Das Spektakel um die Mülheimer ÖPNV-Zukunft sollte Anlass sein, endlich den Kirchtürmen Kompetenzen zu entziehen Richtung Ruhrmetropole als Gesamtstadt
Wenn Kirchtürme sich verselbständigen, läuten die Glocken schrill und ziemlich durcheinander…
Die bundesweit presse-wirksame Ankündigung der Mülheimer Stadtspitze, dass in der Ratssitzung am 11.7. in der Heimatstadt von Minister-präsidentin Hannelore Kraft eine Grundsatzentscheidung für flächendeckenden Ersatz von Straßenbahnen durch Busse gefällt werde, entbehrte zwar jeglicher Grundlage, hat aber u.a. nicht nur die überrumpelten angrenzenden Teilstädte des Ruhrgebiets gehörig aufgeschreckt. Diese wären selbst massiv von Mülheimer Alleingängen betroffen, ohne auch nur informiert, geschweige denn beteiligt worden gewesen zu sein.
Unabhängig davon läuft die Mölmsche Fragestellung allen Trends und Entwicklungen der letzten Jahre zuwider, ebenso den Vorgaben des Landes. Während u.a. in Frankreich und in etlichen deutschen Städten die Straßenbahnen eine Renaissance erleben, sollen ihre Strecken im hochverschuldeten Mülheim angeblich aus Kostengründen stillgelegt werden. Das ebenso hoch verschuldete Oberhausen daneben schafft/e im Gegenteil Straßenbahnen wieder an. So z.B. für die CentrO-Anbindung die Linie 112, die auch durch Mülheim führt. Ca. 90 Mio. € Rückzahlung von Fördergeldern würde eine Stilllegung der 112 bedeuten, die bei dem großkotzig verkündeten einseitigen Stillegungsvorhaben alleine von Mülheim bezahlt werden müsste. Mit der 901 aus Duisburg, der 104 und der U 18 nach Essen sieht alles ähnlich aus. Duisburg und Essen zeigten sich auch entsetzt, während man in Oberhausen noch zu dem Mülheimer Alleingang schweigt, weil auch Oberhausen mit Alleingang beim ÖPNV bereits völlig überfordert ist, mehr dazu s.u. bei den Zeitungsausschnitten aus den Nachbarstädten.
- Petition „Rettet die Mülheimer Straßenbahn“ – online unterschreiben hier und facebook hier
- WAZ 11.9.13: Mülheims Partnerstadt Tours feiert ihre neue Straßenbahn hier
- NRhZ vom 3.7.13: Nahverkehrsplan auf Mölmsch: Ein teures, absehbares Desaster? Dilettantismus pur, in Mülheim a.d. Ruhr! hier oder als pdf-Datei (60 KB)
So ungefähr stellte sich in der Woche vom 6. bis 13. Juli 13 für die Nachbarstädte das Mülheimer Vorpreschen in Sachen Bahnstilllegung dar, mehr s.u.
Bei den Buslinien sieht das ganze Durcheinander der sündhaft teuren und nur suboptimalen Einzelentscheidungen der Ruhr-Kirchtürme und –türmchen ähnlich aus. Mülheim wollte z.B. die Buslinie 151 über Mülheim-Menden bis Essen-Kettwig ab Stadtmitte kappen. Das ungefragte Essen kündigte an, dies nicht mitzutragen. Die Düsseldorfer Buslinie 752 wollte Mülheim an seiner Stadtgrenze enden lassen, wogegen der Kreis Mettmann bereits heftigen Widerstand ankündigte. Die eigenmächtigen Änderungen von Oberhausen zur Straba 112 und zur Buslinie 122 (s.u.) uswusf.. – immer das Gleiche:
Kirchturmspolitik pur in Zeiten der Überschuldung macht den ohnehin für eine Metropole recht uneffektiven ÖPNV im Ruhrgebiet noch schlechter und sicher nicht billiger. Der von der SPD Mülheim angekündigte Ratsbürgerentscheid zur Frage „Bus oder Bahn“ geht überhaupt nicht, da die 165.000 Mülheimer doch nicht für Oberhausen (210.000 E.), Essen (560.000 E.) oder Duisburg (485.000 E.) entscheiden können, ob deren Bahnen eingestampft werden. Kurzum: Das ganze absurde Theater um die Mülheimer ÖPNV-Zukunft macht nur eines wirklich deutlich:
So kann und darf es im Ruhrgebiet nicht weitergehen! Die Essener Dezernentin Raskop deutet an, was dringend geschehen muss, vgl. WAZ-Artikel unten:
Den einzelnen Kirchtürmen
im Ruhrgebiet muss man Kompetenzen entziehen!
Das gilt übrigens nicht nur für den ÖPNV, auch für die Planung von neuen Einkaufsflächen (Beispiele Ikea-Pläne, FOC Duisburg, Möbelmärkte), für die Ausweisung neuer Baugebiete, eben nicht mehr in den Außenbereichen und den regionalen Grünzügen, muss die Hoheit z.B. auf den übergeordneten RVR verlagert werden, um die zerstörerischen Kannibalismuseffekte der Ruhrgebietsstädte unter- und gegeneinander einzudämmen. Auch in der Energiepolitik und der Grundver- und entsorgung (Wasser, Abwasser, Müll usw.) muss die Zukunft im Interkommunalen liegen. Ebenso führt bei Feuerwehr, Schulen u.v.m. die bisherige absolute „Hoheit“ der einzelnen Städte und Städtchen des ohnehin krisengeschüttelten Ruhrgebietes nur noch in die beschleunigte Irre von Hyperverschuldung und Leistungsverschlechterung.
Jeder weiß, dass der überfällige Prozess der Kooperation inkl. der teilweisen Verschmelzung der Ruhrgebietsstädte auf viele Widerstände stößt, weil altgediente Erbhöfe, hochbezahlte Pöstchen u.v.m daran hängen. Dennoch gibt es keine wirkliche Alternative. Die Menschen sind schon längst viel weiter!
Duisburg wurde von Mülheimer Nahverkehrsplänen eiskalt erwischt
Der ganze Artikel aus der WAZ Duisburg vom 12.7.13 hier
Auszug aus dem Artikel:
„Duisburg. Wegen zu hoher Kosten will Mülheim womöglich die Straßenbahnen abschaffen. Dieser Kurswechsel hat die lokale Politik in Duisburg wie auch die Verantwortlichen bei der DVG eiskalt erwischt. Für die täglich mehr als 16.000 Fahrgäste der Linie 901 in Richtung Mülheim wäre dann am Zoo Endstation…………….“
Essens Politiker entsetzt über Mülheims Nahverkehrspläne
WAZ Essen 11.8.13, der ganze Artikel hier
Streit um Straßenbahn geht weiter
Der ganze Artikel aus der WAZ Essen vom 12.7.13 hier
Auszüge aus dem Artikel vom 12.7.:
„Essen. Dezernentin Raskob fordert Konsequenzen. Der Mülheimer Stadtrat hat die viel kritisierte Abkehr von der Straßenbahn, damit auch das Aus für die Linie 104 nach Essen und die Stadtbahn-Linie U 18 vertagt. Vor dem Hintergrund fordert Simone Raskob, in Essen zuständige Dezernentin für den ÖPNV, ein neues Konstrukt für die gemeinsame Via-Verkehrsgesellschaft: „Wenn es freiwillig nicht funktioniert, muss man darüber nachdenken, ob man es politisch hinbekommt.“ Ein starker Nahverkehr mit Bus und Bahn sei in der Metropole Ruhr mit fünf Millionen Menschen ein nachhaltiger Wirtschaftsfaktor. Ziel müsse deshalb ein Verkehrsunternehmen sein, das nicht vom Verhalten einzelner Städte abhängig ist. „So jedenfalls wird es zur Belastung“, sagt die Dezernentin, die sich verärgert und enttäuscht darüber zeigt, dass es im Vorfeld keinerlei Kontakte, Informationen oder Hinweise gegeben hat, weder auf städtischer Ebene, noch innerhalb der Via: „Wir haben es aus der Presse erfahren.“ ………“
Nur in Oberhausen herrscht zu dem Mülheimer Chaos und angedrohten Alleingang ziemlich Funkstille. Warum? Weil die Oberhausener mit sich selbst und ihren eigenen, eigenbrötlerischen ÖPNV-Maßnahmen bereits vollauf beschäftigt sind.
Neuer Fahrplan der Stoag löst Frustration in Oberhausen aus
Der ganze Artikel aus der NRZ Oberhausen vom 12.7.13 hier
Auszug aus dem Artikel:
„Oberhausen. Seit dem 9. Juni geht es drunter und drüber in Oberhausens ÖPNV: Buslinien werden gestrichen und Bahnen verspäten sich oder fallen aus. Die Fahrgäste sind so frustriert und verärgert, dass sie schon Stoag-Mitarbeiter bedrohen. …….Größten Ärger gibt es auf der 112, die tagsüber statt alle zehn Minuten nur noch im 20-Minuten-Takt von der Stadtgrenze Mülheim (Landwehr) nach Sterkrade fährt – die ständigen Verspätungen und sogar Ausfälle der maroden Mülheimer Bahnen erbosten die fast eine Stunde an der Landwehr wartenden Fahrgäste einmal so sehr, dass sie zwei Stoag-Mitarbeitern am Kragen packten und Prügel androhten. …… Aber auch der Mager-Takt der Busse 962 (nur noch einmal in der Stunde), die zu kleinen Busse auf der Linie 960 und das abrupte Ende des Mülheimer Busses 122 am Hauptbahnhof erregen die Gemüter. ………..“
Folgendes MBI-Großplakat hängt
- Vom 8. bis 18. August auf der Hauskampstr. gegenüber Bahnhof Styrum (Foto)
- Vom 20. bis 30. August in Saarn Ecke Kölner Str./Klostermarkt
- Vom 20. bis 30. August auf der Zeppelinstr., neben der Haltestelle Tilsiter Str.
Die Aussage ist die Antwort der MBI auf den überfallartigen, erneuten Mülheimer Versuch Anfang Juli, Straßenbahnen möglichst alle durch Busse zu ersetzen!
Mehr zum Mölmschen ÖPNV-Debakel
- Juli 13: NRZ: “Schützenhilfe für die Schiene” hier und “Eine Eselei” – Leserbrief in der NRZ Mülheim vom 8.7.2013 zum Artikel: Nahverkehr, „Plötzlich ist die Schiene auf dem Abstellgleis“, (NRZ vom 6.7. hier):
- Juni 13: “Wird das schöne Mintard als Stadtteil vom ÖPNV einfach abgekoppelt? hier
- Juni 13: “Ein gemeinsamer Nahverkehrsplan für das westliche Ruhrgebiet! Unprofessionelle, eigenbrötlerische ÖPNV-Planung in Mülheim ist teuer, nutzlos und kontraproduktiv!” hier
- Mai 13: “Nahverkehrsplan auf Mölmsch: Kirchtürmelei und taktische Winkelzüge gegen die Bürger?” hier
- Mai 13: WAZ: “Linie 104: Stadt glaubt an Punktsieg” hier
- Mai 13: Mülheimer Woche: „Längerer Weg für schwache Beine“ hier
- März 13: MBI-Vorschläge für ein zukunftstaugliches Straßenbahnnetz hier
- März 13: MBI-Vorschläge zur Optimierung des Busnetzes: ÖPNV-Attraktivierung, nicht Kürzung! hier
- März 13: WAZ: “Mülheims Antrag zur Kappung der Straßenbahn-Linie 104 abgelehnt” hier
- Feb. 12: Mülheimer ÖPNV-Konzeptlosigkeit per Gutachteritis: ÖPNV-Liniennetz auch mit dem 4. Gutachter unausgegoren! hier
- Dez. 12: Vorreiterstadt Mülheim beim ÖPNV-Abbau?! Versuch Nr.1 abgewehrt! hier
- Nov. 12: Nahverkehrsplan ohne Vision hier
- Sept. 12: Schwere Klatsche für die zukunftslose Mölmsche ÖPNV-Kirchturmspolitik! hier
- Ende Aug. 12: ÖPNV in Mülheim in miserablem Zustand mit unklarer Zukunft!? hier
- Ende April 12: xtranews: “Mülheimer ÖPNV-Debakel: Mischung aus 70iger Jahre-Ideologie und typisch Mölmschem Dilettantismus?” hier
- März 12: Zukunftsloses ÖPNV-Konzept der Stadt Mülheim!? hier
- Nov. 11: MBI-Stellungnahme zum ÖPNV-„Optimierungs“konzept der Stadt Mülheim: Insgesamt leider kein großer Wurf, weder finanziell noch zur Attraktivierung des ÖPNV, im Gegenteil: Das „Konzept“ ist unausgegoren mit kontraproduktiver Vorgehensweise und einer Bürgerbeteiligung als Farce! Mehr hier und zusammen mit dem MBI-Konzept als pdf-Datei (50 KB)
- Sept. 11: “Busse statt Bahn? – Kürzungen ohne Plan?” MBI-Veranstaltung mit Prof. Monheim zu den unsäglichen Mülheimer Plänen, Straßenbahnlinien durch Busse zu ersetzen. Mehr dazu hier. Videomitschnitt auf youtube hier
- Juni 11: Transparenz und Bürgernähe auch beim ÖPNV nur Fremdworte? hier
- Feb./März 11: Busse statt Bahnen? Konzeptlose Geheimniskrämerei zum ÖPNV per Gutachteritis!?! hier
- Jan. 11: Kappung Straßenbahn 102 vom Tisch! Konzeptlose ÖPNV-Pläne!?! hier
- Dez. 10: Das MVG-Nachtnetz und andere Mölmsche Seltsamkeiten bei der ÖPNV-Liniennetzoptimierung hier
- 2005ff.: Landeszuschüsse verschlampt, nun muss die überfällige Sanierung der gesamten Strecke der Linie 901 zwischen Monning und Schloß Broich zu 100% von Mülheim bzw. der MVG alleine bezahlt werden! Mehr hier