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RWE-Stadt Mülheim, Nest der Mächtigen, Klugen und Kreativen?

27.6.14: Die WAZ aktualisierte nun den Artikel aus 2010 zu Mülheim „Das Dorf der Mächtigen und Klugen“ ein wenig, s.u. in „Ein Nest mit Mächtigen“. Auch dieses Mal werden wesentliche Dinge, die Mülheim ausmachten und ausmachen, nicht erwähnt, so dass auch nicht wirklich nachvollziehbar wird, warum dieses „Nest mit Mächtigen“ finanziell derart hundsmiserabel dasteht trotz niedriger Arbeitslosigkeit und robuster Wirtschaft. Das städtebauliche Fiasko und die Tatsache, dass Mülheims Innenstadt im letzten Jahrzehnt den größten Niedergang aller deutschen Großstädte erlebte, läßt die WAZ geflissentlich weg. Zur Erinnerung:

9.8.10: Die WAZ hat es endlich entdeckt, das gewisse Etwas, was die kleine Großstadt zwischen Duisburg, Essen und Düsseldorf im westlichen Ruhrgebiet auszeichnet: „Das Dorf der Mächtigen und Klugen“ Dazu damals die MBI-Seite „RWE-Stadt Mülheim/Ruhr: Ein Dorf der Mächtigen und Klugen?” hier

Das scheinbar verschlafene Mülheim war immer eine Art Vorreiterstadt, ob bei der Entstehung des Ruhrgebiets, vor dem 1. und vor dem 2. Weltkrieg, als Zentrum der Atomindustrie, dann auch der Großröhrenherstellung u.a. für Brandts Ostpolitik, als Versuchskaninchen der Privatisierung im Ausverkaufsrausch der kommunalen Daseinsvorsorge, aktuell bei dem eigenmächtigen Versuch, Straßenbahnen stillzulegen u.v.m..

  • Dass Mülheim viel stärker mit dem RWE verbandelt ist als alle anderen RWE-Städte, selbst Essen, hat dem „Nest mit Mächtigen“ kürzlich die hoffnungslose auch bilanzielle Überschuldung gebracht, bleibt aber im WAZ-Artikel unerwähnt. Inwieweit Mülheim auch dabei wieder Vorreiterstadt sein wird, wird sich noch zeigen. Mehr u.a. in „Mülheim einsame Spitze im Bankrottsein auch durch extreme, gewollte RWE-Abhängigkeit!!“ hier
  • Dass Mülheim ferner mit seinem Prestigeprojekt „Ruhrbania“ nicht nur völlig gefloppt hat, sondern sich auch noch finanziell ruiniert und städtebaulich verunstaltet und deutlich verschlechtert hat, läßt die WAZ ebenfalls außen vor. Mehr u.a. in „Verschwendungsorgien als Ruhr- bania-Vorleistungen: Baufeld 2 und Sanierung Restrathaus“ hier oder in „Promenadenfest zur Einweihung der verwüsteten Innenstadt“ hier
  • Auch den sprichwörtlichen Mölmschen Filz erwähnt die WAZ nicht, obwohl dieser durchaus mit dem „Nest der Mächtigen“ korrespondiert und die Fehlentwicklungen der letzten Jahre bis Jahrzehnte mitunter arg begünstigte. Mehr u.a. in „Bazillus spezialdemokratus filzikus Mülheimiensis“ hier oder in „Aus dem Innenleben des Mölmschen Filzes oder wie Mülheim an die Wand gefahren wurde …“ hier

RWE-Stadt Mülheim/Ruhr:
“Ein Dorf der Mächtigen und Klugen?”

Ja, Mülheim war schon immer etwas Besonderes bis Seltsames: Wurde doch z.B. hier im Streithof, der Villa des damaligen Industriellen Kirdorf, ein gewisser Hitler bei Stahl- und Wirtschaftsbaronen hoffähig gemacht, womit eine Weltkatastrophe in Gang gesetzt wurde. Neben dem Stinnes- und dem Thyssen-Konzern entstanden mit Tengelmann, Metro und Aldi-Süd weitere Weltkonzerne hier. Mülheim war in den 70iger Jahren Zentrum der AKW-Industrie mit der KWU, die Röhren aus dem daneben liegenden Mannesmann-Werk waren wesentlicher Bestandteil in der Brandtschen Ostpolitik und selbst in der jüngsten Finanz- und Wirtschaftskrise war das Röhrengeschäft für Schröders Ostsee-Pipeline krisensicher. Das Conle- Imperium inkl. damals LTU u.v.a. mittel- bis größerständische Firmen stammen aus dem „Dorf“.
Übrigens: Aus Mülheim kommen noch viele, viele andere Berühmtheiten jeglicher Art, nicht nur die Hitler-Förderer Emil Kirdorf und  Fritz Thyssen,  ein Herr Albrecht von Aldi-Süd oder Metrogründer Beisheim, die Tengelmänner oder auch Frau Grillo, ex-Olympiasiegerin und erfolgreiche Unternehmerin,  ex-KFW-Bankchefin Matthäus-Maier, der ex-Bundesvorsitzende der Grünen W. Knabe, ex-Minister Müller,  RAG-Stiftungschef und ex-Bahn-Aufsichtsratsvorsitzende sowie ex-Schröder-Spezi und ex-WAZ-Geschäftsführer Bodo Hombach, der Kraft-VorvorVorsitzende der NRW-SPD Schartau (nun in der Fa. des Stahlmilliardärs und ex-RWE-Chef Großmann, ex-Karstadt-Vorständler, der ex-und hopp-OB und dann auch ex-Staastsekretär Baganz, der ex-Überläufer Mounir Yassine mit dem gefälschten Diplom uswusf. Ja selbst die Castoren für Ahaus oder Gorleben und in 2009 selbst der dümmste Bankräuber aller Zeiten der gesamten Republik oder die spektakulären damaligen Knast-Ausbrecher aus Aachen: Alle geisterten erst einmal durch Mülheim wie viele andere auch. Irgendwie muss Mülheim ein Nest sein u.a. für Führungsstellen, doch ob es sich immer um die „Klugen“ oder gar „Kreativen“ handelt, da mag man mitunter Zweifel hegen …. 

Ein Nest mit Mächtigen

WAZ 27.6.14, der ganze Artikel hier

Mülheim an der Ruhr: Lage: 51° 26’ N , 6° 53’ O; Fläche: 91,28 Quadratkilometer, Einwohner: knapp 167 000. Stadtrechte seit 1808. Erste bergfreie Stadt im Ruhrgebiet. Einst Hochburg der Lederindustrie und quasi Wiege der Kunststoffindustrie. Heute: junge Hochschulstadt. Eine Stadt mit zwei Max-Planck-Instituten. Eine Stadt mit Bekannten und Mächtigen, einst wie heute.

Nehmen wir nur mal „Olle Hansen“, der mit richtigem Namen Peter-Torsten Schulz heißt und einer der meistverkauften Künstler und Autoren Deutschlands ist. Er lebt hier wie Helge Schneider. Oder wie einst Otto Beisheim, der seinen ersten Cash & Carry-Markt in Mülheim eröffnete, immerhin der Ursprung des heutigen Metrokonzerns. Oder wie Karl Ziegler, der Nobelpreisträger.

Mülheim – ein Dorf der Klugen, der Mächtigen, der Kreativen?
Immerhin kommt jetzt auch die Erste Frau des Landes, Hannelore Kraft, aus Mülheim, wohnt mit der Familie in Dümpten. Immerhin kommt die Gesundheitsministerin des Landes, Barbara Steffens (Grüne) aus Mülheim. Immerhin hat auch der Justizminister des Landes, Thomas Kutschaty zumindest einen Teil seines Wahlkreises in Mülheim, und der frühere Kanzleramtsminister Bodo Hombach lebt hier. Die Garde der Großen reicht zurück bis August Thyssen oder Hugo Stinnes, die ihre Weltkonzerne hier aufbauten und steuerten.

Glanz alter Zeiten
Man begegnet der großen Vergangenheit heute noch in der Stadt: Gehen wir in das Haus Urge. Es liegt in einem jener Viertel, die zu denen mit dem Prädikat „Da möchte ich auch wohnen“ gehört. Es ist die einstige Villa von Hugo Stinnes jr., 1100 Quadratmeter, kleiner Pool im Garten, wo Stinnes jeden Morgen zwischen sieben und acht Uhr schwimmen ging. Noch heute kommt einem beim Betreten eine historische Aura entgegen. Großer Kamin im Eingang, und jener Flügel steht dort, an dem Albert Schweitzer einst als Gast saß und musizierte. Ein Haus, das Größe ausstrahlt und von denen es noch etliche in Mülheim gibt. Glanz alter Zeit, die in die Neuzeit strahlt.

Eben in jenem Haus Urge trafen sich auch einst Willy Brandt und Walter Scheel und besiegelten damals die sozial-liberale Koalition. Heute residiert „Zenit“ an der Stätte, ein Netzwerk, das Unternehmen im Land berät, europaweite Kontakte knüpft und Fördertöpfe öffnet.

Mülheim gilt als beschaulich, gar nicht so typisch für das Ruhrgebiet. Die höchste Rate an Schulabgängern mit Abitur in NRW gibt es hier. Bildungsstandort Nummer 1 ist das Ziel. Seit fünf Jahren darf sich Mülheim auch Hochschulstadt nennen, Schwerpunkt Ingenieurwissenschaften. Das freut zum Beispiel Siemens am Ort, das Unternehmen, das Ingenieure braucht, um zum Beispiel die weltweit größten Turbinen zu entwickeln.

Die Arbeitslosigkeit ist im Vergleich eher gering, die Wirtschaftskraft hoch, wie das durchschnittliche Einkommen. „Stadt der Millionäre“ heißt es auch oft. Ja, es gibt sie hier, weil sie hier gut leben, sehr gut, sehr vornehm, sehr teuer, etwas abgeschirmt, mitten im reichlich vorhandenen Grün, einen Sprung nur bis Düsseldorf, gleich um die Ecke von Essen. Mülheim wirbt als Wohnstadt, ist dabei, diese zu forcieren, nicht ohne Widerstand in der Bevölkerung.

Gegenwind gibt’s in Mülheim oft und reichlich. Das Bildungsbürgertum mischt mit in der Politik, die sehr kontrovers sein kann. Dass eine Wählerinitiative, die ihren Ursprung in Bürgerinitiativen hat, bis vor kurzem noch die drittstärkste Kraft im Rat war, sagt viel über Einmischen und Mitmischen aus. Oder auch, dass zur letzten Kommunalwahl gleich fünf Bürger- oder Wählerbündnisse antraten. Das pflegt man, schaltet gerne auch mal höhere Instanzen und Gerichte zum Schlichten und Klären ein. Am Ende verträgt man sich doch. Man läuft sich ja doch wieder schneller über den Weg als gedacht.

Amn. MBI: Man kann die vielen Bürgerinitiativen und Beschwerden auch gänzlich anders begründen! Vielleicht hat die Vielzahl der Widerstände ja auch mit dem besonders stark verankerten Filz zu tun!

Wim Tölke im Tor
Die SPD war stets die große Kraft in der Stadt. Das ist sie schon lange nicht mehr, sie sieht sich eher einem wachsenden Misstrauen gegenüber. Zwar bildet sie noch die stärkste Fraktion, ist jedoch machtlos ohne Partner – und den hat sie nicht. Da reicht die alte Größe auch nicht mehr aus, um zu verhindern, dass ein von der Wirtschaft gewünschter Flughafen zum Auslaufmodell erklärt wird, was die einen als Erfolg feiern, andere als unfassbar bezeichnen.

Was ist das für ein Nest, in dem der frühere RWE-Chef Jürgen Großmann zur Welt kam, wo sich der damalige Bundeswirtschaftsminister und spätere RAG-Chef Werner Müller sein Heim suchte, wo der einstige ADAC-Boss gut und gerne lebt, wo die Bundeskanzlerin zum Privatbesuch bei der Familie Haub, den Tengelmännern, auftaucht? Wo einst Wim Tölke im VfB Speldorf im Tor stand? Zumindest ist es eine Stadt, in der viele gerne auch Führung übernehmen wollen. Selbst die Kirche. Mit ihrer katholischen Akademie „Die Wolfsburg“ versucht sie mit Hilfe von Geistesgrößen aus dem In- und Ausland im Mülheimer Süden Antworten auf die zentralen Fragen der Welt zu finden. Tausende aus ganz Deutschland kommen jedes Jahr in den Speldorfer Wald, um dort mit zu denken, mit zu diskutieren. Hier treffen Handwerker auf Hochschullehrer, Bischöfe auf Atheisten. „Die Wolfsburg“ strahlt aus wie das Theater an der Ruhr, das Bühnenkunst als Brücke versteht in Länder und zu Menschen, in denen eher Krieg denn Kultur vorherrscht.

Sprecherin der Armen
Auch die Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld richtet ihre Stimme über die Stadt hinaus. Die zierliche Frau kann sehr bestimmt den Ton angeben, wurde zur Sprecherin all jener Städte gemacht, die es leid sind, immer tiefer in den finanziellen Abgrund zu stürzen.

Da geht es Mülheim mit bald 1,5 Milliarden Schulden schlechter als vielen anderen, was sich der Mann oder die Frau auf der Straße so recht nicht erklären können. Selbst mancher Politiker muss passen mit der Antwort auf die Frage, warum die Stadt so tief in der Kreide steht und froh sein muss, ein altes Schwimmbad noch mal so gerade für die Bürger herrichten zu können. Insofern ist Mülheim wieder eine ganz normale Stadt im Jahr 2014.

Andreas Heinrich

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