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Ruhrbania interrupta? Wie ein Prestigeprojekt implodiert

Das ist das sog. Strategieprojekt Ruhrbania in Mülheim/Ruhr

Baufeld 1 +2 nach heutigem Sprachgebrauch liegen zwischen Hafenbecken und Eisenbahnbrücke, die Baufelder 3,4,5 zwischen Eisenbahn- und Nordbrücke

Fast unbemerkt beschloss der Mülheimer Stadtrat am 7. Okt. 2010 eine Art Moratorium für Ruhrbania ab Baufeld 3. Im finalen Konsenspapier von CDU und SPD zum Etat 2010/2011 steht unscheinbar:

” Die bisherigen Erfahrungen bei dem Projekt Ruhrbania sind für weitere Aktivitäten auf den Baufeldern 3 und 4 einzubeziehen. Diese Flächen sind zu überplanen und dabei im Hinblick auf die Wirtschaftlichkeit u.a. zu prüfen, ob die Bestandsimmobilien weitestgehend gesichert werden können.”

  • 21.2.11: Die dramatische Abfolge von Geschäftsschließungen in der Innenstadt und das Scheitern der geplanten Interimslösung für die Fachhochschule in Kaufhof, ex-Arbeitsamt und Gesundheitshaus machen sowohl ein Moratorium zu Ruhrbania wie die völlige Überarbeitung des B-Plans “Ruhrbania-Ruhrpromenade I 31″ dringlich! MBI-Ratsantrag dazu hier

Das wurde so mal eben mit beschlossen und die AOK, deren Gebäude bekanntlich vor der Zerstörung noch gekauft werden müsste, vermeldete in der NRZ letzte Woche sogleich große Erleichterung und Zufriedenheit, denn ihre Immobilie sei noch tiptop und 80 Mitarbeiter arbeiteten weiter dort. Auch Gesundheitshaus und ex-Arbeitsamt sollen nun stehen bleiben! Das war übrigens die einzig logische Schlussfolgerung nach der FH-Entscheidung gegen Ruhrbania im Sept. 09. Der MBI-Antrag im Okt. 09 aber wurde verschoben und von SPD, CDU, FDP und Grünen danach abgelehnt. Welch riesengroße Unvernunft! Mit dem MBI-Antrag hätte auch der kontraproduktive Abriss des overfly noch verhindert werden können!

Auch hier gilt: Ach hätte man nur früher auf die MBI gehört!

So aber wurden noch 1,7 Mio zum Ankauf des ex-Arbeitsamtes verballert und der Umbau des Brückenkopfs für satte 15 Mio begonnen. Und alles für Ruhrbania, das bereits jetzt erkennbar zum Rieseflop und Torso werden wird. Die Macht des Faktischen holt aber irgendwann jede/n Visionär/in ein, wenn die Vision an der Realität vorbei geplant wurde und zur Fiesion wird!

Übrigens war der MBI-Antrag zum Ruhrbania-Moratorium auch deutlicher und verständlicher formuliert als im o.g. Konsenspapier!

  • Herbst 2009: “Ruhrbania, Ruhrbanium, Ruhrbaniae, Ruhrbanio, Ruhrbaniorum“: Die Ruhrbania-Ruhrpromenade – ein  Leuchtturmprojekt als Scherbenhaufen und finanzielles Debakel, als pdf-Datei (134 KB)
  • Okt. 09 und Feb. 10: MBI-Antrag zu einem Moratorium zu Ruhrbania hier
  • Sept. 09: Entscheidung zur FH gegen Ruhrbania hier
  • April 10: Der kontraproduktive teure Abriss des overfly hier
  • Feb. 11:  “Über das Innenleben der Heimatstadt von Ministerpräsidentin Hannelore Kraft. Wie Mülheim an die Wand gefahren wurde“, auch als pdf-Datei (124 KB)

Außerdem in der WAZ-Mülheim vom 20.10.10:
„Ruhrbania: Vertragsstrafe kein Thema – Mülheim wartet auf den Baustart auf dem Ruhrbania-Baufeld 1. Nach mehrfach durchbrochenen Zeitfenstern droht dem Investor Kondor Wessels nach städtischer Darstellung indes weiterhin keine Vertragsstrafe……. Bisher habe der Investor im vertraglichen Rahmen gehandelt, heißt es…… Ruhrbania-Koordinator Günter Helmich stellt hingegen zufrieden fest, dass Kondor Wessels begonnen habe, die Baustelle einzurichten. „……. In den nächsten Wochen an der Ruhrstraße ein großes Bauloch ……Das wird auch durch nichts mehr aufgehalten “

Das alles klingt wie seit Jahren: Ruhrbania interrupta, die vierte und alle sind zufrieden, weil sehr bald kommt`s!

Zur Erinnerung:
Im März 2007 beschloss der Stadtrat den Verkauf von Baufeld 1 an damals die holländ. Fa. Reggeborgh, die heute Kondor Wessels heißt. Im beschlossenen Vertrag war der 31.12.2009 als ultimativ letzter Tag für Baubeginn festgeschrieben. Vertrags“strafe“ war, dass die Stadt dann das Grundstück mit einem Abschlag zurückkaufen kann. Der Verkaufswert des Baufeldes lag bei 2,4 Mio.. Die Stadt aber ist mit vielen Aber- und Abermillionen in Vorleistung getreten, um das Gartendenkmal zu zerstören, die Ruhrstr. als Landesstraße stillzulegen und den Rathausneubau leerzuziehen und abzureißen nach Anmietung des SWB-Wohnturms als Ersatz, um ca. 4300 qm Bauland in bester Lage zu schaffen.

Selbst wenn man die 4 Mio. für das alberne kleine Hafenbecken und die 40 Mio. zur Sanierung des Rathausaltbaus nicht im Zusammenhang mit Ruhrbania Baufeld 1 sieht, hat die Stadt also bereits weit über 50 Mio. vorinvestiert und 2,4 Mio. eingenommen. Da wäre ein Rückkauf des Baufeldes nur sinnvoll, wenn die Immobilienhaie Schlange stünden. Doch Ruhrbania ist nicht Stuttgart 21 und deshalb wäre die Vertragsstrafe wohl einzig eine Strafe für die Stadt als Quittung für Luftschlossplanung.

Reggeborgh versuchte erst ein 4 bis 5-Sternenhotel an die Ruhr zu bekommen, doch kein Investor biss an. Dann präsentierte Kondor Wessels für Frau Mühlenfeld kurz vor der Wahl im Sommer 2009 das Konzept mit dem Ärztezentrum, ließ sich auch gleich ein Staffelgeschoss mehr als im B-Plan  vorgesehen genehmigen. Bereits im Frühjahr war auch das gescheitert. Dann legte er am letzten Maitag, dem ultimativ laut Vertrag letzten Termin (anders als beschlossen!), einen Bauantrag vor mit noch mehr Wohnungen, Büros und ggfs. anderen Nutzungen als im B-Plan vorgesehen. Im Sept. sollte Baubeginn sein.

Nun ist laut WAZ der Bauantrag angeblich immer noch in der Prüfung. Dabei hatte Dezernentin Sander im Mai behauptet, man sei so eng in Absprache mit Kondor Wessels, dass die Erteilung der Genehmigung praktisch nur Formsache sei. Na denn, wer glaubt noch, was gesagt wird, wenn es um Ruhrbania geht …. 2 Wochen nach Eingang der Baugenehmigung muss der Investor angefangen haben, d.h. ein Bauschild muss zu sehen sein und danach eine Baugrube. Und wenn wir Pech haben, war`s das, und die Stadt muss einspringen, um das Loch mit Leben zu füllen.

Doch egal: Ein Gutes haben die ganzen Verzögerungen. Die Restbäume des Gartendenkmals bekamen eine Gnadenfrist. Da sind noch ein paar der ehemals 17 Naturdenkmäler bei.

Also fassen wir den Stand der Dinge des Prestigeprojekts Ruhrbania seit dem Grundsatzbeschluss Mitte 2003 zusammen:

  • Der Stadtbadumbau ist abgeschlossen, die Wohnungen im Neubauteil zumindest vorerst kaum verkäuflich. Mehr hier
  • Das Hafenbecken wird sich zwar verspätet, aber bald mit Wasser füllen, doch solange daneben in Baufeld 1 Gruben ausgehoben und gebaut wird, bleibt der rege Besuch von Luxusyachten aus. Der Blick aus `ner Yacht auf die leeren Wohnungen im Stadtbadanbau, den leeren Kaufhof, die Baustelle Rathaussanierung und die Baugrube Ruhrstr. von Kondor Wessels lädt vorläufig auch nicht besonders ein! Mehr hier
  • Baufeld 2 ist bis auf einige Bäume leergeräumt und verkauft. Wann was kommt, hängt sicher auch davon ab, was genau in Baufeld 1 sich wann tut. Mehr hier
  • Baufeld 3 und 4 sind per Ratsbeschluss vorläufig auf Eis gelegt. AOK, Gesundheitshaus und ex-Arbeitsamt bleiben also stehen, s.o.
  • Auf Baufeld 5 dahinter soll laut B-Plan ein 10-stöckiges Bürohaus. Bevor das kommt, ist womöglich Stuttgart 21 fertig. „Ruhrbania als Vorbild für Schuttgart? Hoffentlich nicht!“ hier

Die Bilanz ist also ernüchternd bis erschreckend. Einschließlich der ganzen Verkehrsumbauten und ohne Rathaussanierung hat die Stadt mind. 100 Mio. an Vorleistungen erbracht, wenn man die Mietkosten für Ersatzräume der abgerissenen Gebäude wie Rathausneubau, Bücherei, Bürgeramt bedenkt. Dazu hat  sie sich auf Jahrzehnte gebunden. Die Dauerbaustellen haben der Innenstadt den fast letzten Rest gegeben, vor allem etliche alteingessene Kaufleute zur Aufgabe gezwungen. Und wofür der ganze Gewaltakt, die „Operation am Herzen der Stadt“ (Zitat WAZ)? Weiß keine/r so genau mehr, war halt `ne Idee von fehlberatenen Visionär/innen?

  • mehr zur riesigen Innenstadtkrise hier
  • mehr zur Mülheimer Haushaltskatastrophe hier

Kurzum: Ach hätte man/frau doch nur früher auf die MBI gehört …. oder wenigstens den Bürgerentscheid zu Ruhrbania zugelassen. Die große Mehrheit der Mülheimer/innen hätten das sauteure und zerstörerische Luftschloss vom Tisch gefegt!

Oder etwas ironisch gesagt: Wenn schon der Ruhrbania-Fortgang bisher aus einer Abfolge von interupti oder -ae besteht, so sollte niemand vorerst auf die Zeugung, geschweige denn Geburt von neuem Leben setzen.

Zur Erinnerung: Der sehr erfolgreiche Bürgerentscheid im Frühjahr 2006 gegen den Verkauf des Gartendenkmals der Ostruhranlagen, der dann bürokratisch für nicht zulässig weggestimmt wurde. Mehr hier

28.10.10: Offensichtlich räumt die Stadt das Ruhrbania-PR-Büro unterhalb des Kaufhof-Parkhauses und zieht schräg gegenüber in die leerstehenden Räume Ecke Leineweber-/kleine Ruhrstr., wo vor Monaten das Foto-Geschäft auszog. Auch Vivacon neben dem Ruhrbania-Laden hat sein Büro wohl leergezogen.

„Kein Erfolgsdruck beim Denken“ steht auf dem Schild, das der Herr oberhalb im Bild vor sich hält.

Nun ist also fast alles leer an der kleinen Schlossstr.? Kaufhof, Parkhaus und gegenüber ex-Schlecker. Und nun?

  • Soll das Parkhaus abgerissen werden? Wird der Kaufhof nun als Interimslösung für die Fachhochschule umgebaut? Oder wird doch noch was aus Ruhrbanium?

Seit Monaten nur Ankündigungen und vage Aussagen. Die danieder liegende Innenstadt muss an der zentralen Stelle aber wissen, wohin der Zug fährt, um sich überhaupt wieder etwas berappeln zu können. Sie braucht sehr wohl Erfolgsdruck und vor allem endlich Klarheit. Es ist nämlich nicht halb elf, wie die stehen gebliebene Rathaus-Uhr seit fast einem Jahr anzeigt, sondern fünf nach zwölf!

Die MBI hoffen im Übrigen, dass bei der Wiederbelebung dieser schwierigen Ecke der Innenstadt nicht erneut die für die Stadt teuerste Variante herauskommt, wie bisher leider fast immer,

  • ob bei der Rathaussanierung bei gleichzeitigem Abriss des Rathausneubaus
  • oder bei Vertreibung des Ärztehauses aus dem ehemaligen Stadtbadanbau, um einige m weiter ein Ärztehaus zu planen
  • oder der kontraproduktive Umbau des Brückenkopfes für 15 Mio. uswusf.
  • oder die bisherigen Pläne, das ex-Arbeitsamt abzureißen, das man gerade erst für 1,7 Mio. gekauft hat und welches man dringend für Ämter braucht, die aus dem Rathaus verscheucht wurden.
  • oder noch schlimmer die Pläne, das erst vor wenigen Jahren gänzlich sanierte Gesundheitshaus leerzuziehen und dann abzureißen, der reinste Wahnsinn.