nichts

Zum Kaufhof, zu den mindestens vorerst gescheiterten Plänen für ein Einkaufszen­trum namens Ruhrbanium hat Neuhaus ebenfalls eine kritische Einstellung. Kein Investor der Welt werde sich finden, der durch Teilung der Immobilie einen Zugang zum Hafenbecken schaffe. Und wenn doch? Dann, so Neuhaus, sei die Frage, wie Flaneure über die Schollenstraße zu Ruhrbania rüberkommen sollen, „ohne totgefahren zu werden“. Der Verkehrsinfarkt dort zeige doch die Fehler der Verkehrsplanung auf…

Im Stadtlabor, das nächste Woche an der Leineweberstraße 15-17 Verbesserungsvorschläge von Bürgern für die Innenstadt verarbeiten will, möchte Neuhaus vorbeischauen. Eine rechte Idee, was er als Vertreter der Eigentümergemeinschaft des Rieken-Hauses zusteuern könnte, hat er (noch) nicht. Er schlägt der Stadt aber vor, ein oder zwei der drei U-Bahn-Eingänge in Stadtmitte dichtzumachen. Das spare Geld. Außerdem sei die Verkehrsführung zu überdenken.

Mirco Stodollick

Mehr zum Niedergang der reichen Stadt Mülheim und den Ursachen, u.a. in

  • Okt. 11: Verschwendungsorgien für die “Reise nach Jerusalem” in “Schlimm-City” a.d. Ruhrbania?! hier
  • Sept. 11: Schlimm-City oder alles nur halb so schlimm? hier
  • Interview Ende Juli 2011 in WAZ+NRZ mit Helge Schneider zu seiner Heimatstadt Mülheim: Überschrift „Die sind bekloppt“ Unterüberschrift „Sein Befund über die Innenstadt: Die ist tot“. Das ganze Interview hier.
  • Die MBI fragten “Ist Mülheim noch zu retten?”, nachzulesen hier
  • MBI-Zwischenbilanz Juli 11: “Mülheim im Abwärtsstrudel!” hier
  • Juni 11: Ruhrbania Desolata, und wie! hier
  • April 11: Ruhrbania-Wahnsinn als urbaner Suizid wider besseres Wissen!? hier
  • April 11: Bankrottania hier
  • Meldungen und Berichte zur schweren Krise der Mülheimer Innenstadt, chronologisch von März 2009 bis Sept. 2010 als pdf-Datei (264 KB)
  • Aug. 10: Innenstadtkrise fffff: Auch vanderLinden am Ende hier
  • Mai 10: Abbruch West mit Ruhr? Hiobsbotschaften am Fließband hier
  • April 10: Wochenmarkt Schloßstraße endlich gesichert! Fast verraten und versandert, zum Glück nur fast! hier
  • März 10: Innenstadtkrise fff.: Chaos pur, in MH a.d.Ruhr!? hier
  • “Ruhrbania, Ruhrbanium, Ruhrbaniae, Ruhrbanio, Ruhrbaniorum …. anno 2009“:  Ein  Leuchtturmprojekt als Scherbenhaufen und finanzielles Debakel als PDF-Dokument (134 KB)

„Et hätt nit immer

jut jejange!“ hier