Die Sondersitzung zum Nahverkehrsplan (NVP) der Stadt Mülheim war bedenkenswert. Auf der Tagesordnung standen zur Einbringung des NVP-Entwurfs die MBI-Anfrage zu den Unterschriftenlisten zum Erhalt der Buslinie 151 und der Bürgerantrag zum Erhalt der Buslinie 151. Frau Alsleben begründete den Bürgerantrag sehr anschaulich und so hervorragend mit nahezu allen nur denkbar wichtigen Argumenten. Ihre Rede ist weiter unten nachzulesen.
Mendener Bürger, Altenheime und Rudervereine hatten sehr orden- tlich zur Sitzung mobilisiert. Die Zuschauerränge und die freien Sitzplätze im Ratssaal waren proppevoll mit Bürger/innen, die fast alle wegen der drohenden Einstellung der angeblich unter- genutzten Buslinie 151 gekommen waren. Seit vielen Jahren gab es ein derart großes Zuschauer- interesse an Rat- oder Aus- schusssitzungen nicht mehr. Das alleine ist bereits der Beweis, dass dieses Vorhaben des NVP-Entwurfs indiskutabel ist. Doch lesen Sie die vielfältigen, überzeugenden Argumente von Frau Alsleben weiter unten selbst. Mehr zur Sitzung auch in
- Mülheimer Woche vom 25.5.13: „Längerer Weg für schwache Beine“ hier
- Nahverkehrsplan auf Mölmsch: Kirchtürmelei und taktische Winkelzüge gegen die Bürger? hier
Rede von Kira Alsleben am 23.05.2013 auf der Sitzung des Ausschusses für Wirtschaft, Stadtentwicklung und Mobilität im Rathaus in Mülheim an der Ruhr
Liebe Mülheimer Bürgerinnen und Bürger, Schülerinnen und Schüler,
liebe Mitglieder des Ausschusses für Wirtschaft, Stadtentwicklung und Mobilität
Sehr geehrter Vorsitzender Herr Dr. Tilgner
Nach § 24 der Geschätsordnung möchte ich heute in diesem Ausschuss einen Bürgerantrag stellen.
Ich spreche heute zu Ihnen als Mülheimerin, die an der Wöllenbeck wohnt und somit als Betroffene. Und ich spreche auch als Mutter zweier Mädchen, 12 und 14 Jahre alt, die den 151 täglich – häufig auch mehrmals täglich – nutzen.
Und ich sehe mich aber auch als Multiplikatorin für viele andere Mülheimer – Mendener Bürger – mit denen ich in den letzten Tagen ins Gespräch kam.
Wir alle möchten den Ausschusses für Wirtschaft, Stadtentwicklung und Mobilität bitten, vor einer endgültigen Verabschiedung des Wegfalls der Buslinie 151 eine Beratung mit folgender Beschlussfassung durchzuführen:
Der Ausschuss möge beschließen, im neuen Busnetz des geplanten Nahverkehrsplans die Linie 151 so zu belassen, wie sie heute ist.
Unsere Begründung:
- Die zuständige Grundschule an der Troostraße ist nicht mehr auf direktem Wege zu erreichen: Für 5-jährige Kinder gilt der Spruch der Bezirksregierung: „Kurze Wege kurze Beine“. Es ist bereits ein folgenschwerer – fast tödlicher – Unfall eines 10 jährigen Schülers am Hauptfriedhof wegen Umsteigens vom Bus in die Bahn erfolgt
- Die Karl-Ziegler-Schule ist als weiterführende Schule ebenso nicht mehr direkt erreichbar: Der Bus fährt stündlich und die Straßenbahn fährt 20-minütig: Wie ist dann der Anschluss? Aus 10 Minuten Fahrzeit werden ??? Fahrzeit.
- Der Ruderverein der Karl-Zielgler-Schule hat keine Haltestelle mehr und ist somit nicht mehr erreichbar. Das Ruderhaus wurde im Jahre (1899/1927) 1956 speziell dort (Gaststätte Weißer Turm) hingebaut, damit es an der damaligen Endhaltestelle für alle Schülerinnen und Schüler erreichbar ist. Das haben die damaligen Geldgeber nämlich u.a. der Kultusminister des Landes, die Stadt Mülheim an der Ruhr, die Firma Stinnes usw. beschlossen.
- Das Altenheim Ruhrgarten ist für Angestellte, Bewohner und Besucher nur noch durch sehr umständliches, unzumutbares Umsteigen erreichbar.
- Der Hauptbahnhof und das Forum in Mülheim sind für uns Bürger aus Menden ohne den 151er nur noch mit hohen Zeiteinbußen und nur noch durch zweimaliges Umsteigen erreichbar.
- Die evangelische Familienbildungsstätte am Scharpenberg ist isoliert, abgeschnitten und nicht mehr erreichbar.
- Für auswärtige Besucher, die vom Hauptbahnhof kommen, ist es dann sehr umständlich z.B. „Müller-Menden“, den „Ruhrstrand“ oder das „Altenheim Ruhrgarten“ zu erreichen.
- Mülheimer Bürger erreichen das Kettwiger Schwimmbad und Freibad nicht mehr direkt aus Mülheim mit dem ÖPNV.
- Zahlreiche bereits vorab „auf die Schnelle“ gesammelte Unterstützerunterschriften zeigen das hohe Interesse der Mülheimer Bürger.
- Eigene Beobachtungen auf der Linie zwischen Kettwig und der Stadtmitte zeigen eine hohe Auslastung der sowieso schon nur einmal in der Stunde fahrenden Busse der Linie 151 (auch in den frühen Morgen- und Abendstunden).
- Insbesondere zeigt sich diese auch am Wochenende durch zahlreiche Ausflügler und Wanderer, die den 151 entlang der Ruhr nutzen. Viele nehmen z.B. das Schiff hin und den Bus dann zurück!
- Auch im mir vorliegendem Entwurf zum Nahverkehrsplan Mülheim an der Ruhr von Dipl.-Ing. Jean-Marc Stuhm, der dem Wirtschaftsausschuss am 22.November 2012 per PPT vorgestellt wurde, finde ich in keiner der dort vorgestellten Sparvariante eine Abschaffung bzw. einen Entfall der Linie 151. Vielmehr steht dort schwarz auf weiß in Variante 2 und Variante 3: Ich zitiere: „6 von 15 Buslinien bleiben unverändert: Linien 132, 136, 145, 151, 753 und 976“
Und jetzt zum Schluss noch zwei Anmerkungen von Bürgern, die mich baten auch Ihre Belange vorzubringen bzw. anzusprechen:
- Zum einen die Kettwiger: Für Sie ist die Augenklinik, das ev. Kranken-haus und auch die Mülheimer Innenstadt nicht mehr direkt erreichbar.
- Und zum anderen von gläubigen Mitbürgern aus dem Stadtteil Menden, die ihre Kirche, nämlich sowohl die evangelische als auch die katholische Kirche nicht mehr unproblematisch zum Gottesdienst erreichen können. Beide zuständigen Kirchen sind für den Stadtteil Menden auf dem Kirchenhügel beheimatet und es trifft auch hier wieder die Jüngeren (Kommunionkinder und Konfirmanden) und Senioren, die beeinträchtigt werden, wenn sie an der Sonntagsmesse teilnehmen möchten.
Liebe Ausschussmitglieder, ich kann sehr gut verstehen, dass Sie sparen müssen, aber tun sie dies bitte nicht auf dem Rücken von sozialen Gruppen, die auf einen unproblematischen, öffentlichen Personennahverkehr angewiesen sind.
Es wäre schon sehr bedauerlich, wenn gewisse soziale Gruppen in Mülheim und auch Kettwig wie z. B. „Senioren“, „Schüler“, „Vereine“ und „Umweltbewusste (die kein Auto haben)“ oder auch „Bürger, die gar keinen Führerschein haben“, von der Mülheimer Politik vergessen und nicht mehr unterstützt würden.
Auch unter Umweltgesichtspunkten kann es im Jahre 2013 nicht angehen, dass eine offensichtlich gebrauchte, bewährte und auch wunderschön an der Ruhr gelegene Nahverkehrsanbindung eingestellt, bzw. abgeschafft werden soll.
Verehrte Ausschussmitglieder damit aus der gestrigen Zeitungsente des Kettwiger Kuriers eine wahre richtige Nachricht wird… zitiere ich die Kettwiger Zeitung von gestern: „151er fährt weiter nach Mülheim. Gerüchte sind falsch: EVAG will Streckenverlauf nicht ändern. An den Gerüchten … ist zum Glück nichts dran.“
Sie haben es in der Hand, machen Sie aus dieser Zeitungsmeldung eine wahre Meldung: Ich bitte Sie die Linie 151 so zu belassen, wie sie heute ist.
Herzlichen Dank
Mehr zur selbstgemachten Mölmschen ÖPNV-Sackgasse
- Mai 13: WAZ: “Linie 104: Stadt glaubt an Punktsieg” hier
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- März 13: WAZ: “Mülheims Antrag zur Kappung der Straßenbahn-Linie 104 abgelehnt” hier
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- Sept. 11: “Busse statt Bahn? – Kürzungen ohne Plan?” MBI-Veranstaltung mit Prof. Monheim zu den unsäglichen Mülheimer Plänen, Straßenbahnlinien durch Busse zu ersetzen. Mehr dazu hier. Videomitschnitt auf youtube hier
- Juni 11: Transparenz und Bürgernähe auch beim ÖPNV nur Fremdworte? hier
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