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Der Fluch der RWE-Hörigkeit

In 2008 schien die Welt noch in Ordnung. Mülheim sollte die RWE-Öko-Vorzeigestadt werden mit Elektro-Smarts und flächendeckendem „smart meter“ (angebl. „intelligenter“ Stromzähler), alles auf RWE-Kosten. Mit ganzseitigen „Prof. Dr. Mülheim“-Anzeigen wurden die Vorstellungen des mächtigen Energieriesen von zukünftiger Öko-Stadt angepriesen. Beides klappte aber nicht und selbst die Zähler sind 2011 erst höchstens im halben Stadtgebiet vertreten.
RWE und Öko, das passte irgendwie auch nicht zusammen!
So erlag bereits Prof. Dr. Mülheim den Kinderkrankheiten, doch was sich für den Atomkonzern, gleichzeitig Europas größter Klimakiller, jetzt an dramatischen Veränderungen ergeben hat, kann ganz Mülheim den Atem verschlagen!

Mitgehangen, mitgefangen? Der Fluch der RWE-Abhängigkeit!

Mülheim selbst war stets eine der Hauptstädte der Atomindustrie, in den 70iger und 80ger Jahren u.a. als KWU-Hochburg. Noch heute werden in Mülheim Castoren hergestellt und das RWE, einst entstanden als Gründung des Mülheimer Stahlbarons Stinnes, beherrscht viele Bereiche unserer Stadt, über großen Aktienbesitz am RWE, das zudem bei Strom, Gas, Wasser, immer noch vielen Nachtspeicherheizungen usw. die Geschicke der Stadt fest im Griff hat, bis hin eben zu Prof. Dr. Mülheim (s.o.) Mülheims OB Mühlenfeld darf dafür im erlauchten RWE-Aufsichtsrat sitzen (bei ca.200.000 € Vergütung für 4 Sitzungen!).

„RWE-Chef warnt vor Niedergang der Wirtschaft“ und „RWE-Chef warnt vor Abwanderung der Industrie – RWE will künftig mehr im Ausland investieren. Sorge vor feindlicher Übernahme“ lauteten 2 große Überschriften in der WAZ vom 11.6.11. Der Mülheimer Großmann ist nicht nur RWE-Chef, sondern auch Eigentümer des Stahlkonzerns Georgmarienhütte. Der Atomausstieg sei „rational und rechtlich nicht begründet“ behauptet er und er sieht nicht nur BASF und Thyssen-Krupp deshalb ins Ausland fliehen, sondern auch, dass der französische Atomkonzern EDF seinen Konzern „feindlich“ übernehmen könnte.

Der RWE-Aktienkurs hat sich seit 2008 mehr als halbiert, da muss sich der Chef Sorgen machen, vor allem um die bedrohten Ausschüttungen an die Aktionäre. Doch die Teufel, die er an die Wand malt, sind viel weniger „rational und rechtlich begründet“ als der deutsche Atomausstieg nach Fukushima!

Großmann hatte im großen Stil auf Ausweitung des AKW-Geschäfts gesetzt, doch bereits in Bulgarien und Rumänien Milliarden in den Sand gesetzt. Seine Versuche, ins englische AKW-Geschäft einzusteigen, scheiterten genauso wie in Polen. Selbst in Holland wurde die milliardenschwere Übernahme von Essent lange wegen dem 50%igen Anteils an dem Betreiber des einzigen holländischen AKW blockiert und inzwischen soll RWE möglicherweise gerade noch 20% daran übernehmen dürfen.

Das einzige wirklich und richtig profitable AKW-Engagement des RWE-Chefs war die Laufzeitverlängerung für deutsche Uraltmeiler wie Biblis, das die geübten Lobbyisten der 4 deutschen Energiekonzerne im letzten Herbst erwirkten. Milliarden hätte das dem RWE praktisch für nix gebracht, wenn nicht Fukushima die Lage grundsätzlich verändert hätte!

Das scheint Großmann aber immer noch nicht zu sehen. Er trieb das RWE als einzigem zur Klage gegen das Moratorium, ein kapitaler Fehler. Doch selbst wenn diese oder eine angekündigte weitere Klage gegen die Brennelementsteuer noch Geld in den maroden RWE-Konzern spülen würden, ändert das nichts daran, dass das RWE völlig auf falsche Pferde gesetzt hat. Bis der Konzern im größeren Maße in erneuerbare Energien umsteigen kann, das wird dauern. Da sind alle Konkurrenten bis hin nach China oder Spanien auch viel weiter.

Wenn Großmann droht, künftig mehr im Ausland zu investieren, hieße das, die Entwicklung zu Hause erst recht zu verpassen. Das würde RWE auf Dauer nicht überleben. Die heutige Aufteilung Deutschlands unter die 4 Energieriesen (Karte links) wird in wenigen Jahren längst Geschichte sein!

Im Übrigen kann die Übernahme eines weiter schwindsüchtigen RWE auch freundlich sein und z.B. durch ein Konsortium von Stadtwerken geschehen wie zuletzt bei der Gelsenwasser, der Thüga- oder der Steag-Übernahme. Eine groß angelegte Kommunalisierung des RWE würde ohnehin viel besser zur Energiewende passen, die nun kommen muss und wird, ob Großmann es will oder nicht.

Die EDF ist als Drohung auch nicht wirklich geeignet, denn sie wird auch in Frankreich massiv alleine an der Nachbesserung ihrer gefährlichen Altmeiler zu knabbern haben. Doch aus Großmanns Sicht …..

RWE hat sicherlich die Entwicklung „verschlafen“ bzw. absichtlich blockiert und unter Großmann aufs falsche Pferd gesetzt, was sich nun als enorme unternehmerische Fehlentscheidung entpuppt. Die Uneinsichtigkeit des RWE-Chefs könnte man als eine Art Altersstarrsinn belächeln, wenn das RWE nicht so stark mit vielen Kommunen verbandelt wäre. Und die müssen nun die krassen unternehmerischen Fehlentscheidungen ausbaden!

In Mülheim z.B. betragen die Einnahmen durch RWE-Dividende über 30 Mio. Euro p.a.. Für 2010 schüttet RWE noch 3,50 € pro Aktie aus. Großmann hatte bereits vor der Japan-Apokalypse angekündigt, dass in 2011 die Ausschüttung weit unter 3 € betragen werde. Das kann sich durch Atomausstieg und fallende Aktienkurse sehr schnell weit nach unten bewegen, egal ob das RWE sich noch Geld für Schrottreaktoren wie Biblis einklagen kann oder nicht.
Die RWE-Aktien sind also für die Stadt Mülheim inzwischen zum Risikokapital geworden, zudem man sie auf absehbare Zeit auch nicht mehr günstig abstoßen kann.
Diese RWE-Millionen fließen nicht in den städtischen Haushalt, sondern in die ausgegliederte Beteiligungsholding BHM und in Stiftungen. Die BHM finanziert damit andere defizitäre ausgegliederte GmbHs wie die Verkehrsgesellschaft MVG, die Marketinggesellschaft MST, die Wirtschaftsförderungsgesellschaft M&B, die Sozialholding für städt. Altenheime usw.. Bei 3,50 € Dividende muss die Stadt der BHM noch ca. 8 Mio. zuschießen. Wenn der Kurs auf unter 3 oder gar 2 € fällt, wird es ziemlich zappenduster in der ohnehin schon bankrotten RWE-Stadt Mülheim. Bei den Stiftungen werden die absehbaren Mindereinnahmen wegen fallender RWE-Dividende zu deutlichen Kürzungen in den sehr vielfältigen sozialen, kulturellen und sportlichen Aktivitäten führen, die diese für die Stadt finanziert.
Die äußeren Rahmenbedingungen für Mülheim sehen wegen der starken Verbundenheit zum RWE also recht düster aus. Genau das wird es auch nicht einfacher machen, sich Stück für Stück vom RWE abzunabeln, was aber dringend geboten sein wird.

  1. Die von Mühlenfeld und BHM geplante vorzeitige Verlängerung der Konzession für das Stromnetz für das RWE konnte 2010 zwar verhindert werden, dass aber andere Lösungen oder gar die Kommunalisierung (ob über medl oder im regionalen Verbund) möglich sein würde,  blieb Wunschtraum, nachdem nach der SPD auch die CDU auf RWE-Kurs umschwenkte. Auch dabei hinkt Mülheim der bundesweiten Entwicklung nicht nur um Meilen hinterher, sondern blockiert die gesamte Region. Mehr hier und in
    Mülheim, das RWE und die Stromkonzession – Ein erschrecklich abgekartetes Spiel, aber bitter- bis todernst für die ganze Region! hier
  2. Ähnlich verhält es sich bei der 80%igen RWE-Tochter RWW. Dort soll in diesem Jahr mit der Einführung des Wasserpreises Richtung flatrate zwar Gewinnmaximierung erzielt werden, doch ist bereits jetzt absehbar, dass die trudelnde Mutter sich bald von ihren letzten Wassertöchtern in Berlin und Mülheim wird trennen müssen, um die Verluste im Strombereich aufzufangen. Es ist zu befürchten, dass Mülheim dabei aber nur als Zaungast zuschauen wird und beten, dass nicht Gelsenwasser oder eine ähnliche Firma das RWW übernimmt und die bisherige RWW-Zentrale von gegenüber Ruhrbania weg verlagert. Mehr hier
  3. Wenn die medl (51% Stadt, 49% RWE) 2015 zur Disposition steht, stellt sich die Ausgangslage ähnlich dar. Erst einmal muss die Stadt knapp 40 Mio. an das RWE bezahlen für die seinerzeitige Einlage des 50,1%-Anteils SWB. Ob das RWE seine medl-Anteile behält oder verkauft, wird die Entwicklung zeigen. Wenn aber bis dahin kein Wunder geschieht, wird Mülheim wohl eher seine Anteile verkaufen, als RWE-Anteile hinzuzukaufen. So sind auch in diesem strategischen Sektor die Weichen für die Stadt Mülheim so dramatisch ungünstig gestellt, dass diese Stadt sich nur schwer an der bundesweiten Entwicklung dezentralerer Energieerzeugung und Versorgung selbst beteiligen können wird. Mehr hier

Es bleibt daher zu hoffen, dass sowohl bei Wasser wie bei Strom, Fernwärme und Gas Konsortien aus Stadtwerken der Nachbarstädte Mülheim übernehmen und integrieren. Dies haben sie bereits erfolgreich bei der Übernahme von Gelsenwasser und der Steag durchgeführt, wobei Mülheim nicht zufällig völlig außen vor war, anders als selbst Dinslaken!

Mehr zum Atomkonzern RWE

  • Hurra! AKW-Ausstieg endlich, aber zu langsam! hier auch nachzulesen in NRhZ Nr. 304 als pdf-Datei (47 KB)
  • RWE-Stadt Mülheim muss RWE zur Klagerücknahme wegen Abschaltung des Uralt-AKW Biblis bewegen! hier
  • RWE oh weh, oh weh! RWE Nee! hier
  • Atomausstieg beginnt vor Ort! Auch in RWE-Mülheim? Wenn nicht, dann gute Nacht Mülheim! hier
  • Fukushima ist überall!!! hier
  • Vorzeitige Stromverträge für Mülheim als RWE-Stadt auf Ewigkeit vorerst vereitelt! hier
  • Steag-Kauf durch Stadtwerke: Rekommunalisierung interkommunal, nur ohne Mülheim?! hier
  • Quo vadis RWE? Streit zwischen RWE-Kommunen und Vorstand hier
  • Üppige RWE-Vergütungen für Chefs und Aufsichtsräte hier
  • RWE-Ökoflops: Prof. Dr. Mülheim schwer erkrankt? hier
  • FingeRWEg von Belene! Hurra und endlich! RWE bestätigt Rückzug aus Belene! Gr0ßmanns Milliarden-Flop in Bulgarien hier