„Bus statt Bahn“-Endlosdiskussion als reine Beschäftigungstherapie?
Nach der FDP will nun auch die Mülheimer AfD zum ÖPNV die „Systemfrage“ stellen, sprich Mülheim soll alle Straßenbahnen durch Busse ersetzen. Die SPD kündigt zum wiederholten Male an, dazu einen Ratsbürgerentscheid machen zu wollen, wenn dann in ca. 1 Jahr die Ergebnisse des gerade erst in Auftrag gegebenen sauteuren nächsten Gutachtens vorliegen. Das ist übrigens bereits das 5. ÖPNV- Gutachten für die Stadt Mülheim in nur 4 Jahren und wahrscheinlich wieder nur für den Papierkorb. Doch SPD, CDU, FDP und Grüne haben das so Ende 2013 im Zusammenhang mit dem sog. Nahverkehrsplan (NVP) beschlossen. Ist auch wieder fast 1 Jahr her, in dem nichts wirklich passiert ist. Und der beschlossene Mülheimer NVP kann irgendwie nicht so schnell umgesetzt werden und somit hat die MVG und damit Mülheim als einzige Stadt keinen neuen Fahrplan.
Doch was soll`s bei dem ganzen Chaos um die ÖPNV-Zukunft, die eh nur Ausdruck himmelschreiender Hilflosigkeit ist. Da hilft auch keine erneute Dauerdiskussion über die Systemfrage, die sich Mülheim als kleine Großstadt zwischen größeren Großstädten ohnehin nicht wirklich isoliert stellen kann, egal ob mit Ratsbürgerentscheid oder mit dem x-ten Vortrag des Möchtegern-Bahnabschaffers Dönnebrink.
Seit Jahren fordern die MBI leider bisher noch erfolglos immer das gleiche, um diese Mölmsche Form von Beschäftigungstherapie bzgl. der ÖPNV-Diskussion zu beenden und endlich zukunftsgerichtet planen zu können:
Als allererstes muss Mülheim sich mit den umgebenden Städten an einen Tisch setzen und klären, wo man gemeinsam hin will bzw. kann. Dabei muss auch besprochen werden, wie man die teuren Verkehrsgesellschaften jeder Einzelstadt, in Wirklichkeit alle nur Stadtteile, möglichst schnell fusionieren kann, sprich als erstes im westlichen Ruhrgebiet DVG, STOAG, MVG und EVAG. Dann muss man einen gemeinsamen Nahverkehrsplan aufstellen.
Auf dem Weg dorthin gibt es viele dicke Probleme zu lösen, u.a. die Folgekosten des U-Bahn-Rumpfsystems im Ruhrgebiet inkl. der Tunnelfrage u.v.m..
Wenn das westliche Ruhrgebiet mit alleine ca. 1,5 Millionen Menschen nicht demnächst beim ÖPNV zum Schlusslicht in Europa werden will, muss die bisherige Kirchturmsdiskussion mit immer neuen Gutachten, unkoordinierten Einzelsparmaßnahmen jeder einzelnen Teilstadt uswusf. beendet werden, und zwar besser gestern als heute. Natürlich muss viel mehr Geld aus Berlin ins Ruhrgebiet fließen, wenn Deutschlands größte Metropole vor dem Kollaps bewahrt werden soll, zuallererst beim ÖPNV, doch ohne tiefgreifende strukturelle Änderungen der bisherigen Kirchturmspolitik würden diese benötigten Milliarden versickern wie Eis in der Sonne.
Mehr auch in WDR „DieStory – Endstation – Kollaps im Nahverkehr“ vom 15. Sept. zur Situation des ÖPNV im westl. Ruhrgebiet, welche letzte Woche auf Phönix wiederholt wurde. Der 45-minutige Fernsehbericht auch auf youtube hier
Mehr zum Mülheimer ÖPNV-Dilemma
- Sept.14: MBI-Flugblatt zur Ankündigung von WDR- dieStory: „Endstation – Kollaps im Nahverkehr“ Das Ruhrgebiet droht beim Nahverkehr Schlusslicht Europas zu werden mit Mülheim als Vorreiter!? als pdf-Datei (242 KB).
Die 45-minutige Doku ist nachzuschauen auf youtube hier - April 14: Radweg auf unrechtmässig stillgelegtem Flughafenast der 104?!? RP bestätigt Unrecht und genehmigt alles später! Unglaublich! hier
- Feb. 14: Die WAZ, der SPD-Wahlkampf und die ausgegrenzte MBI beim Thema ÖPNV hier
- Feb. 14: Planen für den Papierkorb bei ÖPNV und Ruhrbania? hier
- Dez. 13: “Dilettantenstadel a.d. Ruhr?” hier
- Okt. 13: “ÖPNV-Diskussion in Mülheim: Blamables Trauerspiel als Ausdruck tief sitzendem Kirchturmsdenkens?“ hier
- WAZ 14.10.13: “Verkehrsgesellschaft Via droht das Aus in Essen, Mülheim und Duisburg” hier
- Sept. 13: Petition „Rettet die Mülheimer Straßenbahn“ von ver.di – facebook hier
- Aug. 13: Expertenhearing zu “Bus statt Bahn” besser mit den Chefs von DVG, EVAG, STOAG, sowie dem RVR! hier
- Aug. 13: Mülheim als Menetekel für NRW und das Ruhrgebiet? hier
- Juli 13: Chaos pur, in den Kirchtürmen entlang der Ruhr? hier
- NRhZ vom 3.7.13: Nahverkehrsplan auf Mölmsch: Ein teures, absehbares Desaster? Dilettantismus pur, in Mülheim a.d. Ruhr! hier oder als pdf-Datei (60 KB)
- Juni 13: “Wird das schöne Mintard als Stadtteil vom ÖPNV einfach abgekoppelt? hier
- Juni 13: “Ein gemeinsamer Nahverkehrsplan für das westliche Ruhrgebiet! Unprofessionelle, eigenbrötlerische ÖPNV-Planung in Mülheim ist teuer, nutzlos und kontraproduktiv!” hier
- Mai 13: “Nahverkehrsplan auf Mölmsch: Kirchtürmelei und taktische Winkelzüge gegen die Bürger?” hier
- Mai 13: WAZ: “Linie 104: Stadt glaubt an Punktsieg” hier
- Mai 13: Mülheimer Woche: „Längerer Weg für schwache Beine“ hier
- März 13: MBI-Vorschläge für ein zukunftstaugliches Straßenbahnnetz hier
- März 13: MBI-Vorschläge zur Optimierung des Busnetzes: ÖPNV-Attraktivierung, nicht Kürzung! hier
- März 13: WAZ: “Mülheims Antrag zur Kappung der Straßenbahn-Linie 104 abgelehnt” hier
- Feb. 12: Mülheimer ÖPNV-Konzeptlosigkeit per Gutachteritis: ÖPNV-Liniennetz auch mit dem 4. Gutachter unausgegoren! hier
- Dez. 12: Vorreiterstadt Mülheim beim ÖPNV-Abbau?! Versuch Nr.1 abgewehrt! hier
- Nov. 12: Nahverkehrsplan ohne Vision hier
- Sept. 12: Schwere Klatsche für die zukunftslose Mölmsche ÖPNV-Kirchturmspolitik! hier
- Ende Aug. 12: ÖPNV in Mülheim in miserablem Zustand mit unklarer Zukunft!? hier
- Ende April 12: xtranews: “Mülheimer ÖPNV-Debakel: Mischung aus 70iger Jahre-Ideologie und typisch Mölmschem Dilettantismus?” hier
- März 12: Zukunftsloses ÖPNV-Konzept der Stadt Mülheim!? hier
- Nov. 11: MBI-Stellungnahme zum ÖPNV-„Optimierungs“konzept der Stadt Mülheim: Insgesamt leider kein großer Wurf, weder finanziell noch zur Attraktivierung des ÖPNV, im Gegenteil: Das „Konzept“ ist unausgegoren mit kontraproduktiver Vorgehensweise und einer Bürgerbeteiligung als Farce! Mehr hier und zusammen mit dem MBI-Konzept als pdf-Datei (50 KB)
- Sept. 11: “Busse statt Bahn? – Kürzungen ohne Plan?” MBI-Veranstaltung mit Prof. Monheim zu den unsäglichen Mülheimer Plänen, Straßenbahnlinien durch Busse zu ersetzen. Mehr dazu hier. Videomitschnitt auf youtube hier
- Juni 11: Transparenz und Bürgernähe auch beim ÖPNV nur Fremdworte? hier
- Feb./März 11: Busse statt Bahnen? Konzeptlose Geheimniskrämerei zum ÖPNV per Gutachteritis!?! hier
- Jan. 11: Kappung Straßenbahn 102 vom Tisch! Konzeptlose ÖPNV-Pläne!?! hier
- Dez. 10: Das MVG-Nachtnetz und andere Mölmsche Seltsamkeiten bei der ÖPNV-Liniennetzoptimierung hier
- 2005ff.: Landeszuschüsse verschlampt, nun muss die überfällige Sanierung der gesamten Strecke der Linie 901 zwischen Monning und Schloß Broich zu 100% von Mülheim bzw. der MVG alleine bezahlt werden! Mehr hier
Bericht eines Teilnehmers an der AfD-Veranstaltung am 11. Nov. im Handelshof zu „Bus statt Bahn“
Gebracht hat dieser Abend nach meiner Meinung gar nichts…..
Ich habe gestern Abend an der Diskussionsveranstaltung der AfD in der VHS teilgenommen – es war sicherlich der niveauloseste Tiefpunkt der gesamten Mülheimer ÖPNV-Debatte der letzten Jahre. Dr. Dönnebrink hatte seine politische Forderung, die Straßenbahn abzuschaffen, mit ein paar Zahlen aus dem Geschäftsbericht garniert, konnte aber zu den Nachfragen, welche Kosten der Umstieg auf Bus etwa hinsichtlich des Umbaus von Haltestellen o.ä. mit sich bringt, nichts sagen, weil er da nicht so detailliert im Thema drin sei. Die Kosten der Umrüstung mit Null anzusetzen, nur weil man nicht genau weiß wie hoch sie wirklich sein würden, machte dann Dönnebrinks Vortrag und Schlussfolgerung schon irgendwie zur Makulatur.
Der verkehrspolitische Sprecher der AfD, Dr. Beyerle, begründete die Forderung seiner Fraktion nach Abschaffung der Straßenbahn dann im wesentlichen damit, dass er als Autofahrer nicht schnell genug voran käme, wenn eine Straßenbahn vor ihm her fahre. Auch er hatte ein paar Vergleichszahlen aus einem Leverkusener Busbetrieb mitgebracht und forderte, bei der MVG einfach alles so zu machen wie bei diesem Leverkusener Busbetrieb – um dann auf der nächsten Folie darauf hinzuweisen, dass der Geschäftsführer der MVG 173.000 Euro Grundgehalt bekommt, sein „Kollege“ in Leverkusen aber ca. 220.000 Euro.
Ob wirklich eine Erhöhung des Geschäftsführergehaltes zur Lösung der Probleme beiträgt, wage ich doch zu bezweifeln. Ich kann mich jedenfalls noch an die Zeiten der Betriebe der Stadt erinnern, in denen der verantwortliche Werkleiter nach kommunalem Tarif bezahlt wurde und vermutlich nach heutigem Stand etwa die Hälfte des heutigen Geschäftsführergehaltes bekommen würde. Für mich als Kunde lief vieles zu dieser Zeit sehr viel reibungsloser als jetzt. Mit seinem Hinweis auf das angeblich zu niedrige Geschäftsführergehalt schielt der AfD-Vertreter dann wohl eher schon mal für sich nach einem lukrativen Posten im MVG-Aufsichtsrat.
Bezeichnend für den gesamten Abend war auch, wie wenig Berücksichtigung eigentlich die Interessen der zahlenden Kunden für das ÖPNV-Angebot finden sollen. Dr. Dönnebrink hatte in seinem Statement zwar darauf hingewiiesen, dass die MVG jährlich Fahrgeldeinnahmen in Höhe von 23 Mio Euro hätte, dies würde aber nicht bedeuten, dass man sich deswegen irgendwelche Gedanken darum machen müsste, wie man diese zahlenden Kunden auch mit einem guten Angebot versorgt. Denn 80% davon seien Einnahmen aus Monatstickets und die würden so oder so ihr Geld immer weiter bei der MVG abliefern, egal wie gut oder schlecht das Angebot sei.
Mit diesem Argument, das außerhalb Mülheims oft genug in der Praxis widerlegt wurde, hatte Dönnebrink seinerzeit SPD und CDU dazu gebracht, für eine Taktausdünnung im Nahverkehrsplan zu stimmen. Man braucht jedoch nur nach Oberhausen zu gucken, um zu sehen, dass die Angebotsverschlechterungen der letzten Jahre dort zu einem bedeutenden Einbruch in den Nutzerzahlen geführt haben und auch wesentlich mehr Abo-Tickets gekündigt wurden als man erwartet hatte. Jetzt ist man in Oberhausen mühevoll daran, wieder Kunden mit neuen Tarifangeboten zurückzugewinnen, ob dieses gelingt muss sich noch zeigen. Der Nahverkehrskunde wird auch in Mülheim nicht so dumm sein wie Dönnebrink glaub und auch hier sein Ticket kündigen, wenn er wegen schlechter Takte immer länger mit Bus und Bahn unterwegs ist. Dann sinken logischerweise auch die Einnahmen.
Die AfD, die nur aus Autofahrern besteht, die selbst gar kein Interesse an einem guten ÖPNV-Angebot haben, griff Dönnebrinks Hinweis jedoch gerne auf und fühlte sich in ihrer Meinung bestärkt, alles einfach über die Köpfe der Betroffenen hinweg zu entscheiden. Es gäbe nur eine denkbare Schlussfolgerung aus den Dönnebrinkschen Zahlen, nämlich die Straßenbahn abzuschaffen. Die Frage, wieso etwa in Frankreich so viele Städte in letzter Zeit neue Straßenbahnsysteme aufbauen wollen und wie das mit der Mülheimer Debatte zusammenpasst, wurde mehrmals gestellt, konnte jedoch nur mit einem Achselzucken aller Referenten beantwortet werden.
Gebracht hat dieser Abend nach meiner Meinung gar nichts – höchstens die Erkenntnis, dass die AfD gezeigt hat, wie gut sie den Mächtigen in der Stadtverwaltung nach dem Mund reden kann, um sich für einen lukrativen Aufsichtsratsposten zu empfehlen. Posten statt Inhalte scheint das eigentliche Ziel dieser Partei zu sein.
Freundliche Grüße